Newsletter „LVZ Familie“

Perfektion ist Quatsch

Liebe Eltern, liebe Großeltern, liebe Leserinnen und Leser,

Marie Kondo räumt nicht mehr auf! Haben Sie diese wirklich wichtige Schlagzeile auch gelesen? Die unbestrittene Queen of Clean mit ihren weltbekannten Ratgeberbüchern zum Ausmisten, ihrer eigenen Konmari-Methode zum Aufräumen und Netflix-Serie hat nach der Geburt ihres dritten Kindes zugegeben, dass in ihrem Zuhause nicht mehr alles blitzt und blinkt. Die Washington Post zitiert sie mit den Worten: „Mein Haus ist unordentlich, aber die Art, wie ich meine Zeit verbringe, ist die richtige für mich in dieser Phase meines Lebens.“ Sie habe das professionell gewienerte und geputzte Heim aufgegeben, aber „in a good way“ – weil es für sie besser sei, mehr Zeit für ihre Kinder zu haben.

Ist das nicht einfach schön? Fällt Ihnen da nicht auch zumindest ein Kieselsteinchen vom Herzen? Wenn sogar Marie Kondo mal Fünfe gerade sein lassen kann, dann können wir das ja wohl alle. Vielleicht muss man gar nicht jeden Abend den Geschirrspüler ein- und ausräumen, die Regale entstauben, die Böden wischen und das Spielzeug der Kids ordentlich wieder an seinen Platz stellen (außer Legosteine, die werden auf dem Boden zur knallharten Schmerzfalle). Vielleicht muss man gar nicht komplett durchdrehen, wenn Besuch kommt, und mit gefühlten acht Armen die Verwüstungen der Tornado-Kinder aus dem Weg räumen? Da werden die meisten von Ihnen wohl noch locker mitgehen. Liegen lassen, was soll‘s!

Eskalieren wir mal auf Stufe 2: Vielleicht ist es auch gar nicht nötig, dass beim Kindergeburtstag ein selbst gebackenes Konditoren-Meisterstück auf der Tafel steht, sondern einfach so eine Tiefkühl-Torte mit diesem Elefanten? Oh mein Gott! Da werden Sie schon nervöser, oder? So ging es auch Hebamme, Journalistin und Autorin Kerstin Lüking, die im Podcast „Psychologie to go“ mit Franca Cerutti über Selbstfürsorge im Familienalltag spricht. Ein wichtiges Thema vor allem für Frauen, die statistisch immer noch den Löwenanteil der Care-Arbeit übernehmen. Kindergeburtstag gehört natürlich dazu. Und (Spoilerwarnung) sie haben beide schon die gekaufte Torte auf den Tisch gestellt und die Geburtstagsgäste einfach auf der Wiese spielen lassen. Ohne Hüpfburg, ohne Schatzsuche, ohne Spiele-Olympiade. Haben alle Kinder überlebt – und fanden es auch noch richtig schön.

Ich hab meine Perfektionistin total auf den Mond geschossen und damit bin ich sehr glücklich.

Kerstin Lüking im Podcast „Psychologie to go“

Klingt gut, oder? Das ist eine Botschaft, die man gerne hört – und die vor allem Eltern immer wieder hören sollten: Does it spark joy – macht es Freude? Nee? Dann lass es los! Es reicht aus, wenn es ausreicht. Machen wir es öfter mal wie Marie Kondo und Kerstin Lüking: Perfektion ist Quatsch, schöne Momente mit den Kindern sind viel wichtiger. Ein paar gute Gelegenheiten für solche Momente haben wir in unseren Tipps zusammengestellt. Der Geschirrspüler kann warten.

Herzlichst

Ihre Juliane Groh

Redakteurin

Süßes reinstopfen, durch die Gegend rennen, rumschreien – auch beim Kindergeburtstag braucht es oft viel weniger als gestresste Eltern glauben.

Süßes reinstopfen, durch die Gegend rennen, rumschreien – auch beim Kindergeburtstag braucht es oft viel weniger als gestresste Eltern glauben.

 

Wochenend-Tipps

5- bis 6-jährige Kinder der rhythmisch-musikalischen Früherziehung „Singen, tanzen, trommeln“ spielen am Sonntag im Ariowitsch-Haus das Grimm‘sche Märchen „Sterntaler“. Sie experimentieren mit Klängen und Geräuschen. Sie singen, sprechen und spielen die einzelnen Rollen der Geschichte des Waisenkindes. Das Angebot richtet sich an Kinder ab 3 Jahren. Beginn: 15 Uhr. Eintritt frei.

Von Kindern für Kinder: Im Ariowitsch-Haus können Kinder ab 3 das Märchen „Sterntaler“ erleben.

Von Kindern für Kinder: Im Ariowitsch-Haus können Kinder ab 3 das Märchen „Sterntaler“ erleben.

  • Wie still sind Stillleben?“ fragt das Museum der bildenden Künste in einem Workshop. Kinder ab 4 Jahren erwartet am Sonntag ab 10.30 Uhr in der Sammlung künstlerische Praxis. Teilnehmen können maximal 15 Kinder, eine Anmeldung wird nicht verlangt.
  • Zeit für Vergenderung! Was befindet sich in den mysteriösen Boxen der fünf Show-Kategorien und welches Team kann das Rennen um den großen Preis für sich entscheiden? Das und vieles mehr erfährt das Publikum in der „All Gender *Splaining“-Show, zu der das Theater der Jungen Welt für Sonntag einlädt. Das interaktive Stück über Geschlechtsidentität beginnt 16 Uhr. Hier gibt‘s Karten.
  • Am heutigen Donnerstag öffnet der Winterferien-Freizeitpark auf dem Parkplatzgelände des Paunsdorf Centers (bis 26. Februar). Autoscooter, Achterbahn, Schwebekarussell, die „G-Force“-Schaukel und mehr erwarten Besucherinnen und Besucher. Geöffnet ist täglich ab 14 Uhr. Der Eintritt ist frei, die einzelnen Fahrgeschäfte sind kostenpflichtig. Gut zu wissen: mittwochs beim Familientag und freitags am Ladiesday sind die Fahrten günstiger.
 

Buch-Tipp

Ein quadratisches, weißes Buch mit einem gezeichneten jungen Mädchen in einem roten Kreis. Sie sitzt im Schneidersitz, guckt grimmig und hält ihre Arme mit geballten Fäusten nach oben.

Cover von „Ich bin F*cking ICH!“, erschienen bei Mixtvision.

„Ich bin F*cking ICH!“: Stine Stregen (Autorin, Illustratorin): „Was will ich?“, „Wo will ich hin?“, „Bin ich cool?“, „Will ich überhaupt cool sein?“, „Was ist denn mit meinen Eltern nur los?“, „Warum haben alle anderen ihr Leben im Griff und ich nicht?“ … Die Gefühle schwanken innerhalb kurzer Zeit zwischen superglücklich und tief betrübt. So viele Fragen, Unsicherheiten, Schwierigkeiten, Wünsche und Träume: Erwachsenwerden ist echt anstrengend. All die Einflüsse von außen wie soziale Medien, Fernsehen und Co. machen es Jugendlichen nicht leichter mit den Veränderungen von Körper und Psyche klarzukommen und auch die Eltern und Freunde sind nicht unbedingt hilfreich. Stine Stregen stellt all diese (Un-)Wägbarkeiten in kleinen Comics, die ausschließlich in schwarz, weiß und rot gezeichnet sind, sehr treffend dar. Das Buch enthält keine zusammenhängende Geschichte, die stringent erzählt wird. Stattdessen greift Stine Stregen viele verschiedene Themen des Erwachsenwerdens in ihren Zeichnungen auf. Manchmal sogar nur in ein oder zwei Bildern mit wenig Text – aber absolut treffend. Die dänische Autorin und Illustratorin zeigt Situationen und Gefühle, die viele Jugendliche kennen. Ich habe an einigen Stellen wirklich lachen müssen, weil ich in manchen Comics so an meine Jugend erinnert wurde. In anderen Szenen – Auftritt Eltern – wiederum fühlte ich mich ertappt (und musste erst recht lachen). Zum Beispiel, wenn die Mutter gezeigt wird, wie sie sich über die teils derbe Jugendsprache wundert, im nächsten Bild aber hinter dem Lenkrad sitzt und wie ein Rohrspatz andere Autofahrer beschimpft. Für Jugendliche ist „Ich bin F*cking ICH!“ kein klassischer Ratgeber, aber lustig zu lesen und gibt ihnen das Gefühl, ernstgenommen zu werden. Zeigt es doch, dass auch andere diese merkwürdigen Gefühle und eine gewisse Zerrissenheit kennen. Für Eltern ist das Buch eine gute und witzige Erinnerung an ihr Erwachsenwerden, wenn sie mal wieder über ihre Teenie-Kinder den Kopf schütteln wollen, während es zugleich auf charmante Weise vor Augen führt, dass auch wir Erwachsenen uns manchmal echt seltsam und ambivalent verhalten. Empfohlen wird das Buch vom Verlag ab 12 Jahren. Da es an wenigen Stellen teils sehr explizite Sprache nutzt, würde ich das Buch eher für Jugendliche ab 14 empfehlen.

Von Susanne Reinhardt

Familie

Alle News zum Thema Familie in Leipzig immer donnerstags gegen 16 Uhr im E-Mail-Postfach

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

 

Leseempfehlungen für Familien

 

Neues aus dem Familienleben

„Familiennamen sterben ja aus, wenn es in einer Familie keine Kinder mehr gibt. Aber neue Namen werden nicht mehr erstellt. Heißt eigentlich, rein rechnerisch, die Menschen müssten irgendwann alle denselben Nachnamen tragen.“ Tochter, 17. Leicht merkwürdig.

MissTrelawny (sic!) - @fingurplaustert, 30. Januar 2023

Hier geht‘s zum Tweet von @fingurplaustert.

Mein anerzogener Drang „nicht unbequem zu sein“ kollidiert maximal mit meiner Aufgabe, in diesem kinderunfreundlichen System für mein Kind einzutreten.

Michèle Liussi - @sternstaubkorn, 30. Januar 2023

Hier geht‘s zum Tweet von @sternstaubkorn.

Jetzt klingeln hier Mädchen und fragen nach meinem Sohn. ICH BIN NOCH NICHT SOWEIT!1!

Simone de Boudoir - @SimoneBoudoir, 28. Januar 2023

Hier geht‘s zum Tweet von @SimoneBoudoir.

Der 2,5jährige droht neuerdings damit die Feuerwehr zu rufen, wenn er mit etwas nicht einverstanden ist. Ich würde so ein Gespräch eigentlich gerne mal hören. “NOTRUF, was kann ich für Sie tun?“ „Mama hat gesagt ich soll schlafen, aber ich will niiiiiiiiiiiicht! 😠“

Claudi ohne Audi - @ClaudiohneAudi, 29. Januar 2023

Hier geht‘s zum Tweet von @ClaudiohneAudi.

 

Feedback

Hat Ihnen dieser Newsletter gefallen – oder könnten wir aus Ihrer Sicht etwas besser machen? Schreiben Sie uns gerne Hinweise, Kritik und Lob an familie@lvz.de

Schön, dass Sie uns lesen!

 

Abonnieren Sie auch

Heiterblick

Alle zwei Wochen berichtet Reporter Josa Mania-Schlegel über Themen, die die Stadt bewegen - und ihn selber.

Hier abonnieren

Mehr aus Familie regional

 
 
 
 
 

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken