Alarmbereitschaft im Advent: Brandverletzungen bei Kindern vorbeugen und richtig versorgen
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Finger weg, Vorsorge treffen: In der Adventszeit steigt das Risiko für Verbrennungen und Verbrühungen bei Kindern.
© Quelle: picture alliance / dpa
Für Kinder ist die Weihnachtszeit meist pures Vergnügen, für Eltern oft ein ständiger Balanceakt zwischen Vorfreude und Vorsicht: Denn heiße Getränke auf dem Küchentisch, echte Kerzen an Adventsgestecken und heiße Türen am Kamin sind typische Gefahrenquellen für Kinder in der Adventszeit.
Eine Tasse Tee kann Kinderhaut langfristig schädigen
Kinderhaut ist dünner und dadurch viel sensibler als die von Erwachsenen. Schon eine einzige Tasse mit heißem Tee kann einen Säugling lebensbedrohlich verbrühen und 30 Prozent der Körperoberfläche eines Kleinkindes verletzten.
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Schon ein heißes Getränk kann die empfindliche Kinderhaut langfristig schädigen.
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/dpa-t
Immer häufiger werden Kinder mit solchen Verbrühungen durch umgekippte Flüssigkeiten in den Spezialkliniken für Brandverletzte behandelt, vor allem in der Weihnachtszeit, sagt Professor Dr. Marcus Lehnhardt, Direktor des Schwerbrandverletztenzentrums am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum. Neben heißen Flüssigkeiten sind auch heiße Flächen eine oft unterschätze Gefahrenquelle in der Adventszeit.
Kinder unter fünf Jahren verbrennen sich besonders häufig
Jedes Jahr werden nach Angaben der Elterninitiative Paulinchen bundesweit mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche mit Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich behandelt. Circa 7500 Kinder unter 15 Jahren verletzen sich dabei so schwer, dass sie ins Krankenhaus müssen. Mehr als 70 Prozent dieser Kinder sind jünger als fünf Jahre. Umso wichtiger ist es, dass Eltern in solchen Notfällen die richtigen Maßnahmen zur Ersten Hilfe kennen: löschen, kühlen, Notruf wählen. Für eine sicherere Weihnachtszeit geben Kinderärzte, die Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin und die Elterninitiative Paulinchen e.V. folgende Tipps zum Schutz:
Nie mit Eis kühlen: Erste Hilfe bei Brandverletzungen
Wenn ein Kind den heißen Kakao vom Küchentisch herunterzieht oder die heiße Ofentür berührt, ist der Schreck groß. Deshalb gilt: Versuchen Sie Ruhe zu bewahren und Ihr Kind zu beruhigen.
Schritt 1: Feuer löschen und Hitzequelle entfernen
Löschen Sie das Feuer oder die brennende Kleidung mit Wasser ab oder ersticken Sie es mithilfe einer Decke oder durch Wälzen auf dem Boden. Wenn Sie einen Feuerlöscher benutzen, schützen Sie immer den Kopf Ihres Kindes und damit auch seine Atemwege.
Ziehen Sie Ihrem Kind bei leichten Verbrühungen die nasse Kleidung schnell, aber vorsichtig aus. Eventuell kann es notwendig sein, die Kleidung mit der Schere aufzuschneiden. Decken Sie anschließend vor allem Babys und Kleinkinder mit einer leichten Decke ab, damit sie nicht auskühlen.
Bei stärkeren Verbrennungen lassen Sie die Kleidung unbedingt am Körper Ihres Kindes. Sonst besteht die Gefahr, dass die Kleidung auch Teile der Haut mit abzieht. Kühlen Sie in diesem Fall die betroffenen Stellen, indem Sie zum Beispiel nasse Tücher, die nicht fusseln, auf die betroffenen Körperstellen legen und häufig wechseln.
Schritt 2: Brandwunden richtig kühlen
Kühlen Sie niemals Brandverletzungen bei Neugeborenen, Säuglingen und bewusstlosen Personen.
Kühlen Sie bei Kindern nur kleinflächige Verbrennungen an Armen, Händen, Beinen oder Füßen. An anderen Körperstellen (vor allem am Kopf) ist die Gefahr einer Unterkühlung zu groß.
Nutzen Sie zum Kühlen niemals kaltes Wasser, Eiswürfel oder Kühlpacks, sondern immer lauwarmes Wasser (mindestens 15 Grad warm). Achten Sie außerdem darauf, die Hände oder Füße Ihres Kindes nie länger als zehn Minuten zu kühlen. So vermeiden Sie, dass die Körpertemperatur zu weit herabgesenkt wird.
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Kleine Verbrennungen maximal zehn Minuten mit lauwarmem Wasser kühlen.
© Quelle: Zacharie Scheurer/dpa-tmn
Großflächige Verbrennungen sollten Sie nicht kühlen, denn das führt häufig zu einer gefährlichen Unterkühlung. Decken Sie stattdessen die betroffenen Stellen ganz locker mit einer sterilen Kompresse aus dem Verbandskasten ab. Hierfür benötigen Sie keine Spezialverbände.
Brandwunden im Gesicht werden nicht abgedeckt. Hat sich ihr Kind im Gesicht verbrannt, könnte es allerdings sein, dass es auch Rauch eingeatmet hat. Setzen Sie es in diesem Fall aufrecht hin und erleichtern ihm so die Atmung.
Schritt 3: Notruf wählen
Rufen Sie immer den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112, wenn sich Ihr Kind schwer verletzt hat. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder mit Brandverletzungen sollten unbedingt einem Arzt vorgestellt werden. Mit kleineren Verletzungen wenden Sie sich an Ihre Kinderarztpraxis.
Bei allgemeinen Fragen hilft auch die Elterninitiative Paulinchen mit ihrer kostenlosen Beratungshotline für Familien mit einem brandverletzten Kind weiter: 0800 0 112 123.
Was Sie bei Verbrennungen auf keinen Fall tun sollten
- Kühlen Sie niemals Brandwunden bei Neugeborenen, Säuglingen und bewusstlosen Personen.
- Ziehen Sie Ihrem Kind bei Verbrennungen nicht die eingebrannte Kleidung aus.
- Verwenden Sie niemals Eiswürfel, Eiswasser oder Kühlpacks zur Kühlung von Brandwunden. Sie lindern zwar kurzzeitig die Schmerzen, erhöhen aber vor allem bei Kindern das Risiko einer Unterkühlung.
- Vermeiden Sie jede Art der lokalen Wundbehandlung. Geben Sie niemals Mehl, Puder, Öl oder andere vermeintliche Hausmittel auf die verletzten Stellen. Diese Mittel schaden nur.
- Auch Brandsalben oder Brandbinden verschlimmern die Verletzung, da sie keinen Sauerstoff an die geschädigte Haut lassen und die Hitze im Gewebe festhalten.
- Kühlen Sie keine großflächigen Verbrennungen, sondern nur kleine Brandwunden an den Extremitäten.
So schützen Sie Ihr Kind vor Verbrennungen und Verbrühungen
Kinder können Gefahren noch nicht richtig einschätzen. Unfälle passieren schnell: Häufig verbrennen sich Kinder sogar im Beisein ihrer Eltern. 60 Prozent aller Brandverletzungen könnten durch Maßnahmen wie diese verhindert werden:
- Lassen Sie Ihre Kinder nie mit offenem Feuer oder brennenden Kerzen alleine.
- Essen oder trinken Sie nichts Heißes, während Sie ein Kind auf Ihrem Arm oder Schoß haben.
- Schließen Sie Feuerzeuge und Streichhölzer konsequent weg. Unterschätzen Sie dabei nicht die Reichweite Ihres Kindes – sie erhöht sich täglich!
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Schließen Sie Feuerzeuge und Streichhölzer konsequent weg.
© Quelle: Marcus Brandt/dpa
- Stellen Sie heiße Flüssigkeiten wie Kaffee, Tee oder Suppe immer in die Mitte des Tisches und niemals auf den Boden.
- Nutzen Sie keine herunterhängenden Tischdecken, denn vor allem Kleinkinder könnten sich daran hochziehen.
- Stellen Sie Töpfe und Pfannen immer mit dem Griff nach hinten auf den Herd und kochen Sie möglichst auf den hinteren Herdplatten. Sichern Sie Ihren Herd zusätzlich mit einem Schutzgitter ab.
- Nutzen Sie LED-Kerzen als sicherere Alternative in Adventsgestecken.
- Wenn Sie echte Kerzen verwenden, stellen Sie diese immer auf eine standfeste, nicht brennbare Unterlage und halten Sie Abstand zu leicht entflammbaren Materialien wie zum Beispiel Vorhängen. Wechseln Sie Kerzen rechtzeitig aus, bevor sie ganz runtergebrannt sind, und pusten Sie sie immer aus, wenn Sie den Raum verlassen.
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Pusten Sie Kerzen immer aus, wenn Sie den Raum verlassen.
© Quelle: Tobias Hase/dpa-tmn
- Nutzen Sie für den Weihnachtsbaum geprüfte LED-Lichterketten oder LED-Kerzen und stellen Sie ihn in einen möglichst schweren, mit Wasser gefüllten Ständer, damit er nicht umfallen kann.
- Sichern Sie Ihre Wohnung oder Ihr Haus mit Rauchmeldern ab.
- Klären Sie Ihre Kinder auf: auch Kinder sollten im Falle eines Brandes die Fluchtwege kennen.
- Stellen Sie für den Notfall entsprechende Löschmittel bereit.
- Löschen Sie einen Brand nur dann, wenn Sie sich dabei nicht selbst gefährden. Schließen Sie ansonsten die Tür zum Brandraum, verlassen Sie mit allen Familienmitgliedern die Wohnung und alarmieren Sie die Feuerwehr unter der Notrufnummer 112.