Russisch-jüdische Schriftstellerin

Maria Stepanova erhält den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2023

Die Schriftstellerin Maria Stepanova erhält den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2023.

Die Schriftstellerin Maria Stepanova erhält den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2023.

Leipzig. Ihre Gedichte sind poetischer Widerstand – gegen den Zugriff des Mannes auf den weiblichen Körper, gegen Unterdrückungen in einer autokratischen Struktur. Sie wurzeln tief in der Geschichte und in der Weltliteratur. Für ihren im Mai 2022 bei Suhrkamp erschienenen Lyrikband „Mädchen ohne Kleider“ erhält die russisch-jüdische Autorin Maria Stepanova den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2023, wie die Stadt Leipzig am Mittwoch mitteilte. Die Übertragung aus dem Russischen stammt von Olga Radetzkaja. Die Jury verweist in ihrer Begründung auch auf den Lyrikband „Der Körper kehrt wieder“ (2020) und den Roman „Nach dem Gedächtnis“ (2020).

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International erfolgreiche Dichterin – Maria Stepanova

Stepanova, eine der international erfolgreichsten russischen Dichterinnen der Gegenwart, wurde 1972 in Moskau geboren, derzeit lebt sie im deutschen Exil. Von ihr sind zahlreiche Gedicht- und Essay-Sammlungen erschienen. Ihre Texte wurden in mehrere Sprachen übersetzt und mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Stepanova gehört zu den Unterzeichnern eines Appells russischsprachiger Schriftsteller an alle russisch sprechenden Menschen vom März 2022, innerhalb Russlands „die Wahrheit über die russische Aggression gegen die Ukraine zu offenbaren. Über das Leiden und die Verluste des ukrainischen Volkes. Über Zivilisten, die an­gegriffen und getötet werden.“

Gedichte als „Hallraum der Weltliteratur“

Stepanova werde „für die Unbedingtheit, mit der sie auf der poetischen Wahrnehmung der Welt besteht“ ausgezeichnet, heißt es in der Begründung der Jury. „Unablösbar in der Gegenwart und in der russischen Sprache von Alexander Puschkin über Ossip Mandelstam bis Marina Zwetajewa verankert, ist ihr Werk zugleich ein Hallraum der Weltliteratur, in dem Dante, Goethe und Walt Whitman ebenso anwesend sind wie Ezra Pound, Inger Christensen und Anne Carson.“ In ihrem Zyklus „Mädchen ohne Kleider“ aus dem gleichnamigen Gedichtband nehme Stepanova den weiblichen Körper in Schutz gegen das Machtgefälle zwischen Betrachter und Objekt, schreibt die Jury weiter. In der Gedichtreihe „Kleider ohne uns“ bette sie „die Kleidung als Chiffre des Lebens in einen perfekten Sonettkranz ein“. Und: „Ähnlich wie in ihrem grandiosen Roman ,Nach dem Gedächtnis’, der die eigene Familiengeschichte mit dem Rückblick auf den Stalinismus und den Zerfall der Sowjetunion verschränkt, betritt Stepanova im Zyklus „Bist du Luft“ das Reich der Toten. Ihr lyrisches Ich spricht in ein Grab hinein und verschmilzt mit der Kindheitslandschaft. In den Tiefenschichten lagern auch die Schlachtfelder des 20. Jahrhunderts und die Knochen der Gefallenen.“

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Preisverleihung zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse

Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung wird zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse am Abend des 26. April 2023 im Gewandhaus verliehen. Die Laudatio hält die Schweizer Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Übersetzerin Ilma Rakusa. Der Jury des Preises gehören Maike Albath (Literaturkritikerin und Autorin), Michael Lemling (Geschäftsführer der Buchhandlung Lehmkuhl), Lothar Müller (Literaturkritiker und Journalist), Daniela Strigl (Literaturkritikerin und Essayistin) und Gundula Sell (Referentin, Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus) an.

Der Preis wird seit 1994 jährlich vergeben und ist mit 20.000 Euro dotiert. In diesem Jahr hatte ihn der österreichische Schriftsteller Karl-Markus Gauß erhalten. Zu den Ausgezeichneten gehören Imre Kertész, Jurij Andruchowytsch, György Dalos, Martin Pollack und Ian Kershaw.

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Von lvz

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