Hotel-Schock: WGT-Besucher sollen über 100 Prozent Aufschlag zahlen
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Fühlen sich hinters Licht geführt: die WGT-Besucher Lee Francis (52), Tanya Tiller (50) sowie Tünde (50) und Andreas Werner (52, v.l.) vor dem Royal International.
© Quelle: Foto: C. Modla
Leipzig. Das dritte Jahr sind Tünde und Andreas Werner jetzt schon beim WGT. Die Reise aus Ottobrunn bei München lohnt sich für die beiden Diplom-Informatiker immer wieder. Und sie haben schon viele gute Erfahrungen gemacht, freuen sich über die netten Menschen in der Stadt. Auch mit den Übernachtungen hatte es bislang keine Probleme gegeben. Doch am Mittwochabend erlebten die Werners ihr schwarzes Wunder...
Anzeige wegen Betrug erstattet
Bereits im vergangenen Jahr, am 9. Juni 2017, hätte er das Zimmer im Royal International Leipzig in der Richard-Wagner-Straße über ein Online-Portal gebucht und gleich bezahlt, berichtet Andreas Werner (52). Preis: 537,61 Euro für sechs Nächte vom 16. bis 22. Mai. Nach der Ankunft am Mittwoch habe es dann aber geheißen, dass das Zimmer nicht für diesen Preis vermietet werden könne, weil gerade das Wave-Gotik-Treffen stattfinde. Und ein Vertrag sei mit dem Hotel gar nicht zustande gekommen, sondern nur mit dem Vermittler. Gefordert wurde von den Bayern eine Nachzahlung von 658,20 Euro – ein Aufschlag von über 100 Prozent. Die Werners riefen die Polizei; die habe aber nicht helfen können. Daraufhin entschieden sich die beiden, in den sauren Apfel zu beißen. "Wir hatten ja schon über 500 Euro bezahlt, und an diesem Wochenende bekommt man nicht so schnell eine Ersatzunterkunft", erzählt Andreas Werner. Sie zahlten, wandten sich aber an die Verbraucherzentrale und an die LVZ. Es seien mindestens 50 weitere Buchungen betroffen, erzählt Tünde Werner. Elf Monate seien doch Zeit gewesen, um das Ganze im Vorfeld zu regeln, moniert sie. Gestern erstatteten die Werners Anzeige wegen Betrugs bei der Polizei. Neben ihnen hätten neun weitere Anzeigen zum gleichen Fall vorgelegen.
Dehoga: Das geht so nicht!
"Wenn sich der Fall so zugetragen hat, dann geht das nicht", sagt Leipzigs Dehoga-Chef Holm Retsch. "Damit verprellen wir unsere Gäste." Stefanie Siegert, Rechts-Referentin bei der Verbraucherzentrale Sachsen spricht von einem "fragwürdigen Geschäftsgebahren". Möglich sei für den Kunden aus ihrer Sicht, ein Zimmer in einem anderen Hotel zu beziehen und Schadensersatz geltend zu machen. Wegen der Buchungslage zum WGT komme dabei auch ein deutlich teureres Zimmer in Frage. Zum anderen könne der Kunde die geforderte Zusatzsumme unter Vorbehalt zahlen und später unter Angabe einer Zahlungsfrist zurückzufordern (bei Bedarf mit Androhung von Anwaltskosten). Grundsätzlich sei ein bindender Vertrag geschlossen worden, der einzuhalten sei, so Siegert.
Hotel sieht Probleme beim Online-Vermittler
Im Royal International Leipzig hebt Geschäftsführer Ibrahim Khalila die Hände. Es gebe ein Problem mit einem konkreten Online-Vermittler. Mit dem habe man zwar einen Vertrag. Allerdings sei dort verabredet, dass zu bestimmten Zeiten keine Zimmer für sein Hotel vermietet werden dürfen – so auch während des WGT. „Ich weiß nicht, wie der Anbieter auf solche Preise kommt. Die hätte ich niemals angeboten.“ Nach der Buchung im vergangenen Jahr habe man den Vermittler auf die zu niedrigen Preise hingewiesen und gebeten, die Gäste zu kontaktieren. Das Hotel habe auch selbst die Kontaktdaten verlangt, doch es sei nichts passiert. Das Royal International habe weder Adressen, noch Telefonnummern bekommen und niemanden erreichen können.
Geschäftsführer bietet Kompromisse an
Jetzt habe das Hotel wieder mehrmals versucht, mit dem dubiosen Vermittler zu sprechen. Es seien Mails aus Dubai und China zurückgekommen, erklärt Khalila. „Uns macht das auch keinen Spaß; wir wollen unsere Kunden nicht ärgern.“ Das Hotel habe Sekt und Obstkörbe zu den betroffenen Gästen gebracht; er sei bereit, mit allen Kunden persönlich zu sprechen. Er wolle Kompromisse finden – obwohl er das Royal nicht in der Schuld sieht. „Wir sind die Opfer“, sagt der Hotelchef. Das werden die geprellten WGT-Gäste sicher anders sehen.
Von Björn Meine
LVZ