„Ich bin die Melodie, und er ist das Orchester“, sagt der Saxofonist Johannes Enders über das neue Album „Kokoro“, das er mit dem Pianisten Rainer Böhm aufgenommen hat. Manche Stücke klingen vom Start weg fast wie Klassiker.
Leipzig. Beide haben vor gut anderthalb Jahrzehnten schon einmal als Duo veröffentlicht. Da hatten sie ihre New Yorker Studien im Mutterland des Jazz bei exzellenten Lehrern und mit vielen inspirierenden Erlebnissen hinter sich. Heute lehren beide selbst als Professoren ihrer Instrumente, Saxofonist Johannes Enders in Leipzig und Pianist Rainer Böhm in Köln. Beide zählen zu den exponierten Vertretern der mittleren Generation deutscher Jazzmusiker, sind tief verwurzelt in der Geschichte ihrer Musik, lieben und brauchen die Bühnenpräsenz. Vielleicht hat es auch mit den Corona-Restriktionen zu tun, wenn sie nun neue aufs Duo reduzierte Aufnahmen vorlegen.
Das Dutzend der Stücke stammt paritätisch von beiden. Zwei Tage haben sie benötigt, um die CD einzuspielen, einen um die jeweiligen Stücke des anderen kennenzulernen, weil sie eben nicht vorher auf der Bühne bestehen konnten, und einen dann zum Aufnehmen im Münchner Studio. Mit ein bisschen Bebop-Flair und sehr viel Sentiment kommen diese äußerst ausgewogenen Stücke aus, manche klingen vom Start weg schon fast wie Klassiker. Ein so entschleunigt hinzelebriertes kleines Meisterwerk wie „Tember“ muss man erstmal hinkriegen. Das ist wie Atmen in Tönen.