Impfgegner nicht ernst genommen? Sozialpsychologin befürchtet Radikalisierung

Laut der Sozialpsychologin Pia Lamberty hat die Bundesregierung Impfgegner nicht ernst genug genommen. Bild: Demonstration von Corona-Impfgegnern auf dem Glockengießerwall (Hamburg).

Laut der Sozialpsychologin Pia Lamberty hat die Bundesregierung Impfgegner nicht ernst genug genommen. Bild: Demonstration von Corona-Impfgegnern auf dem Glockengießerwall (Hamburg).

Mannheim. Die Sozialpsychologin Pia Lamberty wirft der Bundesregierung Verharmlosung beim Umgang mit Impfgegnern vor. Man sei von Werten vor der Pandemie ausgegangen, wonach es nicht mehr als drei bis fünf Prozent radikale Impfgegner gebe, sagte die Mainzer Forscherin dem „Mannheimer Morgen“ (Dienstag). Doch diese beeinflussten die Skeptischen und Ängstlichen und „gießen zur Impfskepsis noch Verschwörungserzählungen dazu“. „Hätte man das ernster genommen, würde man heute besser dastehen“, sagte sie.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In Befragungen, die aus der Zeit vor Corona stammten, gebe jeder Zweite an, lieber dem Bauchgefühl als „sogenannten“ Experten zu trauen, erklärte Lamberty. „Die Politik hat gedacht, wir brauchen keine Impfkampagne, und dann hat man gesehen: 'Oh Gott, da ist ja ein Problem'.“ Auch bei der Fälschung von Impfpässen hätte der Gesetzgeber härter und früher durchgreifen müssen. Erste Berichte über gefälschte Impfpässe habe es bereits im Frühjahr gegeben.

Sozialpsychologin: Menschen haben Angst

Auf eine Impfpflicht würden die Menschen unterschiedlich reagieren, sagte die Forscherin. „Es wird vermutlich die geben, die selbst unsicher waren und die Entscheidung nun auf den Staat auslagern können. Aber eben auch die, die mit mehr Reaktanz, Trotz oder Radikalisierung reagieren.“ Insgesamt sprach Lamberty, die seit Jahren zu Verschwörungstheorien forscht, von einer bedrohlichen Gemengelage: „Der Ton ist rau geworden, es brodelt, und die Menschen haben Angst.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Aktuell sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts 68,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die geringe Impfquote gilt als ein Grund für das Ausmaß der vierten Welle der Pandemie in Deutschland. Derzeit wird über eine mögliche Impfpflicht diskutiert.

RND/epd

Mehr aus Gesundheit

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken