Wie ältere Menschen den Umgang mit dem Smartphone lernen können

Viele ältere Menschen sagen zum Umgang mit Handys: „Das kann ich nicht mehr lernen.“ Doch es ist nie zu spät dafür, meint Autorin Monika Sintram-Meyer.

Viele ältere Menschen sagen zum Umgang mit Handys: „Das kann ich nicht mehr lernen.“ Doch es ist nie zu spät dafür, meint Autorin Monika Sintram-Meyer.

Hannover. Frau Sintram-Meyer, waren Sie denn selbst von Anfang an ein Fan des Smartphones?

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Ich war neuer Technik gegenüber eigentlich immer aufgeschlossen und habe auch viel mit dem PC gearbeitet. Aber als dann die Smartphones aufkamen, dachte ich erst einmal: Was soll der Quatsch? Mein Mann hatte ein Nokia-Telefon mit Touchscreen, und immer, wenn ich das in die Hand genommen habe, passierte etwas, das ich nicht wollte. Das hat mich total genervt.

Was hat Sie dann überzeugt?

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Ich hatte ein Schlüsselerlebnis am Düsseldorfer Flughafen. Während ich meinen ausgedruckten Zettel für den Flug nach Nizza in der Hand hatte, legten einige Geschäftsleute beim Einchecken einfach ihr Smartphone auf die Glasscheibe. Das fand ich schon mal sehr interessant. Überzeugt hat mich dann aber das Fahrkartenkaufen, denn diese Automaten hasse ich wie die Pest. Immer steht jemand hinter einem, der schon mit den Hufen scharrt. Die Möglichkeit, Tickets online zu kaufen und auszudrucken, habe ich zwar schon vorher genutzt, aber als ich gesehen habe, was die Smartphones in diesem Bereich können, hat mich das überzeugt.

Fiel Ihnen der Einstieg in die Smartphone-Bedienung leicht?

Ich dachte: Ich bin ja fit am PC, ich nutze das Internet, Excel und Word und weiß, wie Google funktioniert. Aber dann saß ich da mit meinem neuen Smartphone und fragte mich plötzlich: Was ist denn nun ein Google-Konto? Also fing ich an zu recherchieren – und plötzlich war der Bann gebrochen. Dieses Jahr war ich in drei Nicht-Euro-Ländern im Urlaub und alles, was ich brauchte, waren meine Kreditkarte und mein Smartphone. Ich habe es genossen, mich zum Beispiel mithilfe der Nahverkehrs-Apps durch die Städte zu bewegen.

Viele ältere Menschen sagen: „Das kann ich nicht mehr lernen.“ Was antworten Sie dann?

Ich sage dann: Ich helfe dir. Denn natürlich gibt es Vorbehalte, die hatte ich ja auch. Aber man muss einfach anfangen. Bei mir im Dorf wohnt zum Beispiel eine 80-jährige Dame, die hat noch nie mit dem PC gearbeitet. Dann hat sie, wie es oft der Fall ist, von ihren Kindern ein Seniorensmartphone geschenkt bekommen. Ihre Enkel wollten ihr zeigen, wie man das benutzt. Ein paar Monate später hat sie mich angesprochen: Die Enkel haben immer alle keine Zeit. Also übe ich jetzt mit ihr.

Sollten das nicht die Kinder oder Enkel übernehmen – auch generell?

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Sicherlich. Aber wenn es eine räumliche Distanz gibt, dann können sie sich das gar nicht leisten. Dann kann man höchstens Whatsapp einrichten und bei der Geschenkübergabe zeigen, wie das funktioniert. Das Beste ist aber, wenn man jemanden findet, der das Smartphone häppchenweise und ganz langsam immer weiter erklärt. Selbst ein Kurs an der Volkshochschule kann da nur einen Überblick geben – denn in dem Moment, wo man zu Hause ist, hat man meist schon alles wieder vergessen. Das Üben ist aber sehr wichtig. Nur so kann man die Ängste nehmen.

Welche Ängste haben ältere Menschen denn?

Das stellt sich oft erst hinterher oder bei Nachfragen heraus. Zwei Freundinnen von mir wollten zum Beispiel mit dem Zug nach Hamburg fahren und fragten mich nach der App. Als es so weit war, haben sie aber dann doch wieder Fahrkarten am Automaten gekauft. Die eine befürchtete, dass ihre digitale Fahrkarte ohne Netz nicht angezeigt würde; die andere, dass sie sie nicht mehr in der App finden könnte. Aber ich habe gemerkt, dass sie sich insgeheim gewünscht haben, doch mal so cool sein zu können und einfach nur den QR-Code zeigen zu können. Also haben wir das gemeinsam geübt. Neben den Ängstlichen gibt es aber auch noch die Ignoranten. Die behaupten, dass sie das alles nicht brauchen. Die erwarten, dass man ewig auf sie Rücksicht nimmt.

Müssen ältere Menschen das alles wirklich lernen?

Natürlich kann man sagen, ich finde das alles blöd. Aber dass die Welt immer digitaler wird, haben ja andere für mich entschieden. Irgendwann wird es keine Fahrkarten- oder Geldautomaten mehr geben. Dann wird keiner mehr sagen: Ach, die armen alten Menschen, auf die müssen wir Rücksicht nehmen.

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Sie helfen vielen Menschen aus Ihrem Umfeld, mit Smartphone und Tablet zurechtzukommen. Warum haben Sie nun ein Buch zu diesem Thema geschrieben?

Mein Mann und ich haben uns vergangenes Jahr neue Smartphones gekauft und unsere alten Geräte verschenkt. Ich dachte, ich muss den neuen Besitzern deutlich machen, dass ein Smartphone am allerwenigsten ein Telefon ist, sondern ein Computer. Wenn man damit nur telefonieren will, kann man auch beim Tastentelefon bleiben. Ich habe also ein paar Tipps aufgeschrieben und dann immer weiter geschrieben. Ein paar Tage später sagte ich zu meinem Mann: Ich glaube, ich habe angefangen, ein Buch zu schreiben. Tatsächlich geht es mir aber weniger um das Buch als darum, den alten Menschen klarzumachen, dass sie mal in Gang kommen müssen.

Es ist also noch nicht zu spät?

Nein. Dass die digitale Entwicklung in Deutschland so langsam voranschreitet, ist in diesem Fall ein Glück. Aber auch in Deutschland geht es voran, und irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem es keine Alternativen mehr gibt. Wenn man dann erst anfängt, sich damit auseinanderzusetzen, ist es extrem schwierig. Aber wenn man sich mit Smartphone und Tablet schon ein bisschen auskennt, dann kann man sich weiter anpassen.

Cover des Buches "Vom Nutzen digitaler Geräte

Monika Sintram-Meyers Buch „Vom Nutzen digitaler Geräte für Senioren“ ist beim Self-Publishing-Verlag Tredition erschienen und kostet 25 Euro. Sie Autorin lebt in der Nähe von Lübeck.

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