Wie der Erfinder des Handys auf die Zukunft des Smartphones blickt
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Martin Cooper gilt als Vater des Mobiltelefons.
© Quelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com
Hannover. Das Mobiltelefon hat runden Geburtstag: Vor 50 Jahren, am 3. April 1973, tätigte der Motorola-Ingenieur Martin Cooper auf der Sixth Avenue in New York seinen ersten Anruf mit einem 1,1 Kilogramm schweren Prototyp – und klingelte ausgerechnet bei seinem Konkurrenten Joel Engel von AT&T durch. Auf der anderen Seite der Leitung: betretenes Schweigen – zu unglaublich war offenbar der Moment.
Heute ist Cooper 94 Jahre alt. Dass er mit dem Anruf Geschichte schreiben würde, sei ihm klar gewesen, erzählt er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) im Interview. „Meine Kollegen und ich haben uns damals immer einen Witz erzählt. Wir hatten die verrückte Theorie, dass irgendwann in ferner Zukunft jedem Menschen qua Geburt eine Telefonnummer zugewiesen werden wird. Ganz so ist es natürlich nicht gekommen, aber wenn wir mal ehrlich sind: Weit entfernt sind wir davon nicht“, so Cooper.
Tatsächlich: Zwei Drittel der Weltbevölkerung nutzen heute ein Mobiltelefon – nur im deutschsprachigen Raum nennt man es auch Handy. Es existieren mehr solcher Geräte auf der Welt als Menschen. Und: Sie werden schon lange nicht mehr ausschließlich zum Telefonieren genutzt.
Was kann das Handy der Zukunft?
„Die Präsentation des iPhones war sicherlich ein riesiger Schritt vorwärts“, sagt Cooper. Steve Jobs habe das Smartphone zwar nicht erfunden, aber er habe es benutzbar gemacht – und werde dafür zu Recht verehrt, sagt Cooper. Dass aus dem Mobiltelefon aber mal ein Supercomputer werden würde, sei für den damaligen Motorola-Ingenieur im Jahr 1973 noch nicht vorstellbar gewesen.
Für die kommenden 50 Jahre hat Cooper allerdings sehr konkrete Vorstellungen: „Wir stehen mit der Technik noch immer ganz am Anfang“, ist sich der Handyerfinder sicher. Insbesondere im Bildungs- und Gesundheitssektor könnten Mobiltelefone eine noch größere Rolle spielen, glaubt er. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir alle irgendwann Sensoren an unseren Körpern haben. Unsere Geräte erkennen dann schwere Krankheiten frühzeitig und helfen dabei, sie frühzeitig zu behandeln.“
Datenaufkommen der Handynetzbetreiber höher als jemals zuvor
In Deutschlands Handynetzen sind deutlich mehr Daten übertragen worden als zuvor. Der Grund dafür ist vor allem mobiles Streaming.
© Quelle: dpa
Motorola nicht mehr Marktführer
Martin Cooper arbeitete 29 Jahre für den Techkonzern Motorola, entwickelte dort die ersten Handys und zahlreiche Nachfolger mit. Zuletzt stieg er sogar zum Vizepräsidenten auf. Das erste kommerzielle Modell kam im September 1983 auf den Markt – es war das Motorola Dynatac 8000X.
Heute spielt Motorola, das inzwischen zu Lenovo gehört, nur noch eine vergleichsweise kleine Rolle am Markt – die meisten Smartphones verkaufen Samsung und Apple. Cooper erklärt sich die Entwicklung mit einer gewissen „Arroganz“ des Konzerns, wie er sagt.
Motorola sei mit seinen Geräten so erfolgreich gewesen, „dass es glaubte, es könnte den Konsumentinnen und Konsumenten vorschreiben, was sie brauchen“. Andere Hersteller hätten aber cleverere Lösungen gehabt – und das Unternehmen sei damit schließlich auf die Nase gefallen.
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