Hilfe per Videochat: Online-Psychotherapien sind kein Allheilmittel
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Wegen der Corona-Pandemie fanden immer mehr Therapiesitzungen online statt.
© Quelle: Carsten Koall/dpa
Erfurt. Während der Corona-Pandemie hat es aktuellen Forschungen zufolge eine deutliche Zunahme von Online-Psychotherapien gegeben. Viele Therapeuten hätten Bedenken gegenüber virtuellen Therapien „gezwungenermaßen“ aufgegeben, um die Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten zu sichern, sagte die Professorin für Psychotherapie an der Psychologischen Hochschule Berlin, Antje Gumz, dem Sender MDR Thüringen.
Diese Entwicklung offenbare die Chancen der Digitalisierung, sagte Gumz weiter. Patientinnen und Patienten in unterversorgten Gebieten, bewegungseingeschränkte Menschen oder auch getrenntlebende Familienangehörige könnten so besser erreicht und überhaupt psychotherapeutisch versorgt werden.
Online-Therapie ersetzt nicht die menschlichen Kontakte
Sie warnte aber auch davor, den virtuellen Kontakt zwischen Therapeutin oder Therapeut und Patientin oder Patient als Allheilmittel anzusehen. In einer Online-Sprechstunde fehle „ganz viel dessen, was wirkliche menschliche Begegnung ausmacht“, sagte die Wissenschaftlerin: „Wir sollten vorsichtig sein, dass die hohe Qualität psychotherapeutischer Versorgung in Deutschland nicht einem Trend zur Ökonomisierung, also zum Sparen, zum Opfer fällt“. Ihre Forschungen hätten gezeigt, dass die Zufriedenheit der Therapeuten bei Online-Therapien gegenüber realen Gesprächen deutlich geringer sei.
Seit der Corona-Pandemie können Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten online durchgeführte und richtliniengemäße Behandlungen ihrer Patientinnen und Patienten den Angaben zufolge bei den Krankenkassen vollständig abrechnen. Zuvor hatten die Kassen den Anteil der Online-Therapien in der Regel auf 20 Prozent beschränkt.
RND/epd