Nachhaltigkeit

Später erster Schritt: Leipzig und Dresden planen CO2-Rechner für die Kultur

Stellten am Mittwoch in der Oper ihre Pläne für einen CO2-Rechner für die Kultur vor: Frauke Roth von der Philharmonie Dresden, Tobias Wolff von der Oper Leipzig, Skadi Jennicke vom Kulturamt Leipzig, David Klein vom Amt für Kultur und Denkmalschutz Dresden und Sven Börjesson von der Handwerkskammer zu Leipzig.

Stellten am Mittwoch in der Oper ihre Pläne für einen CO2-Rechner für die Kultur vor: Frauke Roth von der Philharmonie Dresden, Tobias Wolff von der Oper Leipzig, Skadi Jennicke vom Kulturamt Leipzig, David Klein vom Amt für Kultur und Denkmalschutz Dresden und Sven Börjesson von der Handwerkskammer zu Leipzig.

Leipzig. Am Ende der Pressekonferenz in der Oper Leipzig lässt ausgerechnet der Hausherr die Bombe platzen: Völlige Klimaneutralität im Kulturbetrieb, das werde man nicht schaffen, sagt Tobias Wolff und dämpft damit den Enthusiasmus, der in der Stunde zuvor herrschte. „Aber“, so fügt Wolff noch an, „es ist wichtig, dass wir uns auf den Weg machen hin zur Klimaneutralität.“

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Dieser Weg ist lang, denn das Ziel hoch gesetzt: Leipzig will Klimaneutralität bis 2040, und da ist die Kultur mitgemeint, und in Dresden haben sich Anfang letzten Jahres 37 Kulturbetriebe mit der Unterzeichnung einer Charta zu umfangreichen Nachhaltigkeitsmaßnahmen verpflichtet. Doch wo die Kultur, so Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Linke) beim Pressetermin, in vielen Dingen sonst eine Vorreiterrolle einnehme, tue sie das in Sachen Emissionen noch nicht.

CO2-Rechner nun auch für die Kultur

Um das zu ändern, muss zunächst grundlegend begonnen werden: bei der Erhebung von Daten, konkret der Bilanzierung eigener Emissionen. Was bislang schwer bis nicht machbar war, soll sich in diesem Jahr endlich ändern: mit einem CO2-Rechner für Kulturbetriebe, den Leipzig und Dresden gemeinsam auf den Weg bringen wollen.

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Für Privathaushalte und Betriebe gibt es derartige Rechner bereits, für die Kultur sind sie aber nicht oder nur stark eingeschränkt nutzbar. Was ist etwa mit Betrieben, die wie die Oper mehrere Spielstätten haben, oder solchen, die wie das DOK Leipzig gar keine besitzen, aber trotzdem tausende Menschen anziehen? Derartiges ist in den vorhandenen Tools nicht vorgesehen – aber im neuen. Es basiert auf dem etablierten „Energie-Tool“ (www.energie-tool.de) des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Beteiligt an der Entwicklung sind zudem IT-Unternehmen wie die WIPS-com GmbH und die CIGON-Großmann Ingenieur Consultant GmbH sowie das Fraunhofer-Zentrum.

Tool kostenfrei nutzbar

Der neue CO2-Rechner solle den Eigenheiten von Kulturbetrieben inklusive indirekter Emissionen etwa durch externe Zulieferer erfassen können, so David Klein vom Amt für Kultur und Denkmalschutz Dresden. Der Plan: Programmierung im ersten Quartal 2023, Anwendung im zweiten, sodass ab Herbst Klimabilanzen für alle Einrichtungen vorliegen, die die Datengrundlage für effiziente Veränderungen bilden. Das Ganze ist kostenfrei nutzbar und soll selbstverständlich auch über Dresden und Leipzig hinaus zur Verfügung gestellt werden. Auch mit wirtschaftlichem Mehrwert, denn für gewisse Förderprogramme sind hauseigene Klimabilanzen Voraussetzung.

Die Bedienbarkeit weicht allerdings ein Stück weit der Präzision: Grundlegende Daten für Strom- und Energieverbrauch liegen zwar in den Häusern vor, was jedoch das Publikum respektive dessen Anreise betrifft, müsse man sich mit Umfragen und „bestimmten Abstraktionen“ behelfen, so Frauke Roth von der Philharmonie Dresden.

Auch das Thema der potenziellen Verfälschung der Ergebnisse durch die Eingabe falscher Daten ist eines, für das es noch Klärungsbedarf gebe – am Ende komme es auf die Verantwortung des Nutzers an. Auch um eine mögliche Zertifizierung des Tools zu ermöglichen, erklärt Sven Börjesson von der Handwerkskammer zu Leipzig. Die Daten jedenfalls sollen bei der jeweiligen Einrichtung bleiben und bei Nutzung des Tools nicht öffentlich gemacht werden.

Was bedeutet das fürs Publikum?

Für die Betriebe kommt damit eine gewisse Mehrarbeit zu – für das Publikum hingegen ändert sich vorerst nichts, außer dass beim nächsten Opern-Besuch vielleicht gefragt wird, woher und wie man angereist ist. Welche Konsequenzen die Betriebe aus der Datenerhebung ziehen und ob sich damit Preise, Spielpläne oder Produktionen verändern, ist noch nicht absehbar. Frauke Roth stellt jedoch klar: Die Daten dürften nicht gegen die Kunst und deren Freiheit verwendet werden.

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Leipzig und Dresden gehen mit diesem, so Jennicke, „großen Gemeinschaftsprojekt“ einen Schritt voran – es ist allerdings ein später und nur der erste von vielen auf dem weiten Weg zur Klimaneutralität, die ja ohnehin, glaubt man Tobias Wolff, nur ein Ideal sei. Zumindest aber beschreiten ihn die zwei größten sächsischen Städte gemeinsam. Und nehmen vielleicht auch noch andere mit.

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