„Unfassbar“: Erneuter Antisemitismusvorwurf gegen Kunstkollektiv auf documenta
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Besucher stehen im Hallenbad-Ost, in dem das indonesischen Künstlerkollektiv Taring Padi ausstellt.
© Quelle: Uwe Zucchi/dpa
Kassel/Berlin. Auf der von Antisemitismusvorwürfen überschatteten documenta fifteen in Kassel sorgt ein verändertes Kunstwerk für neue Diskussionen. Das Junge Forum der Deutsch-israelischen Gesellschaft wirft den Machern der Ausstellung in Kassel vor, ein als antisemitisch kritisiertes Werk in Teilen überklebt zu haben. „Es ist unfassbar, dass Verantwortliche bei der documenta denken, durch das Abkleben einer Kippa sei das Problem gelöst“, erklärte deren Bundesvorsitzender Constantin Ganß laut Pressemitteilung.
Bei dem kritisierten Werk handelt es um eine Arbeit des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi. Dessen Banner „People’s Justice“ war kurz nach der Eröffnung der documenta Mitte Juni wegen judenfeindlicher Abbildungen erst verhüllt und dann abgehängt worden.
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Präsident des Zentralrats der Juden: „Die documenta hat meine kühnsten Albträume übertroffen“
Josef Schuster, seit 2014 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, ist wegen des Antisemitismusskandals auf der documenta in Kassel noch immer schwer enttäuscht. Und er macht den Verantwortlichen erhebliche Vorwürfe, unter anderem denen im Kanzleramt. Seine Warnungen im Vorfeld seien mehr oder weniger ignoriert worden, sagt der 68-Jährige.
Auf dem Werk „All Mining is Dangerous“ sind vier Personen mit Geldsäcken zu sehen. Eine Person ist mit langer Nase und wulstigen Lippen abgebildet. Auf dem Kopf trägt sie eine Kippa. Die Kopfbedeckung sei offensichtlich mit einem schwarzen Stück Klebeband überklebt wurde, so der Vorwurf des Forums. „Die Darstellung ist offen antisemitisch, daran gibt es nichts rumzudeuten.“ Taring Padi müsse sofort von der documenta ausgeschlossen werden.
documenta sieht „keinerlei antisemitische Bildsprache“
Die documenta teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag mit, die Künstlerische Leitung der documenta fifteen werde das zur Diskussion stehende Bildmaterial unter Beteiligung Taring Padis und unter Zugrundelegung umfangreichen Materials und bildlicher und textlicher Darstellungen erläutern. „Dabei wird auch reflektiert, unter welchen Umständen es zu einer Veränderung der Bildbeiträge gekommen ist.“
Aus Sicht des indonesischen Kuratorenkollektives Ruangrupa sei - auch in Rücksprache mit Taring Padi - in dem umstrittenen Werk keinerlei antisemitische Bildsprache zu verzeichnen. Es würden derzeit umfassende Informationen zusammengetragen, um dies auch Kritikerinnen und Kritikern deutlich zu machen.
Kritik an documenta-Künstler Hamja Ahsan
Scharfe Kritik wird unterdessen auch am documenta-Künstler Hamja Ahsan laut: Verschiedene Medien berichteten über einen Facebook-Post des Briten, in dem er Olaf Scholz als „faschistisches Schwein“ bezeichnet haben soll.
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Volker Beck, sagte der „Bild“-Zeitung: „Es gehört zum Repertoire links- wie rechtsextremistischer Agitatoren, alles und jedes politisch Unliebsame als Faschismus oder Nationalsozialismus zu bezeichnen. Faktisch ist das immer eine Relativierung von Faschismus und Nationalsozialismus.“
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Der hessische FDP-Landtagsabgeordnete Stefan Naas bezeichnete die Äußerungen Ahsans bei Twitter als „nicht zu ertragen“.
Eine Sprecherin der documenta sagte der „Bild“-Zeitung über die Äußerungen: „Die documenta steht für einen sachlichen und respektvollen Umgang miteinander. Es ist aber nicht die Aufgabe der documenta, Äußerungen von Beteiligten außerhalb der Ausstellung zu kommentieren.“
RND/dpa/seb