Rückkehr nach fast 500 Jahren
Von Cranachs Altar für den Naumburger Dom blieben nur die Seitenflügel. Jetzt ist er nach fast 500 Jahren zurück – mit Michael Triegels großartigem Mittelteil. Bei der Unesco sieht man das Projekt kritisch. Seit 2018 ist der Dom Weltkulturerbe.
Naumburg. Nicht immer, scheint es, trugen frühneuzeitliche Regenten ihre Beinamen zu Recht. Es war Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen (1503–1554), auch „der Großmütige“ genannt, der 1541 den Befehl erteilte, das Mittelteil des 1517 bis 1519 von Lucas Cranach für den Westchor des Naumburger Doms geschaffenen Marienaltars zu zerstören. Fleischergesellen der Stadt erledigten den Job. Die Seitenflügel mit Darstellungen zweier Stifterbischöfe sowie verschiedener Heiliger wurden wohl aus Pietätsgründen verschont. Seit 2006 waren sie im Domschatzgewölbe des Naumburger Doms ausgestellt. Eine fast 500 Jahre alte Wunde – künstlerisch, aber auch spirituell, denn dem der Gottesmutter Maria geweihten Westchor wurde die Patronin genommen. Nicht nur die zur „schönsten Frau des Mittelalters“ verklärte Uta blickte seither ins Leere.
Jetzt nicht mehr. Der Leipziger Maler Michael Triegel hat die Lücke geschlossen und die Wunde wenn nicht geheilt, so doch gelindert. Er hat dem Werk seine verlorene Mitte samt Predella zurückgegeben. Sonntagnachmittag wird das neu zusammengesetzte Altarretabel in einer Ökumenischen Vesper geweiht, ab Montag ist es für Besucher zugänglich.