Mercedes EQB im Test: Ist das ein E-Auto für die ganze Familie?
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Im Test: der Mercedes EQB – eignet er sich für eine Familie?
© Quelle: Michael Specht
Wie kräftig Mercedes für seinen EQB auf die Werbetrommel schlägt, ist deutlich an den riesigen Plakaten zu erkennen, die derzeit in Deutschland an vielen Wänden prangen. Das jüngste E-Auto des schwäbischen Autobauers soll schnell bekannt werden und den Elektroanteil am Absatz zügig erhöhen.
Der Marketingcoup könnte aufgehen. Der EQB spricht mit seiner Vielseitigkeit gegenüber dem technisch gleichen EQA besonders Familien an sowie Menschen, die ein Auto stark in ihre Freizeitgestaltung einbinden, Platz benötigen und der Praktikabilität einen hohen Stellenwert beimessen.
Damit sind sie bei dem fast 4,70 Meter langen EQB genau an der richtigen Adresse. Eigentlich sprengt das SUV damit schon die Kompaktklasse, für die es ursprünglich einmal konzipiert war, bietet dafür im Alltag aber eine Menge Platz und Funktionalität. Letzteres erreicht das Niveau eines Mittelklassekombis. Zwischen 495 und – bei umgelegten Rücksitzlehnen – 1710 Liter Gepäck lassen sich im EBQ verstauen.
Gegen Aufpreis wird der EQB zum Siebensitzer
In der Basis rollt das SUV in fünfsitziger Konfiguration vom Band. Gegen Aufpreis sind zwei zusätzliche, klappbare Sitze im Kofferraum erhältlich, der EQB wird so zum Siebensitzer. Wobei erwähnt werden muss: Für Erwachsene wird es in der dritten Reihe deutlich zu eng. Kinder kommen hier besser klar. Und für sie sind die Plätze sechs und sieben auch gedacht.
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Wer etwas mehr Flexibilität hinter den Vordersitzen benötigt, kann den EQB mit einer längs verschiebbaren (um 14 Zentimeter) Rückbank bekommen. Zusätzlich lassen sich die Lehnen in eine aufrechte Cargostellung bringen und so 190 Liter mehr Stauraum generieren. Im Fond lässt sich allerdings fühlen, dass der EQB nicht auf einer dezidiert entwickelten Elektroplattform steht, sondern im Ursprung ein Verbrennerfahrzeug ist. Das nötigte die Entwickler zu einigen Kompromissen beim Package. So sitzt man, bedingt durch die Batterie im Unterboden, mit etwas zu stark abgewinkelten Beinen. Den Oberschenkeln fehlt die volle Auflage. Doch das dürfte erst bei längeren Strecken ins Gewicht fallen.
Reichweite von 400 Kilometern
Nicht schön ist auch, dass Mercedes für den EQB keine Anhängerkupplung vorgesehen hat. Hier ist die Konkurrenz fortschrittlicher – und familienfreundlicher. Denn zwar nicht jeder will gleich einen Hänger ziehen, häufig aber doch Fahrräder auf den Haken nehmen, wenn es am Wochenende auf Tour geht.
Diese darf im Bestfall knapp über 400 Kilometer lang sein. Spätestens dann muss der EQB an die Steckdose. Zu schaffen ist diese Entfernung aber nur unter WLTP-Normbedingungen. Im Alltag sollte man sich eher mit 300 Kilometern anfreunden, im Winter auch darunter. Mercedes will aber schon bald eine besonders reichweitenstarke Version mit mehr Batteriekapazität (71 kWh anstatt 66,5 kWh) und anderer Zellchemie nachreichen. Die soll dann die 500-Kilometer-Marke knacken, natürlich ebenfalls nach WLTP.
Clever gemacht: Rekuperation und Lademanagement
Sehr professionell gelöst haben die Mercedes-Entwicklerinnen und -Entwickler das Thema Rekuperation. Die Stärke der Verzögerung im Schubbetrieb lässt sich über Wippen am Lenkrad regeln. Der Modus D- erzeugt für das sogenannte One-Pedal-Driving die höchste Bremskraft, D bleibt die goldene Mitte und in D+ „segelt“ der EQB, was auf Autobahnfahrten die effizienteste Art des Reisens ist. Wer auf die drei Einstellungen keine Lust hat, wählt einfach die automatische Rekuperation DAuto. Das System passt sich der jeweiligen Verkehrssituation optimal an, man muss sich um nichts kümmern.
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So sieht das Cockpit des Mercedes EQB aus.
© Quelle: Michael Specht
Auf längeren Strecken empfiehlt es sich ebenso, dem Navigationssystem stets ein Ziel mitzuteilen. Grund: Kalkuliert wird dann der schnellste Weg ans Ziel unter Berücksichtigung der maximaler Ladeleistung und der Dauer möglicher Ladestopps. Das Navi wählt selbstständig Ladestationen aus und fügt diese der Route zu. Mercedes nennt das ganze System „Electric Intelligence“.
Hoher Verbrauch im Test
Nicht minder clever ist das Management für den Hochvoltspeicher. Es wurde so ausgelegt, dass die Batteriezellen fürs Laden zuvor auf eine optimale Temperatur gebracht werden, um möglichst mit konstant hoher Leistung zu laden. Diese allerdings fällt mit maximalen 100 kW relativ niedrig aus. Hier fährt Mercedes nicht auf dem Niveau der Wettbewerber. VW beispielsweise sieht für den ID.5 bis zu 150 kW vor, der Hyundai Ioniq 5 schafft gar über 200 kW. Fahrerinnen und Fahrer dieser Autos können an einer (meist wenig gemütlichen) Raststätte ihre Wartezeit somit deutlich verkürzen.
Ein wenig überrascht hat der relativ hohe Testverbrauch. Die 18,1 kWh/100 km, die Mercedes als Normwert angibt, sind beim besten Willen nicht zu schaffen. Auf Autobahnen marschiert die Anzeige im Display locker Richtung 27 bis 29 kWh/100 km, selbst wenn man verhalten mit 120 bis 140 km/h unterwegs ist. Im städtischen Umfeld sind es um die 21 bis 23 kWh/100 km.
Fahrkomfort, Konnektivität und Sicherheit
Ohne jegliche Kritik hingegen bleibt der Fahrkomfort. Mercedes wird hier voll und ganz seinem hohen Anspruch als Premiummarke gerecht. Der EQB fährt sich unglaublich leise und geschmeidig. Das hohe Drehmoment (520 Newtonmeter) verleiht dem immerhin über zwei Tonnen schweren SUV eine Leichtigkeit und Souveränität, die einen das hohe Gewicht komplett vergessen lassen. Ebenso makellos präsentiert sich das Interieur, mit hochwertigen Materialen und einer Topverarbeitung.
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Eigentlich sprengt das SUV mit seinen 4,7 m schon die Kompaktklasse, für die es ursprünglich einmal konzipiert war.
© Quelle: Michael Specht
Etwas gewöhnen muss man sich allerdings an die sehr großen, runden Lüftungsdüsen im Stil eines Flugzeugstriebwerks. Sie bringen optisch Unruhe ins Cockpit. Dafür zeigt das Wide-Screen-Display, was heute im Automobilbau State-of-Art in Sachen Infotainment und Konnektivität ist: brillante Darstellung, schnelle Reaktionen und eine nahezu intuitive Bedienung. Zur Not hilft die Sprachsteuerung im Stil von Amazons Alexa. Zweifellos: MBUX bleibt das derzeit beste Bedienkonzept der Branche.
Zum Thema Sicherheit und Assistenzsysteme braucht man bei Mercedes eigentlich kein Wort mehr zu verlieren. Egal, ob EQS, EQC oder EQB, es rangiert auf dem höchsten Niveau, das in der jeweiligen Fahrzeugklasse geboten wird.
Statt Kauf ist auch ein Abo möglich
Das alles hat natürlich seinen Preis, der viele Menschen einmal trocken schlucken lassen dürfte. 58.000 Euro kostet der EQB. Unser Testwagen kam sogar auf knapp 70.000 Euro. Man sollte dabei aber nicht vergessen, was dieses Auto alles bietet. Wer sich zu einem Kauf noch nicht durchringen kann oder Elektromobilität erst noch „erfahren“ möchte, dem sei das Abomodell ans Herz gelegt, das Mercedes nun auch für den EQB anbietet.
Die monatlichen Raten starten bei 950 Euro und decken auch Wartung und Versicherung ab. Bei Vertragsabschluss ist eine Gebühr von 400 Euro fällig. Die reguläre Abolaufzeit beträgt 24 Monate. Es geht aber auch kürzer. Nach einem halben Jahr kann gekündigt werden, mit einer Frist von einem Monat.