MDR-Matineekonzert im Gewandhaus
Grandiose kurze Chorsätze von Silvestrov und Schönberg sowie Góreckis lange „Sinfonie der Klagelieder“ im Matineekonzert der Leipziger Rundfunk-Klangkörper im Gewandhaus. Es dirigierte Karsten Januschke.
Leipzig. „Doch es wirkt ein ew’ger Glaube, Dass der Schwache nicht zum Raube Jeder frechen Mordgebärde Werde fallen allezeit“, heißt es in Conrad Ferdinand Meyers Gedicht „Friede auf Erden“. Ein frommer Wunsch, den Arnold Schönberg 1906/07 in Töne kleidete, die in ihrer harmonischen Komplexität noch einmal bündeln, wozu die Dur-Moll-Tonalität im Stande war. Gebracht hat es nichts: Sieben Jahre später fiel Europa wie im Rausch übereinander her, 32 Jahre später stürzte Deutschland die Welt in den Abgrund. Und der Umstand, dass vor zwei Wochen in Gestalt der Ukraine wieder ein Schwacher zum Opfer wurde von Putins frecher Mordgebärde, zeigt unmissverständlich, dass er denkbar fern ist, der „Friede auf Erden“. Umso eindringlicher steht dieser Appell am Ende des im Angesicht des neuen europäischen Krieges komplett umgebauten MDR-Matineekonzerts im überschaubar besetzten Gewandhaus.
Mystische Qualitäten