Skepsis, Angst und zu großer Druck: Wieso sich manche Menschen nicht impfen lassen möchten
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Wer nicht geimpft ist, muss künftig für Kosten wie Corona-Tests selber aufkommen. Auch mögliche Verschärfungen wie die 2-G-Regel könnte die Freiheiten der Ungeimpften künftig stark einschränken.
© Quelle: imago images/Gottfried Czepluch
Während die Zahl der Geimpften langsam aber sicher steigt, gibt es immer noch Menschen, die einer Corona-Impfung skeptisch gegenüber stehen – trotz steigender Fallzahlen unter den Ungeimpften und einer immer weiter wachsenden Datenlage zu den Vakzinen. Einige von ihnen haben ihre Gründe fürs Nichtimpfen gegenüber der Leipziger Volkszeitung (LVZ) offengelegt.
Überstürzte Entscheidungen und die fehlende Debatte
Noch vor wenigen Monaten war der Andrang auf einen Impftermin vergleichbar mit einem Schlussverkauf. Viele Menschen wollten sich impfen lassen – und zwar so schnell wie möglich. Diese „Impfeuphorie“ macht einige aber auch misstrauisch. „Das wirkte mir zu unreflektiert“, zitiert die LVZ zum Beispiel eine ungeimpfte Pflegerin.
Ihr sei zwar das Risiko einer Corona-Erkrankung bewusst, sie schrecke allerdings ab, dass es keine Debatte über die Impfungen gegeben habe, sagt die 42-Jährige.
Langzeitfolgen und Entwicklung in Rekordzeit
Einem Molekularbiologen hingegen ging vor allem die Herstellung der Impfstoffe zu schnell. „Bei uns dauerten solche Verfahren immer viele Jahre“, erklärt der 67-Jährige, der auch als Politiker tätig ist. Sein Eindruck sei, dass die Mittel unter enormem Druck auf den Markt gekommen sind. Besonders die fehlenden Langzeitstudien würden ihn beunruhigen.
Der Druck auf Ungeimpfte ist groß
Eine 35-jährige Projektmanagerin erklärte gegenüber der LVZ, sie habe keine Angst vor einer Infektion und glaube nicht, dass das Coronavirus ihr gefährlich werden könnte. Besonders den Lockdowns und Kontaktbeschränkungen stehe sie kritisch gegenüber. Als Gründe, wieso sie sich nicht impfen lassen möchte, nennt sie fehlenden Mut oder Misstrauen gegenüber Dingen, hinter denen so viel Geld steht.
Jedoch setzen die junge Frau auch die hitzigen Debatten und die Verurteilung der Ungeimpften unter Druck. Sie glaubt, dass sie künftig einer Impfung zustimmen könnte, zum Beispiel, wenn das öffentliche Leben für Genesene und Geimpfte irgendwann weitergeht – und für Ungeimpfte nicht.
Informationen für Menschen, die noch zögern
COSMO – ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Erfurt, des Robert Koch-Instituts, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, des Leibniz-Instituts für Psychologie, des Science Media Centers, des Bernhard Nocht Instituts für Tropenmedizin und des Yale Institute for Global Health, hat eine unabhängige Empfehlung zur Impfbereitschaft veröffentlicht. Die Informationen sind insbesondere für Zögerer, die dem Impfen zwar unsicher gegenüber stehen, aber nicht komplett abgeneigt sind, von hoher Relevanz.
Wer wegen einer Corona-Impfung Zweifel hat, dem empfehlen die Expertinnen und Experten, sich mit dem individuellen Nutzen einer Corona-Impfung auseinanderzusetzen und sich über die Wichtigkeit einer hohen Impfquote zu informieren. Dies gelte nicht nur für Privatpersonen, sondern vor allem für Ärztinnen und Ärzte. Da ihre Empfehlungen vielen Menschen bei der Entscheidung helfen könnten, sei eine kompetente und sichere Beratung ihrerseits besonders wichtig.
Darüber hinaus sollte berücksichtigt werden, dass ein Nutzen-Risiko-Verhältnis der Impfung für Erwachsene positiver ausfällt. Daher sollte eine zu niedrige Impfbereitschaft in den älteren Altersgruppen nicht durch Impfungen von Kindern und Jugendlichen ausgeglichen werden.
RND/tm