Intensivmediziner fordern harten Lockdown – und zwar sofort

Medizinisches Personal legt auf einer Intensivstation des RKH Klinikums Ludwigsburg einem Covid-19-Patienten einen Zugang für die künstliche Beatmung.

Medizinisches Personal legt auf einer Intensivstation des RKH Klinikums Ludwigsburg einem Covid-19-Patienten einen Zugang für die künstliche Beatmung.

Düsseldorf, Saarbrücken. „Wir müssen von den hohen Zahlen runter! Jetzt. Augenblicklich“, warnt Professor Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Die Divi plädiert für einen sofortigen, zwei oder drei Wochen dauernden, harten Lockdown. „Das wird zahlreiche Leben retten und noch viel mehr Menschen vor lebenslangen Langzeitfolgen durch Covid bewahren“, sagt Marx. Die britische Mutation lasse keine andere Wahl, erklärt der Intensivmediziner.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Anzahl der auf Intensivstationen behandelten Covid-19-Patienten steigt exponentiell. Über Lockerungen nachzudenken, sei jetzt fehl am Platz, so Marx. Der Arzt verweist auf das Divi-Intensivregister. Am 10. März belegten deutschlandweit 2727 Covid-19-Patienten Intensivbetten. Am Montag sind es 3573. Mehr als die Hälfte davon (55 Prozent) wird invasiv beatmet.

Erst harter Lockdown, dann Lockerungen

„Diese Zahl wird die kommenden zweieinhalb Wochen weiter exponentiell wachsen, egal was wir jetzt tun“, weiß Professor Christian Karagiannidis, medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters. Bei mehr als 5000 Covid-19-Patienten werde es „wirklich langsam kritisch“. Überregionale Verlegungen von Patienten, wie es sie zwischen Weihnachten und Anfang Januar gegeben habe, wollten die Intensivmediziner nicht schon wieder erleben.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Wir alle wünschen uns unser altes Leben zurück“, sagt Divi-Präsident Marx. Nach einem mehrwöchigen, harten Lockdown über Ostern könne man bei deutlich niedrigeren Inzidenzen mit Schnelltests, PCR-Tests, Impfungen und Apps wieder öffentliches Leben zulassen.

Lockerungen zurücknehmen

Geplante Lockdown-Lockerungen nach Ostern, wie sie etwa das Saarland in Aussicht gestellt hatte, sehen Intensivmediziner dementsprechend kritisch. „Die Beschlüsse für Modellprojekte nach Ostern sind völlig unpassend und müssen von Bund und Ländern sofort zurückgenommen werden“, sagte Karagiannidis der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ am Samstag.

Der Corona Newsletter "Die Pandemie und wir" vom RND.

Die Pandemie und wir

Der neue Alltag mit Corona: In unserem Newsletter ordnen wir die Nachrichten der Woche, erklären die Wissenschaft und geben Tipps für das Leben in der Krise – jeden Donnerstag.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wenn jetzt keine Maßnahmen für einen bundesweiten harten Lockdown von zwei Wochen ergriffen würden, „müssen wir bald wieder mit einer historischen Spitzenbelastung der Intensivstationen mit Covid-19 rechnen“, sagte Karagiannidis. „Wir stehen erst am Anfang eines massiven Anstiegs von Intensivpatienten“, warnte er. Er appellierte an die Politik, das Krankenhauspersonal nicht im Stich zu lassen.

RND/epd/saf

Mehr aus Gesundheit

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken