Corona-Ausbruch in der Schule: Wie andere Länder mit Quarantäne und Co. umgehen
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Wie wird mit einem positiven Corona-Fall in der Schule umgegangen? Deutschland hat am Montag einheitliche Quarantäneregeln an Schulen festlegen.
© Quelle: Marius Becker/dpa
Die Gesundheitsminister der Länder haben sich mehrheitlich für einfachere Quarantäne-Regeln bei Coronafällen in Schulen ausgesprochen. Grundsätzlich solle bei einem Fall nicht mehr für die gesamte Klasse Quarantäne angeordnet werden, heißt in einem Beschluss nach Beratungen mit dem Bund am Montag. Symptomfreie Kinder, die als enge Kontaktpersonen in Quarantäne sind, sollen diese frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test beenden können. Die Gesundheitsämter sollten jedoch weiterhin auch auf den Einzelfall schauen, heißt es von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Vorher wurden die Quarantäne-Regeln von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabt. Bisher werden bei einer Dauer von 14 Tagen teilweise nur die Sitznachbarinnen und -nachbarn des infizierten Kindes in Quarantäne geschickt - teilweise jedoch auch die ganze Klasse. In Sachsen beispielweise gilt in solchen Fällen nur eine erhöhte Testfrequenz. Generell gelten die Regelungen nur für ungeimpfte oder nicht genesene Schülerinnen und Schüler. Derzeit gibt es jedoch keine Impfstoffe, die für Kinder unter zwölf Jahren offiziell zugelassen sind. Wie handhaben die Länder die Quarantäneregelung in den Schulen im Vergleich?
Frankreich: Sieben Tage Corona-Quarantäne
Laut des französischen Bildungsministeriums müssen sich direkte Kontaktpersonen mit dem oder der Infizierten in eine siebentägige Quarantäne begeben. Zu Beginn und Ende der Frist gilt eine Testpflicht. Die Schülerinnen und Schüler dürfen erst dann wieder den Unterricht besuchen, wenn ein negatives Ergebnis vorliegt. Die Erziehungsberechtigten müssen bescheinigen, dass der Schüler getestet wurde und das Ergebnis negativ ist. Liegt eine solche Bescheinigung nicht vor, wird die Quarantäne solange verlängert, bis sie vorgelegt wird.
Eine Ausnahme gilt wie auch in Deutschland bei genesenen (hier liegt die Frist bei zwei Monaten) oder geimpften Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften. Diese können weiterhin am Unterricht teilnehmen, sollten sich aber ebenfalls testen.
England: Keine Quarantäne für Kontaktpersonen
In England müssen sich enge Kontaktpersonen nicht isolieren, wenn sie vollständig geimpft, unter 18 Jahre und 6 Monate alt sind, an einer Impfstoffstudie teilgenommen haben oder aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Dann werden sie lediglich vom Gesundheitsamt kontaktiert, um einen PCR-Test durchzuführen.
Schülerinnen und Schüler, die positiv getestet werden, müssen sich zehn Tage lang zu Hause isolieren. Das Kind selbst oder seine Eltern werden gebeten, Angaben zu engen Kontaktpersonen zu machen. Kinder, die als enge Kontaktpersonen genannt werden, werden aufgefordert, einen PCR-Test zu machen, müssen sich jedoch nicht selbst isolieren, wie BBC berichtete.
Israel setzt im Kampf gegen Corona auf Schnelltests und Impfungen
SPD-Politiker Karl Lauterbach wies zuletzt auf die Teststrategien der Schulen in Israel hin. 180.000 Schülerinnen und Schüler konnten durch die Schnelltests trotz Corona-Fällen in ihrer unmittelbaren Umgebung in der Schule bleiben. Gleichzeitig liegt die Zahl der zuletzt gemeldeten Neuinfektionen bei täglich mehr als zehntausend.
In den Gemeinden mit hohen Infektionszahlen findet der Präsenzunterricht in den Klassenstufen acht bis zwölf nur dann statt, wenn mindestens siebzig Prozent der Klasse mindestens einmal geimpft sind. Ab dem 30. September müssen die Schülerinnen und Schüler dann mindestens zweifach geimpft sein, wie die FAZ berichtet.
Lehrerinnen und Lehrer in Israel dürfen nur in die Schule, wenn sie geimpft, genesen oder getestet sind. Bei einem positiven Corona-Fall sollen täglich Schnelltests durchgeführt werden. Eine Quarantänepflicht gibt es nicht.
Zwei Wochen Quarantäne für Schülerinnen und Schüler in Australien
In Australien gilt: Sobald das Gesundheitsministerium den Schüler oder die Schülerin als enge Kontaktperson ermittelt hat, kann der- oder diejenige nicht mehr die Schule besuchen. Dann müssen Symptome beobachtet und ein Corona-Test durchgeführt werden. In einigen Gebieten können Schulen den Nachweis eines negativen Testergebnisses verlangen, damit das Kind nach der Genesung wieder aufgenommen wird. Wer als enge Kontaktperson gilt, ist zu einer 14-tägigen Quarantäne verpflichtet. Zum Abschluss der Selbstisolation erhält der- oder diejenige einen Brief des Gesundheitsamts.
USA: Quarantäne für Ungeimpfte
Vollständig geimpfte, enge Kontaktpersonen sollten sich drei bis fünf Tage nach einem Ausbruch des Virus in der Schule testen lassen. Entwickeln die Schülerinnen und Schüler keine Symptome und haben einen negativen Test, können sie weiterhin zur Schule gehen, so das US-amerikanische Gesundheitsministerium. Bei einem positiven Testergebnis sollten sie sich zehn Tage lang isolieren.
Enge Kontaktpersonen, die nicht vollständig geimpft sind, werden ebenfalls zu einem Covid-19-Test überwiesen. Unabhängig vom Testergebnis sollten sie anschließend 14 Tage lang in Quarantäne. Diese kann mit einem negativen Test auf sieben oder zehn Tage verkürzt werden.
Schweden: Ganz ohne Corona-Regeln
Ganz anders sieht es übrigens in Schweden aus: Dort gelten Maskenpflicht und Regelungen zu regelmäßigen Tests oder ständiges Lüften nicht. Seit Beginn der Pandemie geht Schweden einen Sonderweg – ganz ohne Lockdown in den Schulen. Doch seit ein paar Wochen steigen auch dort die Zahlen wieder an. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei 70, „nur“ 57 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Im Vergleich zu den Nachbarländern Finnland und Norwegen sind die Todeszahlen seit Beginn der Pandemie auffällig hoch: Schweden zählt bislang fast 15.000 Tote, Norwegen dagegen 822.
ys/dpa