Leipzigs Musikalische Komödie bringt Korngolds „Lied der Liebe“ heraus
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Lili Wünscher und Adam Sanchez – hier in Lortzings „Casanova“
© Quelle: Leipzig report
Leipzig. „Ich wollte mal etwas Anderes versuchen“, sagte MuKo-Chefdirigent Stefan Klingele Anfang des Jahres zum Abschluss des Dirigenten-Workshops im Haus Dreilinden. Und zu diesem Behufe hatte er eine großartige Idee: Erstmals gab es beim Abschlusskonzert kein Nummernprogramm, sondern, von den Workshop-Teilnehmern aktweise dirigiert, ein ganzes Werk: Erich Wolfgang Korngolds „Das Lied der Liebe“ – 1931 im Berliner Metropol-Theater uraufgeführt und nach der Erstproduktion in die Mühlen der Geschichte geraten: Korngold floh vor den Nazis nach Amerika, wurde in Hollywood zum Soundtrack-Star – aber der größte Teil seines großartigen Schaffens versank im Vergessen. Und weil es da nicht hingehört, erschien „Das Lied der Liebe“ nun endlich auch beim Leipziger Label Rondeau auf CD – nicht als Dirigenten-Pasticcio, sondern aus einer Hand, aus der des Chefs Stefan Klingele.
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Das Lied der Liebe
© Quelle: Rondeau
Neu, anders, frisch
„Das Lied der Liebe“ ist vergessen – und doch kennt jeder die Musik. Denn diese Operette ist ein dreiaktiges Potpourri aus Material der Walzerfamilie Strauß. Und so ist eben doch so ziemlich jede Melodie bekannt, die da knapp anderthalb Stunden lang auf CD fand. Und doch klingt alles neu, anders, frisch, unverbraucht. Denn wenn der große Korngold etwas anfasste, dann trug es hinterher immer auch seine Handschrift. Beim Orchester der Musikalischen Komödie ist diese glanzvolle Musik bestens aufgehoben. Virtuos, sinnlich, augenzwinkernd und mit schönster Selbstverständlichkeit bringt es unter Klingeles inspirierendem Schlag die Partitur zum Klingen. Und auch an der Sängerfront wuchert das Haus mit fabelhaften Stimmen.
Phänomenaler Tenor
Das gilt vor allem für Adam Sanchez, der in der gewaltigen Partie des Grafen Richard auch auf Tonträger die Sterne vom Himmel singt. Um den Schmelz, die Klangschönheit, die Höhe, die Kultiviertheit, den Charme, den Bronzestrahl dieses Sängers dürfte manches große Haus die MuKo beneiden. Sein Edel-Organ und Lilli Wünschers Sopran finden allerdings kaum je wirklich zueinander. Zu unterschiedlich sind beider Farben und beider Bögen und, schlimmer noch, beider Intonations-Vorstellungen. Dagegen zeigen der fabelhafte Andreas Rainer und die wunderbare Mirjam Neururer als komisches Paar Gigi und Lori nachgerade prototypisch, wie man gemeinsam atmet, gestaltet – singt.
Hirnrissige Handlung
Als Erzähler bringt Chefregisseur Cusch Jung immerhin ein wenig Licht in die hirnrissige Handlung. Nötig wäre das nicht. Denn was man wissen muss, das erklärte Korngold auf den Spuren der Sträuße ausführlich in Musik. Und die lohnt unbedingt den Erwerb dieser auch klanglich recht wohl geratenen CD.
Die nächste Ausgrabung steht am 12. und 13. Januar an. Dann birgt Stefan Klingele – wieder in Kooperation mit dem Dirigentenforum des Deutschen Musikwettbewerbs – Leo Falls von Erich Wolfgang Korngold vervollständigte „Rosen aus Florida“. Karten (14–37 Euro) erhalten Sie u.a. bei der Ticketgalerie im LVZ Foyer, Peterssteinweg 19, im Barthels Hof, Hainstr. 1, in unseren Geschäftsstellen, über die gebührenfreie Tickethotline 0800 2181050 unter www.ticketgalerie.de oder an der Opernkasse sowie unter Tel. 0341 1261261.
Von Peter Korfmacher
LVZ