Wie gefährlich ist Corona in der Schwangerschaft?

Eine Hebamme trägt Schutzausrüstung und untersucht eine schwangere Frau.

Eine Hebamme trägt Schutzausrüstung und untersucht eine schwangere Frau.

Werdende Mütter haben besondere Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Doch wie gefährlich ist eine Infektion in der Schwangerschaft wirklich? Die Virologin Susanne Modrow forscht am Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Regensburg unter anderem zu Virusinfektionen in der Schwangerschaft. „Für gesicherte Aussagen darüber, was eine Coronavirus-Infektion während der Schwangerschaft für das Kind bedeutet, ist es noch etwas zu früh“, sagt die Professorin. „Die meisten dieser Babys sind ja noch nicht einmal geboren.“

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Es ließe sich aber jetzt schon sagen, dass das Virus dem Ungeborenen nicht in besonderer Weise schadet, also nicht zu Missbildungen oder häufigen Aborten führt wie einige andere Viren. „Es gibt keine Anzeichen dafür, dass es eine fetale Erkrankung auslöst, wie es bei Röteln, dem Zikavirus oder Zytomegalieviren der Fall ist“, sagt Modrow.

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Übertragung vor der Geburt selten

Anders als diese Erreger wird das Coronavirus offenbar nicht oder nur selten vor der Geburt von der Mutter aufs Kind übertragen. Und wenn, dann erst in einem späten Stadium der Schwangerschaft. Der Grund dafür sei, dass die Zellen des Ungeborenen zunächst noch nicht den Rezeptor aufweisen, der dem Coronavirus das Eindringen in die Zelle ermöglicht, sagt Modrow: „Das Virus kann sich deshalb nicht im Fötus vermehren.“

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Auch erste Studien deuten darauf hin, dass eine Infektion der Mutter ihr Baby nicht in besonderer Weise gefährdet. So hatte das Forschungsnetzwerk der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) die Auswirkungen einer Coronavirus-Infektion während der Schwangerschaft auf Mutter und Kind untersucht. Von 185 Neugeborenen, deren Mutter während der Schwangerschaft erkrankt war, wurden nach der Geburt nur 2 Prozent positiv getestet. Die Infektion sei in den meisten Fällen nur mit minimalen Krankheitssymptomen einhergegangen, so die Studienautoren. Kinder der infizierten Mütter waren im Vergleich zum Durchschnitt allerdings etwas häufiger Frühgeburten und kamen auch öfter durch einen Kaiserschnitt zu Welt.

Corona: Mütter können schwerer erkranken

Es gibt auch die Befürchtung, dass Schwangere womöglich selbst schwerer erkranken, wenn sie sich mit dem Coronavirus anstecken. In der DGPM-Studie hatten die meisten werdenden Mütter die Infektion zwar gut überstanden: Mehr als 36 Prozent waren komplett symptomfrei geblieben, andere hatten Erkältungssymptome. Rund 6 Prozent der Frauen mussten aber intensivmedizinisch behandelt werden. Die Studienautoren verweisen darauf, dass das problematisch sein kann, weil bei Schwangeren die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt seien. Normalerweise sind schwere Verläufe bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter selten. Ob die Schwangeren häufiger schwer erkrankten, lässt sich anhand der DGPM-Untersuchung allerdings nicht sagen, da es keine Vergleichsgruppe von Nicht-Schwangeren gegeben hatte.

Die US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hingegen hatten in einer Studie die Covid-19-Verläufe bei schwangeren und nicht schwangeren Frauen verglichen. In der Gruppe der schwangeren Frauen wurden schwere Verläufe dabei etwas häufiger beobachtet. Sie mussten öfter beatmet werden oder Sauerstoff erhalten.

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Es kam auch etwas öfter zu Todesfällen – das Sterberisiko lag für die schwangeren Infizierten bei 0,15 Prozent und bei den nicht schwangeren bei 0,12 Prozent (die Zahlen sind nicht repräsentativ und lassen sich nicht auf Deutschland übertragen, wo tödliche Verläufe insgesamt seltener sind). Allerdings hatte fast die Hälfte der schwangeren Frauen in der amerikanischen Studie Vorerkrankungen gehabt hatte und mehr als ein Drittel von ihnen war stark übergewichtig.

Höhere Wahrscheinlichkeit für Komplikationen

„Die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen scheint bei Schwangeren in seltenen Fällen tatsächlich erhöht zu sein. Nämlich dann, wenn zusätzliche Risikofaktoren wie Bluthochdruck, schweres Übergewicht und ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegen“, sagt Modrow. „Das sind allerdings Risikofaktoren, die auch für die Allgemeinbevölkerung gelten.“

Eine Studie, die im September im „British Medical Journal“ (BMJ) veröffentlicht wurde, kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Autoren hatten insgesamt 77 Veröffentlichungen zu Corona-Infektionen bei Schwangeren ausgewertet. Auch in diesem Fall zeigte sich, dass Schwangere öfter intensivmedizinisch behandelt werden mussten, wenn sie an Covid-19 erkrankten. Aber auch hier traten die schweren Verläufe vermehrt bei solchen Schwangeren auf, die an Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht litten. Auswirkungen auf die Kinder wurden in dieser Untersuchung ebenfalls nicht beobachtet, es kam aber genau wie in den anderen Studien öfter zu Frühgeburten.

Corona-Erkrankung: Schwere Verläufe Gefahr für Mutter und Kind

Selbst wenn aber in den bisherigen Untersuchungen noch keine spezielle Gefahr durch Corona für ungeborene Kinder festgestellt wurde: Immer dann, wenn es zu schweren Verläufen kommt, sind Mutter und Kind natürlich gleichermaßen gefährdet.

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„Grundsätzlich gilt: Wenn eine Schwangere schwer erkrankt, kann es auch ihrem Kind nicht gut gehen“, sagt Modrow. Die Wahrscheinlichkeit für Aborte sei bei fieberhaften Erkrankungen vor allem zu Beginn einer Schwangerschaft erhöht. Im späteren Stadium einer Schwangerschaft ist die Gesundheit der Mütter (und ihrer Kinder) vor allem dann bedroht, wenn diese an Diabetes, Übergewicht oder Bluthochdruck leiden. Eine zusätzliche Virusinfektion könne dann zu Komplikationen führen. „Das gilt aber nicht nur für Corona, sondern auch für die Grippe oder eine Magen-Darm-Infektion“, sagt Modrow. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit einem anderen Krankheitserreger zu infizieren, ist dabei immer noch höher. Für Schwangere bedeutet das, dass sie Virusinfektionen generell möglichst meiden sollten – eine dramatisch erhöhte Gefahr durch eine Covid-19-Erkrankung ist aber nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu befürchten.

RND

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