Zurück zum Buch: Schweden stoppt die Digitalisierung des Lernens
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Digitales Lernen in der Schule – ist in Schweden erstmal wieder vom Tisch.
© Quelle: Sebastian Gollnow
Leipzig. „Die Digitalisierung an Schulen ist ein Thema, das der Freistaat Sachsen sich bereits seit vielen Jahre aktiv vorantreibt“ gibt der Freistaat Auskunft auf seiner Internet-Seite. Und was könnte den Umstand schöner beschreiben, dass Digitalisierung und Lernen einander noch nicht gefunden haben in diesem unserem Land, als dieser schöne falsche Satz? Dennoch ist die Landesregierung sicher: „Die Digitalisierung bietet viele Chancen für eine bessere Bildung.“ Darum arbeitet sie mit zielstrebiger Trägheit am Digitalpakt Schule, der Lehrer-Endgeräte- und der IT-Administrations-Förderverordnung sowie an der Breitbanderschließung der sächsischen Schulen.
Rolle rückwärts mit Schwung
Sehr weit ist das alles noch nicht gediehen. Und vielleicht wäre nun der richtige Zeitpunkt, einmal innezuhalten, und die Perspektive zu wechseln. Mit einem Blick nach Schweden zum Beispiel. Dort hat erstens eine Studie ergeben, dass Schwedens Schülerinnen und Schüler zwar zu den lesekompetentesten in Europa zählen, aber nicht mehr so gut sind wie vor fünf Jahren. Überdies hat das renommierte Karolinska-Institut festgestellt: „Es gibt eindeutige wissenschaftliche Belege dafür, dass digitale Werkzeuge das Lernen der Schüler eher beeinträchtigen als verbessern.“ Darum reißt nun Bildungsministerin Lotta Edholm das Steuer herum: Digitales Lernen für Kinder unter sechs wird gestrichen, für alle anderen sollen Bücher, Hefte, Handschrift wieder in den Fokus rücken. Damit die Rolle rückwärts Schwung bekommt, schafft Schweden noch in diesem Jahr für gut 60 Millionen Euro Bücher an.
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Das Thema könnte sich der Freistaat Sachsen auch mal vorantreiben. Doch er wird es nicht tun. Denn hierzulande steht bei der Digitalisierung des Lernens nicht das Lernen im Mittelpunkt, sondern die Digitalisierung. Und im Grunde ist es auch egal, auf welcher Straße wir nicht vorankommen.
LVZ