Auf Twitch: 2200 Menschen sahen Stephan B. beim Töten zu
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Ein Mann und eine Frau zünden bei einer Solidaritätskundgebung anlässlich des Attentats in Halle (Saale) an der Neuen Synagoge Berlin Kerzen an.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Halle. Das in den sozialen Netzwerken hochgeladene Bekennervideo der Angriffe in Halle/Saale ist nach Angaben der Streaming-Plattform Twitch von geschätzt 2200 Menschen angesehen worden, bevor es dann nach 30 Minuten gelöscht wurde. Twitch teilte in der Nacht zu Donnerstag weiter via Twitter mit, dass das "entsetzliche Video" 35 Minuten auch live vom Konto-Eigentümer auf der Plattform gestreamt und in dieser Zeit von fünf Menschen gesehen worden sei. Der Account sei vor etwa zwei Monaten erstellt worden, zuvor sei nur einmal etwas veröffentlicht worden.
Video zeigt Ablauf der Tat
Der mutmaßliche Täter der Angriffe in Halle/Saale soll ein Bekennervideo in den sozialen Netzwerken hochgeladen haben. Das Video dokumentiert allem Anschein nach den Ablauf der Angriffe in Halle aus Sicht des Attentäters. Zu sehen ist, wie offensichtlich in der Innenstadt von Halle geschossen wird. Unter anderem zeigt das Video, wie in einem Döner-Imbiss mehrfach auf einen Mann geschossen wird, der hinter einem Kühlschrank liegt. Die Aufnahmen stammen wohl von einer an einem Helm befestigten Kamera. Bis zum Abend gab es keine Bestätigung der Behörden dafür, dass es sich bei dem Mann im Video um den Attentäter handelt.
Twitch, eine Plattform mit Sitz in den USA, teilte weiter mit, man untersuche den Vorfall. Gegen Hassinhalte fahre man eine Null-Toleranz-Politik, jeder Gewaltakt werde sehr ernst genommen. Alle Konten, auf denen Inhalte dieser abscheulichen Tat veröffentlicht würden, würden dauerhaft gesperrt. Man sei in Gedanken bei den von der Tat Betroffenen.
Wie gehen soziale Netzwerke mit Gewalt und Terror um?
Es ist nicht das erste Mal, dass eine Gewalttat wie diese auf sozialen Medien im Livestream zu sehen gewesen ist. Auch die Terroranschläge in Christchurch im März wurden live auf Facebook gestreamt. Anschließend wurde das Video auch noch bei Youtube hochgeladen. In anderen sozialen Netzwerken kündigte der Attentäter das Massaker an.
Selbst, wenn die Betreiber der Plattformen die Inhalte löschen, tauchen sie meist kurze Zeit später wieder an anderer Stelle auf. Was einmal Eingang ins Netz gefunden hat, verschwindet nicht einfach so schnell wieder. Die jüngsten Anschläge zeigen, dass die Instrumente, die Social-Media-Plattformen haben, nicht ausreichen, um Terrorpropaganda zu bekämpfen.
RND/dpa/pf