Drehort des Weihnachtsklassikers: Wo steht die Berghütte aus „Last Christmas“?
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Das britische Pop-Duo Wham! bescherte der Welt einen unvergesslichen Weihnachtshit.
© Quelle: PA/epa/dpa
Saas-Fee. „Last Christmas“ gehört zu den bekanntesten Weihnachtsliedern unserer Zeit – und kaum ein Hit polarisiert so stark wie dieser. Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Aber allen ist klar: Sobald der Wham-Klassiker Ende November zum ersten Mal im Radio erklingt, dann ist wieder offiziell Weihnachtszeit.
Warum der Achtzigerjahre-Hit bis heute so unverschämt erfolgreich ist, dazu gibt es verschiedene Erklärungsansätze – vor allem musiktheoretischer Natur. Eines ist aber nicht von der Hand zu weisen: Auch das legendäre Video des Wham-Hits dürfte maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben.
Die Geschichte des berühmten Clips dürfte jeder kennen: George Michael und Andrew Ridgeley fahren mit einer Seilbahn in Richtung Weihnachtsparty. Mit im Gepäck: Jede Menge Fönfrisuren und Vokuhilas sowie die jeweiligen Lebensgefährtinnen des Pop-Duos. Brisant: Ridgeleys Freundin ist ausgerechnet die Verflossene von George Michael, die ihn nur einen Tag nach dem letzten Weihnachtsfest betrogen hatte. Nun trifft man sich also in einer verschneiten Berghütte wieder.
Starallüren und andere Mythen
Das legendäre Musikvideo lief seit den Achtziger- und Neunzigerjahren zunächst auf Musiksendern wie MTV heiß, seit 2009 ist es auch auf dem offiziellen Wham-Account auf Youtube zu finden. Aufrufe: Unglaubliche 530 Millionen. Im vergangenen Jahr wurde das Achtzigerjahre-typische Video dann sogar noch einmal qualitativ aufgehübscht: Kameraschwenks wurden stabilisiert, Bilder nachgeschärft, Ruckler entfernt, Farben knalliger gemacht. Zudem ist das Video nun in hochauflösender 4K-Auflösung auf Youtube zu finden.
Interessant ist auch, dass sich hinter dem Kultvideo und seiner kitschigen Story jede Menge weitere kleine Geschichten verstecken. Versucht man Näheres über den viereinhalbminütigen Clip herauszufinden, stößt man auf allerhand Berichte und Mythen. Ein weitverbreiteter beispielsweise lautet, dass sich Filmcrew und nicht zuletzt George Michael am Filmset überaus daneben benommen hätten.
In einigen Artikeln ist beispielsweise ist zu lesen, Michael und seine Crew hätten mit einer Stretchlimousine am naheliegenden Hotel vorfahren wollen, was für größere Komplikationen gesorgt habe. Andere Gerüchte besagen, die berühmte „Last Christmas“-Hütte habe sich gar nicht, wie im Video suggeriert, auf einem Berggipfel befunden.
Aber kann das wirklich sein? Nun, versuchen wir doch mal herauszufinden, was es mit dem Drehort von „Last Christmas“ auf sich hat. Wo steht die berühmte Berghütte? Und welche Geschichten schlummern hinter dem berühmten Ort?
Ein unscheinbarer Ort in der Schweiz
Erste Hinweise auf den Drehort finden sich tatsächlich schon im Musikvideo selbst. Denn der Ort, an dem „Last Christmas“ gedreht wurde, steht bei Minute 0.57 eher unscheinbar auf der roten Gondel, mit der George Michael und seine Freunde die Bergspitze hinauffahren: Saas-Fee. Und dieser Ort befindet sich nicht etwa am anderen Ende der Welt – sondern in unserem Nachbarland: der Schweiz.
Saas-Fee ist eine kleine Gemeinde im Bezirk Visp, nicht weit entfernt von Zermatt. Nur rund 1500 Einwohner wohnen hier, zudem ist der Ort Vorreiter in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Schon seit etlichen Jahren ist Saas-Fee autofrei, was angesichts des Musikvideos zunächst einmal merkwürdig anmutet – schließlich fahren George Michael und seine Freunde mit dicken Geländewagen an der Seilbahn vor.
Beachtlich ist auch, dass der Ferienort die Anwesenheit der Wham-Stars nie ernsthaft für den Tourismus ausgeschlachtet hat. Auf der offiziellen Tourismuswebsite etwa wird der Videodreh kein einziges Mal erwähnt.
Die rote Gondel gibt es noch heute
Wie es heute an den Filmlocations aussieht, lässt sich dort beobachten, wo auch das 530 Millionen Mal angeklickte Musikvideo hochgeladen wurde: Auf Youtube. Hier hat eine Hobbyfilmerin mit dem Namen „Yobasje“ im Jahr 2018 ein Video veröffentlicht, in dem sie den genauen Drehort des Wham-Videos besucht. Das Amateurvideo zeigt zunächst das Dorf Saas-Fee selbst – und wenig später erscheint dann das Motiv, das vielen „Last Christmas“-Fans gut bekannt sein dürfte: Die legendäre Seilbahn.
Die Gondeln sind auch heute noch so rot wie damals, und auch der Schriftzug „Saas-Fee“ hat sich kaum verändert. Ein bisschen moderner sieht die Seilbahn heute allerdings aus: Statt dem Modell „Omnibus“ aus dem Jahre 1984 finden Fahrgäste heute eine größere Fensterfront bis zum Boden vor – für die gute Aussicht. Die alte Gondel von damals dient heute als Imbiss und steht nahe des Hotels Waldesruh.
Das Amateurvideo zeigt dann einen Spaziergang durch einen Wald. Offenbar ein Weg, den auch George Michael und Anhang damals genommen haben. Und über einen schmalen Weg erreicht die Hobbyfilmerin dann schließlich den Ort, an dem alles geschah: Die berühmte Hütte aus „Last Christmas“ im Schliechtenweg.
Gleiches Haus, andere Farbe
Interessanterweise ist das Chalet heute nur noch mit viel Fachkenntnis als das bekannte „Last Christmas“-Haus zu erkennen. Die schwarze Farbe aus dem Jahre 1984 ist hellbrauner Holzoptik gewichen. Zudem ist das Haus bei weitem nicht so freistehend, wie der Originalmusikclip suggeriert. Nur wenige Meter weiter befindet sich gleich die nächste Holzhütte, das Chalet liegt vielmehr in einer kleinen Wohnsiedlung als einsam auf einem Berg. Originalgetreu ist jedoch offenbar bis heute der Holzzaun, über den die Darsteller 1984 für die An- und Abreise hüpften.
Genau diese Szenerie war übrigens schon damals ziemlicher Quatsch, wie ein Beitrag der „Neuen Zürcher Zeitung“ beweist. In einem Video klärt die Zeitung auf, dass der Zaun schon damals wie heute ein Gartentor besaß, das man auch einfach hätte öffnen können. Die Hopserei war also völlig unnötig.
Ebenso unnötig übrigens wie die Fahrt auf den Berggipfel – denn dieser Mythos stimmt tatsächlich: Die Berghütte befindet sich mitnichten auf einem Berg – dort, auf 3000 Metern, wohnt tatsächlich kein Mensch. Stattdessen ist das Chalet offenbar ganz einfach per Fußweg aus dem Ort Saas-Fee zu erreichen.
Ein schweigsamer Superstar
Weitere Funfacts: Die Innenaufnahmen und die Weihnachtsparty sind ebenfalls nie in dem winterwunderlichen Chalet entstanden, sondern im leerstehenden Haus einer verstorbenen Baronin – heute ist es ein Kulturzentrum. Hier fand sich schlussendlich auch der Kaminofen, der mehrfach im Videoclip zu sehen ist. Für das berühmte Chalet hatte man laut einem Artikel des „Spiegel“ damals nicht mal einen Schlüssel.
In der „Schweizer Illustrierten“ erinnerte sich im Jahre 2013 auch der damalige Chauffeur von George Michael an die Drehtage. Für 300 Franken Tagesgage habe er den Superstar in seinem roten Nissan Patrol durch die Gegend gefahren. George Michael sei ein komischer Kauz gewesen, erinnert sich der Mann. Schweigsam, eher hochnäsig, „er legte seine Füße auf mein Armaturenbrett, und seine Äuglein glänzten wie Christbaumkugeln“. Von regelmäßigem Jointkonsum während der Drehtage berichten auch andere Anwohner.
Der rote Nissan ist übrigens auch in der Eröffnungsszene des „Last Christmas“-Videos zu sehen – dann, wenn George Michael und seine Crew an der Seilbahn ankommen und den falschen Weg Richtung Berghütte hinauffahren. Erlaubt war das damals tatsächlich nicht: Weil Saas-Fee autofrei ist, musste die Filmcrew für die Fahrten eine Sondergenehmigung beantragen, heißt es in mehreren Berichten.
Wem das berühmte Chalet gehört, ist bis heute übrigens nicht so richtig bekannt. Laut dem Bericht der „Schweizer Illustrierten“ handele es sich um einen deutschen Inhaber, der in Kanada lebe und hier „noch nie gesehen wurde“.
Chalet war zeitweise ein Ferienhaus
Im Jahr 2017 gab es Gerüchte, Touristen könnten das „Last Christmas“-Haus für einen Urlaub buchen. Mehrere Lifestyle-Magazine berichteten darüber. Unter dem Namen „Chalet Schliechten“ sei es auf Buchungsportalen zu finden. Dort werde ein „traditionelles Gebäude“ angepriesen, das neben einem Satellitenanschlusss, Küche, privaten Badezimmern auch einen „atemberaubenden Ausblick“ verspricht. Der Videodreh von Wham wird hingegen mit keinem Wort erwähnt.
Kein Wunder: Bei der Nachricht handelt es sich um eine Ente. Das „Chalet Schliechten“ gibt es tatsächlich, es befindet sich jedoch einige Meter neben dem echten Wham-Haus - und sieht diesem nicht im entferntesten ähnlich.
Schade. Denn für Fans des Weihnachtsklassikers wäre eine Übernachtung am Original-Schauplatz des legendären Musikvideos sicherlich ein ganz großer Traum.