Ebola-Medikament als Corona-Wirkstoff? US-Experte zuversichtlich
Washington. Erste Ergebnisse einer klinischen Studie zum Wirkstoff Remdesivir bei der Behandlung von Covid-19-Patienten sind einem ranghohen US-Experten zufolge sehr positiv zu bewerten. Die Resultate müssten noch unabhängig geprüft und veröffentlicht werden, die Hinweise auf eine deutlich kürzere Krankheitsdauer seien aber vielversprechend, sagte am Mittwoch der Immunologe Anthony Fauci, ein Berater von US-Präsident Donald Trump.
Remdesivir habe eine "signifikante positive Wirkung bei der Verringerung der Zeit bis zur Genesung" gezeigt, sagte Fauci, der Chef des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten (NIAID) der USA ist. Die internationale klinische Studie mit mehr als 1000 Teilnehmern wurde mit Kontrollgruppen durchgeführt und die Datenerhebung von unabhängigen Experten begleitet, wie er weiter erklärte.
Patienten, die in Krankenhäusern an der Lungenkrankheit Covid-19 litten und Remdesivir bekamen, waren laut Fauci nach durchschnittlich elf Tagen wieder genesen, die Patienten der Kontrollgruppe erst nach 15 Tagen. Damit seien jedoch nicht alle Probleme gelöst, sagte Fauci während eines Treffens im Büro von Präsident Trump weiter. Auch die Sterblichkeitsrate sei etwas geringer gewesen, dieses Ergebnis sei aber bislang nicht statistisch signifikant.
Die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) sei derzeit in Gesprächen mit dem Arzneimittelhersteller Gilead, um Remdesivir rasch für Patienten in Krankenhäusern verfügbar zu machen, sagte Fauci. Eine formelle Zulassung des Medikaments würde jedoch noch wesentlich länger dauern und weitere Studien erfordern.
Remdesivir: Japan kündigt Zulassung an
Das ursprünglich gegen das Ebolavirus entwickelte Medikament ist bislang weltweit noch nirgendwo zugelassen. Das Biotech-Unternehmen Gilead erklärte in einer Pressemitteilung, man sei sich der “positiven Daten” aus der klinischen Studie bewusst, die Kommunikation liege aber beim NIAID. Die Nachrichten zu Remdesivir beflügelten am Mittwoch die Börsen.
Japan ist da bereits einen Schritt weiter: Das Land hat eine Zulassung für das Medikament Remdesivir zur Behandlung von Corona-Patienten angekündigt. Regierungssprecher Yoshihide Suga sagte am Dienstag, Japan habe das Medikament seit März gemeinsam mit anderen Staaten getestet. Remdesivir wird den Erwartungen nach das erste Arzneimittel sein, das in Japan für Covid-19 zugelassen wird.
Das Land testet in Krankenhäusern noch einen weiteren Wirkstoff, Favipiravir. Dieser wurde von zwei japanischen Unternehmen entwickelt. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte Daten zu einem in China durchgeführten Test von Remdesivir deuteten allerdings darauf hin, dass das Medikament bei der Behandlung schwerer Fälle nicht wirksam ist.
RND/dpa/AP/ka