Wehen-Medikament Cytotec: Ärzte reagieren auf massive Kritik

Fachverbände aus Ärzten und Hebammen betonen, dass der Wirkstoff Misoprostol nicht umstritten sei und in Kliniken zur Einleitung von Wehen eingesetzt werde.

Fachverbände aus Ärzten und Hebammen betonen, dass der Wirkstoff Misoprostol nicht umstritten sei und in Kliniken zur Einleitung von Wehen eingesetzt werde.

Mediziner nutzen zur Einleitung der Wehen in vielen Fällen ein Medikament namens Cytotec. Nach Berichten von “Süddeutscher Zeitung” und “Bayerischer Rundfunk” ist die Arznei für Schwangere allerdings gefährlich. Der Vorwurf: Die Arznei könne in Einzelfällen zu schweren Komplikationen bei Mutter und Kind führen – bis hin zum Tod von Babys. Mehrere Fachverbände und Geburtshelfer haben in einer Stellungnahme auf die Medienberichte reagiert. Sie betonen: Der in Cytotec enthaltene Wirkstoff Misoprostol sei in der Geburtshilfe nicht umstritten.

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“Der Wirkstoff Misoprostol ist das effektivste Medikament zur Geburtseinleitung und führt vor allem bei der oralen Anwendung zu weniger Kaiserschnitten als mit anderen Medikamenten (Dinoproston, Osytocin)”, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie. Es gebe keinen Wirkstoff zur Geburtseinleitung, der ähnlich gut in Studien untersucht wurde. In Deutschland werde ein Misoprostol-Präparat geringer Dosierung verabreicht, nicht aber das Medikament “Cytotec 200”. Das sei in Deutschland nicht zugelassen.

Nach Kaiserschnitt kein Misoprostol verwenden

Zu den seltenen Nebenwirkungen von Misoprostol gehören erhöhte Temperatur / Fieber, Zittern und Überstimulation.

Deutsche Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie

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Allerdings räumen die Mediziner ein, dass jedes Medikament potenzielle Nebenwirkungen haben könne. “Zu den seltenen Nebenwirkungen von Misoprostol gehören erhöhte Temperatur/Fieber, Zittern und Überstimulation”, heißt es in der Einschätzung. Todesfälle und starke Komplikationen seien nur in Einzelfällen vorgekommen – bei Geburten, bei denen es im Vorfeld eine Operation der Gebärmutter gegeben habe. Misoprostol dürfe in dieser Situation nicht zur Geburtseinleitung verwendet werden. Das sei seit vielen Jahren bekannt und müsse im klinischen Alltag beachtet werden.

Cytotec ist in Deutschland als Magenmedikament zugelassen. Im Rahmen ihrer Therapiefreiheit können Ärzte die Pille aber auch als Wehenauslöser einsetzen, wenn ihnen dies angemessen erscheint und eine Schwangere vorher zugestimmt hat. Den Medienberichten zufolge verwendet laut einer bisher unveröffentlichten Umfrage der Universität Lübeck rund die Hälfte der deutschen Kliniken Cytotec.

Cytotec: Schwangere sind verunsichert

Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) lagen nach eigener Auskunft bis Ende Oktober 2019 insgesamt 74 Verdachtsmeldungen unerwünschter Arzneimittelwirkungen in Zusammenhang mit Cytotec bei der Geburtseinleitung vor. Darunter sei ein Todesfall: Ein Neugeborenes sei vier Tage nach der Geburt durch eine Lungenblutung gestorben. Die Mutter hatte Cytotec und ein weiteres Präparat (Misodel) zur Geburtseinleitung erhalten.

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Auch Hebammen und Ärzte in München haben sich zum Einsatz von Cytotec geäußert. Mit Sorge beobachteten die geburtshilflichen Teams eine starke Verunsicherung der Schwangeren. “Auch Mütter, deren Entbindung bereits länger zurückliegt, werden durch die aktuelle Berichterstattung nachträglich verängstigt”, heißt es in einer gemeinsamen Stellungsnahme der Münchner und oberbayrischen Geburtskliniken.

Der Wirkstoff Misoprostol komme in Münchener Kliniken aber nur zum Einsatz, wenn sichergestellt sei, dass keine relevanten Operationen an der Gebärmutter – wie etwa ein Kaiserschnitt – vorausgingen. Es seien nur wenige Präparate in der Schwangerschaft zugelassen. Eine verantwortungsvolle, mit der Schwangeren offen kommunizierte Verwendung außerhalb des zugelassenen Gebrauchs sei deshalb in der Geburtshilfe unverzichtbar.





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