„Pokémon Legenden: Arceus“ im Test: Aufbruch in neue Abenteuer

Im neuen Pokémon-Spiel reicht es nicht mehr aus, die Pokémons einzufangen. Sie müssen auch besiegt, gefüttert oder beim Einsatz bestimmter Fähigkeiten beobachtet werden.

Im neuen Pokémon-Spiel reicht es nicht mehr aus, die Pokémons einzufangen. Sie müssen auch besiegt, gefüttert oder beim Einsatz bestimmter Fähigkeiten beobachtet werden.

Pokémon ist seit über einer Generation ein monumentaler Erfolg. Das Erfolgsgeheimnis ist eine Fantasie, mit der es Kinder lockt: eine Welt voller knuddeliger, bunter, magischer und auf Menschen fixierte Tiere – den Pokémon. Kinder sollen und wollen diese Taschenmonster fangen, sich mit ihnen anfreunden und Abenteuer mit ihnen erleben.

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Bisherige Spiele der Serie erzählen die Geschichte ziemlich linear und langsam. Nun erscheint ein Spin-off-Titel, der diese Fantasie viel direkter umsetzt. „Pokémon Legenden: Arceus“ ist gerade neu für Nintendo Switch erschienen. Auffällig ist die Altersfreigabe ab zwölf Jahren. Das klingt für eine Kinderserie überraschend – ist aber kaum ein Problem. Denn dieses Abenteuer richtet sich an ältere Kinder und an erwachsene Fans.

Screenshot aus Pokémon Legenden Arceus: Der Avatar steht vor dem Pokémon Sheinux.

Screenshot aus Pokémon Legenden Arceus: Der Avatar steht vor dem Pokémon Sheinux.

„Pokémon Legenden: Arceus“ beginnt in der grauen Vorzeit

„Pokémon Legenden: Arceus“ stürzt sich in die Vergangenheit. Zu Beginn der Geschichte stürzen die Heldinnen oder Helden auch tatsächlich aus einem Raum-Zeit-Strudel in eine graue Vorzeit, in der Menschen noch nicht gelernt haben, friedlich mit Pokémon zu leben. Ein Forschungstrupp erkundet die Wildnis. Und dafür geht es beim Spielen wirklich über grüne Wiesen, vorbei an planschenden Bidizas und herumtollenden Evolis. Die Interaktionen mit dieser Welt waren in früheren Spielen eine eher statische Angelegenheit, vieles fand nur in Menüs statt. Jetzt ist die Welt lebendig und reagiert in Echtzeit; auch beim Kämpfen.

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Fans der Serie haben ein Spiel wie Arceus herbeigesehnt – eines, das sich stärker an modernen Rollenspielen orientiert. Arceus löst den Traum ein und stellt die klassische Spielidee aus sammeln, erkunden und trainieren auf eine neue Grundlage. Es hat aber auch typische Probleme eines Pioniers: Es ist unausgewogen, ist hier und da unübersichtlich, mal überfordernd, und dann wieder etwas langweilig. Vor allem aber bringt das Spiel die arme Switch zum Schwitzen. Es ruckelt gelegentlich und sieht dann auch noch altbacken aus.

Abschied vom Gameboy

Geschenkt: Trotz der Schwächen ist dieses Spiel ein Ereignis, nicht nur für treue Fans. Seit dem Start der Serie hat kein Titel die Grundzutaten so kreativ neu gemischt. Zwar gibt es bereits zahlreiche Spin-off-Titel, in denen mit Pokémon gepuzzelt, geprügelt oder fotografiert wird. Aber dieser Ableger fühlt sich eher so an wie eine richtige Fortsetzung.

Wie in den Hauptspielen erkunden die Heldinnen und Helden die Welt, entdecken im hohen Gras neue Pokémon, die sie fangen und in Kämpfen trainieren. Wie in den Hauptspielen geht es darum, alle Taschenmonster der Welt zu finden und im „Pokédex“ zu katalogisieren. Aber die Hauptspiele fühlen sich vor allem für Vielspielerinnen und -spieler und Erwachsene etwas zäh und langwierig an. In ihnen wird viel wiederholt, sie sind eher langsam und führen ohne Zeitdruck durch zahlreiche Menüs. Das mag für Kinder ohne große Lese- oder Spielerfahrung genau passen. Doch das vermeintliche Abenteuer erschöpft sich schnell in endlosen Wiederholungen. In den Grundlagen hat sich die Spielidee seit ihrem Start in den 1990ern auf dem Gameboy nicht weiterentwickelt.

Screenshot aus Pokémon Legenden Arceus: Sheinux wurde erfolgreich gefangen. Der Pokédex zeigt nun weiter Aufgaben an.

Screenshot aus Pokémon Legenden Arceus: Sheinux wurde erfolgreich gefangen. Der Pokédex zeigt nun weiter Aufgaben an.

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„Pokémon Legenden: Arceus“ mit lebendigen Monstern

„Pokémon Legenden: Arceus“ liefert eine Blaupause dafür, wie ein modernes Pokemon-Spiel aussehen kann. Hier geht es mit einem Einkaufszettel voller Aufgaben in eine dynamische und offene Spielwelt. Deutlich erkennbar sind die Einflüsse des modernen Klassikers „Zelda: Breath of the Wild“ und der „Monster-Hunter“-Spiele. Die frischgebackenen Forscherinnen und Forscher werden auf die Hisui-Region losgelassen – der spätere Schauplatz der Diamant- und Perle-Spiele. Das bedeutet einerseits, das nur wenige neue Pokémon auftreten. Andererseits können Fans ihre alten Bekannten neu entdecken.

Und die Bekannten haben sich deutlich weiterentwickelt. In keinem Pokémon-Spiel bisher haben sich die Monster so lebendig benommen. Sie reagieren sichtbar aufeinander und auf andere Menschen. Plötzlich ist es wirklich wichtig, sich im hohen Gras zu verstecken und mit dem Pokéball in der Hand auf die Pirsch zu gehen. Um den Pokédex zu füllen, reicht es nicht mehr aus, alle Tiere zu fangen. Je nach Art ist es auch wichtig, sie zu besiegen, sie zu füttern oder sie beim Einsatz bestimmter Fähigkeiten zu beobachten.

Das nicht ganz so große Abenteuer

Das klingt nicht nur kompliziert, es ist auch deutlich fordernder. „Pokémon Legenden: Arceus“ erzählt zwar eine lineare Geschichte, aber es bietet große Freiheiten. Wie und mit welchen Methoden der Pokédex ausgefüllt wird, das kann sehr unterschiedlich aussehen. Crafting und Nebenmissionen steigern diese Freiheit noch.

In der grauen Vorzeit von „Pokémon Legenden: Arceus“ sind Pokémon noch etwas Gefährliches, vor dem viele Menschen Angst haben. Wie ein großes Abenteuer fühlt sich das Spiel in der Folge an. Nach ein paar Stunden dürften zumindest erwachsene Forscherinnen und Forscher sich allerdings abregen. Mit ein bisschen Übung sind alle Herausforderungen gut beherrschbar. Im Vergleich zu anderen Open-World- und Survival-Spielen ist „Pokémon Legenden: Arceus“ nicht besonders fordernd. Es schlägt eher eine Brücke zwischen den gemächlichen Pokémon-Abenteuern von früher und modernem Game Design von heute.

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Screenshot aus Pokémon Legenden Arceus: Die Karte gibt Spielerinnen und Spielern Orientierung.

Screenshot aus Pokémon Legenden Arceus: Die Karte gibt Spielerinnen und Spielern Orientierung.

Auf ins Neuland

Schade bleibt es um die Technik. Die Freude am Erkunden der verschiedenen Zonen wird von der ruckelnden Grafik und dem brutalen Pop-in-Effekt gedämpft. Monster, Bäume und andere Gegenstände erscheinen einen Steinwurf vom Spielercharakter entfernt plötzlich aus dem Nichts. Das ist und bleibt störend, ruiniert das Abenteuer aber nicht.

Dass „Pokémon Legenden: Arceus“ nicht sein ganzes Potenzial beim ersten Anlauf einlöst, kann kaum überraschen. Dann wäre den Macherinnen und Machern der Serie aus dem Stand ein Meisterwerk geglückt. Das ist „Pokémon Legenden: Arceus“ nicht – aber es ist ein starkes Spiel, ein großer Spaß, und ein Beweis dafür, dass Pokémon sich neu erfinden kann. Dieses Spiel schreit nach einer Fortsetzung mit runder Technik und etwas mehr Leben auf der Wiese.

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