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UN-Generalsekretär ruft reiche Staaten zu Impfstoff-Spenden auf

Antonio Guterres, Generalsekretaer der Vereinten Nationen, aufgenommen im Rahmen einer Pressekonferenz.

Antonio Guterres, Generalsekretaer der Vereinten Nationen, aufgenommen im Rahmen einer Pressekonferenz.

In Großbritannien, den USA und Kanada haben die ersten ihre Oberarme freigemacht, um sich gegen Corona impfen zu lassen. Wohlhabende Staaten sehen ein Licht am Ende des Corona-Tunnels. Geht es nach UN-Generalsekretär António Guterres sollen genau jene Staaten ärmere Länder nun beim Impfstoff-Kauf unterstützen. Die von den Vereinten Nationen unterstütze Impfinitiative Covax der Weltgesundheitsorganisation (WHO) benötige 5 Milliarden US-Dollar (etwa 4,1 Milliarden Euro) bis Ende Januar, erklärte er. Dem Programm, das allen Staaten Zugang zu Corona-Impfungen sichern sollte, fehlten insgesamt aktuell 20 Milliarden Dollar (etwa 16,3 Milliarden Euro).

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Zugleich beobachte er, dass einzelne Staaten versuchten, sich Impfdosen in einer Zahl zu sichern, die die eigene Population übersteige, erklärte Guterres und rief dazu auf, Überschüsse an Covax zu spenden. Es sei im besten Interesse aller, weltweit eine breite Immunisierung anzustreben, denn „die Natur schlägt immer zurück“, erklärte er. Ohne Auslöschung des Virus könne dieses langfristig mutieren und derzeit effektive Impfstoffe wirkungslos machen.

Das Coronavirus hat Staaten mit fragilen Gesundheitssystemen und kleineren Wirtschaften oft stärker getroffen als andere und es zeichnet sich ab, dass sich dieses große Ungleichgewicht auch bei der zu erwartenden Verteilung der Vakzine in der Welt widerspiegeln wird. „Es ist einfache Mathematik“, sagt Arnaud Bernaert, Leiter der Abteilung für globale Gesundheit beim Weltwirtschaftsforum. Erwartungen gingen dahin, dass die Pharmaindustrie 2021 etwa 12 Milliarden Dosen produzieren werde, und ungefähr neun Milliarden davon seien bereits für reiche Länder reserviert.

„Covax hat sich nicht genügend Dosen gesichert, und wie sich die Lage vielleicht entwickelt, werden sie diese Dosen wahrscheinlich ziemlich spät erhalten.“

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Covax: Zum Scheitern verurteilt?

Sogar ranghohe WHO-Beamte räumen hinter vorgehaltener Hand ein, dass Versuche, mit Hilfe von Covax Impfstoffe fair zu verteilen, bisher nicht wirklich von der Stelle kämen. Und wie aus einem von der Impfallianz Gavi jüngst veröffentlichten Bericht hervorgeht, stuft auch die Allianz selbst das Risiko als „sehr hoch“ ein, dass die Initiative scheitert. Sie sei in Rekordzeit zustande gekommen und müsse „auf Neuland navigieren“. So sind denn auch einige Entwicklungsländer bereits aus Covax ausgestiegen oder versuchen, eigene private Deals abzuschließen.

John Nkengasong, Direktor der afrikanischen Seuchenkontrollbehörde, kritisiert derweil, dass westliche Länder im Übermaß globale Impfstoffvorräte aufkauften, mehr, als sie benötigten, „während wir uns in Afrika mit der Covax-Initiative abstrampeln“. Weil es bislang nur begrenzte Erkenntnisse darüber gibt, welche Vakzine wirken, haben Regierungen in den vergangenen Monaten gleich mehrere Impfstoff-Vereinbarungen abgeschlossen, um sicherzustellen, dass ihrem Land zumindest einige Mittel zur Verfügung stehen. Kanada mit seinen 38 Millionen Einwohnern etwa hat fast 200 Millionen Dosen gekauft.

Nkengasong nennt das Ungleichgewicht beim Zugang zu den Impfstoffen eine „moralische Frage“. Aber jenseits davon befürchten Experten auch, dass Entwicklungsländer ein Virus-Reservoir bleiben werden, wenn ihre Bevölkerung nicht geschützt wird. Und es sehe zunehmend danach aus, so Kate Elder von der Organisation Ärzte ohne Grenzen, „dass der Zug in Sachen gerechte Impfstoff-Verteilung abgefahren ist“.

RND/AP/ka

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