Shortlist

Das sind die 15 Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse

Preis der Leipziger Buchmesse: 15 Titel sind in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung nominiert.

Preis der Leipziger Buchmesse: 15 Titel sind in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung nominiert.

Leipzig. Am Donnerstag wird der Preis der Leipziger Buchmesse vergeben, seit Wochen stehen die Nominierten fest, jeweils fünf Autorinnen und Autoren in den Kategorien Belletristik, Sachbuch / Essayistik und Übersetzung. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. Jurychefin Insa Wilke wird in einer Pressemitteilung mit den Worten zitiert: „In diesem Jahr haben uns quer durch die Sparten die unterschiedlichen Ausdrucksformen fasziniert, mit denen einerseits Geschichte zum Spiegel gegenwärtiger Fragen wird und andererseits die unmittelbare Gegenwart befragbar und sichtbar wird in ihren Ambivalenzen und komplexen Konfliktlagen.“

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„Auf den Feldern sind Panzer liegen geblieben. Tierkadaver ziehen Scharen von Aasvögeln an, die aufschwirren, wenn wir uns nähern. Abgeschossene Kirchtürme, fast ein vertrautes Bild. Kalt und klar steht der Mond über den dächerlosen Häuserreihen, wenn wir aufbrechen“, schreibt Ulrike Draesner in ihrem Roman „Die Verwandelten“ (Penguin Verlag). In diesem dritten Teil ihrer Trilogie über Nachkrieg, Flucht, Vertreibung und Gewalt widmet sich Draesner, die seit 2018 als Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig lehrt, erneut dem Fortwirken von Traumata aus dem 20. Jahrhundert. Frauen aus drei Generationen kämpfen gegen Sprachlosigkeit und Scham an und finden zu neuem Lebensmut. „Die zeitlich und regional unterschiedlich gefärbte Sprache des Romans, die auch Humor kennt, führt drängend zu Fragen der Gegenwart“, lobt die Jury.

Bachs Tochter über Luise Gottsched

Neben Draesner ist Joshua Groß mit „Prana Extrem“ (Matthes & Seitz) nominiert, Dinçer Güçyeter mit „Unser Deutschlandmärchen“ (mikrotext). Clemens J. Setz schreibt in „Monde vor der Landung“ (Suhrkamp) über Peter Bender, der Anfang der 1920er Jahre in Worms eine neue Religionsgemeinschaft gründete und der Hohlwelt-Theorie anhing. Nach dessen Auffassung lebt die Menschheit nicht auf, sondern in einer Kugel. Die Jury sieht einen Menschen, „der glücklich bei sich und seinem Weltbild bleibt und zugleich versehrt und einsam ist“. Setz hat 2012 den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen mit „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“.

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Die in Köln lebend Angela Steidele macht in „Aufklärung. Ein Roman“ (Insel Verlag) die weitgehend unbekannte Dorothea Bach zur Erzählerin, älteste Tochter des Thomaskantors, die an ihre Freundin Luise Gottsched erinnert. Das heitere Porträt der Aufklärung führt ins Leipzig des 18. Jahrhundert, berichtet vom männerdominierten Geistesleben, von Musikern und Buchdruckern, Dichterinnen und Schauspielerinnen. Für die Juroren ein „nicht nur aufklärerisches Buch, sondern auch ein höchst gegenwärtiges, da es Debattenstoffe wie u. a. Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung verhandelt“.

Leipziger Buchmesse nominiert auch Biographisches und Identitätsdebatten

Über „Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus“ schreiben Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey in ihrem gleichnamigen Buch (Suhrkamp), einer, wie die Jury würdigt, „empirisch basierten Theoriebildung zur gegenwärtigen Verfasstheit der Gesellschaft“. Da ihr Ton dabei „nie herablassend, sondern immer grundlegend interessiert“ sei, trage das Buch zu einer Versachlichung der Debatte bei.

Jan Philipp Reemtsma hat mit „Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur“ (C.H. Beck) eine Biographie und zugleich Kultur- und Literaturgeschichte verfasst, Regina Scheer mit „Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ (Penguin) ein Porträt der jüdischen Kommunistin, die Zeitzeugin war einer permanenten Desillusionierung in Kaiserreich, Weimarer Republik, „Drittem Reich“, Exil und DDR.

Gedichte, Geschichte, Kritik auf der Buchmesse Leipzig

„Der grüne Krieg. Wie in Afrika die Natur auf Kosten der Menschen geschützt wird – und was der Westen damit zu tun hat“ (Ch. Links) heißt das Sachbuch, mit dem Simone Schlindwein sich Hoffnung auf den Preis der Leipziger Buchmesse machen kann. Birgit Weyhe schreibt in „Rude Girl“ (avant-verlag) über kulturelle Aneignung, Race und Gender. Für die Jury ein „unverzichtbarer Beitrag zu den Identitätsdebatten unserer Zeit“.

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In der Kategorie Übersetzung steht Nicole Nau auf der Shortlist, sie hat Zigmunds Skujiņš’ „Das Bett mit dem goldenen Bein. Legende einer Familie“ aus dem Lettischen übersetzt (mareverlag). Aus dem Arabischen haben Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi den Gedichtband „Grabtuch aus Schmetterlingen“ von Lina Atfah übertragen (Pendragon). Die Schriftstellerin Antje Rávik Strubel hat 2021 für ihren Roman „Blaue Frau“ den Deutschen Buchpreis bekommen, nun wird ihre Übersetzung der Gesellschafts- und Medienkritik „Wer hat Bambi getötet?“ von Monika Fagerholm (Residenz Verlag) aus dem Schwedischen gewürdigt. Johanna Schwering ist mit Aurora Venturinis „Die Cousinen“ (dtv) nominiert, sie hat den „harten aber niemals zynischen Roman“ aus dem argentinischen Spanisch übersetzt. Katharina Triebner-Cabalds Übertragung aus dem Französischen macht Max Lobes „Vertraulichkeiten“ (akono Verlag) für die deutschsprachigen Leser zugänglich, lässt sie an kamerunischer Geschichte und, so die Jury, „den fatalen spätkolonialen Spuren Deutschlands darin“ teilhabenteilhaben.

Info: Die Leipziger Buchmesse findet vom 27. bis 30. April statt, die Preisverleihung am 27. April um 16 Uhr in der Glashalle des Leipziger Messegeländes. Sie wird auf der Website www.leipziger-buchmesse.de gestreamt. Kurz zuvor können Besucher der Buchmesse die Nominierten vorab erleben. Die der Kategorie Belletristik um 11 Uhr, die der Kategorie Sachbuch/Essayistik um 12 Uhr – jeweils im Forum Literatur (Halle 4, B500). Die Übersetzerinnen sind um 13 Uhr im Forum International + Übersetzerzentrum (Halle 4, C407) zu hören. Alle Informationen auf preis-der-leipziger-buchmesse.de

LVZ

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