USA: Forscher entdecken sieben neue Coronavirus-Varianten
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/GWVCSUKZPRA7BAAIEMESR5NI4A.jpeg)
Die neuen Virusvarianten wurden bei Genomsequenzierungen festgestellt.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Shreveport. Gleich sieben neue Coronavirus-Varianten hat ein internationales Forscherteam in den USA identifiziert. Alle haben eine Mutation im Gen für die Aminosäure 677 des Spikeproteins gemeinsam. Diese Veränderung könnte es dem Virus leichter machen, in die menschlichen Zellen einzudringen. Ob die Virusstämme dadurch auch ansteckender sind, sei noch nicht abschließend geklärt, heißt es in der Studie, die die Wissenschaftler auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlichten.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ZBUMAKXIEVG55G5MXAL23UX25Y.jpg)
Die Pandemie und wir
Der neue Alltag mit Corona: In unserem Newsletter ordnen wir die Nachrichten der Woche, erklären die Wissenschaft und geben Tipps für das Leben in der Krise – jeden Donnerstag.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Mutation war in Proben aus dem Oktober nachweisbar
„Es ist eindeutig etwas los mit dieser Mutation“, sagte Jeremy Kamil vom Louisiana State University Health Sciences Centre Shreveport der „New York Times“. Der Virologe war bei Genomsequenzierungen auf die neuen Virusvarianten aufmerksam geworden. Er fand später heraus, dass sie alle zur gleichen Linie gehören. Das früheste Virus datierte er auf den 1. Dezember.
Doch er sollte nicht allein mit dieser Entdeckung bleiben. Nachdem er die Genome der Viren in einer Onlinedatenbank hochgeladen hatte, meldeten sich Kollegen von der University of New Mexico. Sie hatten bei Proben aus dem Oktober ebenfalls die Mutation der 677. Aminosäure festgestellt. Als sie schließlich die Datenbank genauer durchforsteten, fanden Kamil und sein Team sechs weitere Viruslinien. Das Besondere: Sie haben wohl unabhängig voneinander die gleiche Mutation erworben.
Ursache ist womöglich eine konvergente Evolution
Die Wissenschaftler vermuten eine konvergente Evolution als Ursache. Dabei entwickeln Arten, die nicht näher miteinander verwandt sind, analoge Merkmale. Zum Beispiel bildeten sich bei Fledermäusen und Vögeln im Zuge ihrer evolutionären Entwicklung Flügel aus, mit denen sie sich gegen andere Tierarten durchsetzen und neue ökologische Nischen besetzen konnten. Ob im Fall der Coronavirus-Varianten die Mutation im Gen für die Aminosäure 677 des Spikeproteins einen Selektionsvorteil darstellt, ist noch nicht bekannt. „Ich denke, es gibt eine klare Signatur für einen evolutionären Vorteil“, sagte Kamil.
Auffällig ist zudem, dass sich die Virusvarianten mit dieser Mutation verstärkt im Süden der USA verbreitet haben. So trugen im US-Bundesstaat Louisiana zwischen dem 1. Dezember 2020 und dem 19. Januar 2021 knapp 28 Prozent der sequenzierten Viren diese Mutation. Im Bundesstaat New Mexiko waren es 1,3 Prozent.
USA sequenzieren nur selten Coronavirus-Proben
Wann und wo die Virusvarianten genau entstanden sind, ist jedoch noch unklar. „Ich würde im Moment ziemlich zögern, einen Ursprungsort für eine dieser Linien anzugeben“, sagte Emma Hodcroft, Epidemiologin an der Universität Bern und Mitautorin der Studie, gegenüber der „Times“.
In den USA werden positive Sars-CoV-2-Proben noch verhältnismäßig selten einer Genomsequenzierung unterzogen. Dieses Verfahren hilft dabei, neue Virusvarianten festzustellen. Zudem können Forscher mithilfe der Genomsequenzierung die Ausbreitung von Coronavirus-Mutanten beobachten. Die weltweit meistverbreitete Virusvariante ist derzeit B.1.1.7, die erstmals in Großbritannien entdeckt wurde.