Nach Hundekotattacke auf Journalistin: Hannovers Ballettchef Goecke entlassen
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Marco Goecke, Ballettdirektor der Staatsoper Hannover, steht im Foyer der Staatsoper.
© Quelle: Christophe Gateau/dpa/Archivbild
Hannover. Das Staatstheater Hannover hat den bereits suspendierten Ballettdirektor Marco Goecke nach einer Hundekot-Attacke auf eine Journalistin entlassen. Das teilte die Intendanz des Hauses am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in der niedersächsischen Landeshauptstadt mit. Opernintendantin Laura Berman teilte mit, dass sich beide Parteien nach einem persönlichen Gespräch „im gegenseitigen Einvernehmen“ und mit sofortiger Wirkung trennen werden. Aufgrund seines Fehlverhaltens sei Goecke als Führungskraft nicht mehr tragbar. Seine Stücke werden Berman zufolge jedoch in Hannover weiter aufgeführt.
Der Ballettchef hatte sich der Tanzkritikerin Wiebke Hüster von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ nach Darstellung des Blatts am Samstagabend im Foyer der Staatsoper Hannover in den Weg gestellt und ihr Gesicht mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, immer „schlimme, persönliche“ Kritiken zu schreiben.
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Die Attacke geschah während einer Pause in der Premiere seines Tanzstückes „Glaube – Liebe – Hoffnung“. Die Journalistin erstattete Anzeige. Am Dienstag entschuldigte sich der Choreograf in einer öffentlichen Erklärung, bat jedoch zugleich um Verständnis für seine Gründe und übte Kritik an der Berichterstattung der Medien. „Ich bitte um Verzeihung dafür, dass mir letztlich der Kragen geplatzt ist“, sagte er. Hüster wies die Entschuldigung als „Rechtfertigung“ zurück.
Der eklige Übergriff hat international Schlagzeilen gemacht, unter anderem die britische BBC und die US-Zeitung „New York Times“ berichteten darüber. Die Attacke löste auch eine Debatte über das angespannte Verhältnis von Kunst und Kritik aus.
Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs (SPD) hatte bereits zu Beginn der Woche einen Entschuldigungsbrief an Hüster geschickt. Ein Gesprächsangebot habe die Journalistin angenommen. Beide wollten miteinander telefonieren. Mohrs ist Aufsichtsratsvorsitzender des Staatstheaters Hannover.
Polizei ermittelt wegen Beleidigung und vorsätzlicher Körperverletzung gegen Goecke
Für Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil indes war bereits klar, dass die Hundekot-Attacke von Hannovers Ballettdirektor nicht folgenlos bleiben könnte. Er werde sich zwar nicht in die Leitungsbefugnisse der Staatsoper Hannover einmischen, „aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass so etwas ohne personelle Konsequenzen bleibt“, sagte der SPD-Politiker der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch). „Ich mochte die Berichte zunächst kaum glauben. Das ist ein widerwärtiger Vorfall und weit weg von einem auch nur ansatzweise akzeptablen Verhalten“, betonte er.
Die Polizei ermittelt wegen Beleidigung und vorsätzlicher Körperverletzung. Schon vor Ort im Opernhaus seien Zeugen zu dem Vorfall befragt worden, sagte eine Sprecherin am Mittwoch dem epd. Eine Zeugin habe sich noch nachträglich gemeldet. Alle Zeugen sowie der Beschuldigte und das Opfer würden demnächst noch einmal gesondert vernommen.
RND/sic/epd/dpa