Cyberangriff auf Potsdamer Stadtverwaltung – Rathaus kappt alle Internetverbindungen
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Das Rathaus Potsdam wurde womöglich erneut Opfer einer Cyberattacke.
© Quelle: Bernd Gartenschläger
Potsdam. Die Potsdamer Stadtverwaltung ist wahrscheinlich erneut Opfer eines Cyberangriffs geworden. Aus Sicherheitsgründen wurden daher am Donnerstagabend alle Internetverbindungen ins Rathaus gekappt. Die Verwaltung ist daher ab sofort nicht mehr per E‑Mail erreichbar.
„Wir haben uns entschieden, aus Sicherheitsgründen unsere Systeme offline zu stellen. Wir haben Hinweise auf eine Cyberattacke und arbeiten eng mit dem Land und Sicherheitsbehörden zusammen“, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).
Sowohl das Landeskriminalamt als auch der zentrale IT‑Dienstleister des Landes Brandenburg seien involviert, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow am Abend der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ (MAZ). Ein Krisenstab werde bereits am Freitag seine Arbeit aufnehmen.
Keine E-Mails, nur die Telefone im Rathaus funktionieren noch
Auf der Internetseite der Stadtverwaltung heißt es: „Durch das Abschalten der Netzwerkverbindungen kann die Verwaltung derzeit keine E‑Mails senden oder empfangen. Auch sämtliche Verfahrenssoftware kann aktuell nur eingeschränkt genutzt werden. Insbesondere Anträge von Personalausweisen und Reisepässen bzw. An- und Ummeldungen sind derzeit nicht möglich. Die Telefone sind davon nicht betroffen.“
Oberbürgermeister Schubert erklärte: „Wir sehen uns gezwungen, Sie bei allen Anliegen, die die Bürgerserviceeinrichtungen betreffen, um Geduld zu bitten.“
Die Stadt will aktuelle Informationen weiterhin unter www.potsdam.de sowie auf Twitter unter www.twitter.com/lh_potsdam bereitstellen.
Schon 2020 gab es eine Cyberattacke auf die Potsdamer Stadtverwaltung
Vor drei Jahren, im Januar 2020, kam es schon einmal zu einem Cyberangriff auf das Potsdamer Rathaus. Auch damals wurden vorsichtshalber alle digitalen Verbindungen zwischen den Servern und Computern im Rathaus mit der Außenwelt unterbrochen. Es folgten wochen- und sogar monatelange Einschränkungen bei der Bereitstellung von Dienstleistungen. „Wir haben erheblichen Nachholbedarf bei unseren Systemen. Das ist über Jahre gewachsen“, räumte Thomas Morgenstern-Jehia, der gerade erst eingestellte Fachbereichsleiter für E‑Government im Rathaus, damals ein.
Im Januar 2020 handelte es sich um einen Angriff über die Sicherheitslücke Citrix, die den Zugriff von außen – etwa für Homeoffice – ermöglicht. Die Firewall des Rathauses blockte damals laut Morgenstern-Jehia alle Angriffe. Im Ergebnis wurde die IT‑Sicherheit personell aufgestockt. Sensible Daten von Einwohnerinnen und Einwohnern wurden nach Angaben der Verwaltung damals nicht heruntergeladen. Die Täter konnten nach Angaben von Morgenstern-Jehia nie identifiziert werden.
Dieser Artikel erschien zuerst in der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“.