Leipziger Literarischer Herbst

Programmleiterin Franka Reinhart zieht Bilanz

„Houston – We have a reading“ beim Leipziger Literarischen Herbst: ein langer Abend mit Speeddating, Kurzfilm und Kurzgebackenem.

„Houston – We have a reading“ beim Leipziger Literarischen Herbst: ein langer Abend mit Speeddating, Kurzfilm und Kurzgebackenem.

Leipzig. Mit einem Mix aus Literatur, Musik und Film ist in der Gohliser Jugendkirche am Mittwoch die 22. Ausgabe des Leipziger Literarischen Herbstes zu Ende gegangen. Das Festival war eingebettet in die „Houston Week“, mit der 25. Jahre Städtepartnerschaft gefeiert wurden. Mehr als 3000 Besucher wurden bei 31 Veranstaltungen an neun Tagen gezählt. Das sind etwas mehr als im Vorjahr, obwohl ein Viertel weniger Termine im Programm standen. Die Übersetzerin Franka Reinhart (Jahrgang 1972) ist Programmleiterin des Festivals (gemeinsam mit Steffen Birnbaum). Im Interview zieht sie Bilanz.

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Programmleiterin des Literaturfestivals

Programmleiterin des Literaturfestivals: Franka Reinhart.

Sie waren zum ersten Mal als Programmleiterin beteiligt. Jetzt können Sie es ja sagen: War ein Besucherplus von Anfang an Ihr Ziel?

Nein. Ich bin an Bord gekommen wegen des USA-Schwerpunktes, der „Houston Week“, weil jemand gesucht wurde, der Kontakte zu den US-Autoren aufnehmen kann, die Sprache spricht. Ich habe zuvor schon Veranstaltungen organisiert, auf Stadtteilebene oder zum Hieronymus-Tag, jedoch noch nie in diesem Maßstab. 15 Monate habe ich daran gearbeitet – und ehrlich: Das Thema Besucherzahlen hatte ich dabei nicht auf dem Schirm.

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Sondern?

Mir war wichtig, ein junges Publikum zu erreichen. Und das ist gelungen. Auch ging es mir um eine besondere Festival-Atmosphäre, in der Verbindungen entstehen zwischen Autoren, Übersetzern, Publikum, Veranstaltern und Kooperationspartnern. Es ging darum, zeitgemäße Formate anzubieten, um nicht nur die üblichen Verdächtigen zu erreichen, die sich sowieso für Literatur interessieren. Elitäres Denken ist mir per se suspekt. Literaturakademische Auseinandersetzungen muss es auch geben – aber nicht nur.

Wie sehen zeitgenössische Formate aus?

Das ist natürlich abhängig von den Autoren und Themen. In einer stark von Medien geprägten Zeit genügt es nicht, etwas vorlesen zu lassen. Lesungen sollten Erlebnisse sein, einen Mehrwert bieten.

Ist das gelungen?

In zweierlei Hinsicht. Zum einen haben wir in der Festivallounge Luigi’s die Poetry-Slammerin Deborah D.E.E.P. Mouton aus Houston zusammengebracht mit dem Leipziger Kollegen Malte Rosskopf. Das hat sehr gut funktioniert, sie hatten gleich einen Draht und haben eine stimmige Performance auf die Bühne gebracht. Zum anderen hat die Podiumsdiskussion „Trump! Über die (Un)möglichkeiten von Satire“ gezeigt, dass auch so ein Thema in so einer Form angenommen wird. Über 50 Besucherinnen und Besucher waren in der Galerie KUB. Damit hatten wir nicht gerechnet.

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Sie meinen den Gegensatz von Unterhaltung und Diskurs?

Das darf ja sein, dass man sich bei einer Literaturveranstaltung gut unterhalten fühlt und nicht nur gebildet. Und Moderatoren kommt die bedeutsame Rolle zu, Brücken zu bauen zwischen den Autorinnen und Autoren und dem Publikum.

Die KUB-Diskussion war eine Kooperation mit der Lachmesse. Am Ende kam noch DOK Leipzig dazu. Zieht die Gleichzeitigkeit der Festivals auch Aufmerksamkeit ab?

Ich finde die Herausforderung okay, dass man das Publikum für sich einnehmen muss und nicht davon ausgehen kann, dass alles ein Selbstläufer ist. Und ich bin ein großer Fan von Kooperationen und Partnerschaften. Wenn sie gut funktionieren bringt das allen Beteiligten etwas. Es hat natürlich auch einen finanziellen Effekt. Zumal es das in den USA verbreitete private Sponsoring in Deutschland nicht gibt. Ich hab dort eine starke Verbundenheit zwischen Sponsoren und Künstlern erlebt, was zum Teil damit zusammenhängt, dass Sponsoren selbst Publikum sind. In den USA hat Kultur einen stärkeren Rückhalt in der Bürgerschaft.

Sie haben versucht, mit der Festivallounge Luigi’s einen Ort der Begegnung zu schaffen. Ist der Plan aufgegangen?

Es war nicht perfekt, hat aber als Treffpunkt funktioniert und war wichtig, den Festivalcharakter zu stärken. So wünsche ich mir das: dass auf menschlicher Eben etwas stattfindet. Dafür hat unser Team den Rahmen geschaffen. Rich Levy beispielsweise, Lyriker und Literaturförderer aus Houston, fand die Atmosphäre sehr bereichernd, auch das Aufeinandertreffen mit Übersetzerinnen und Übersetzern.

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Die ja einen eigenen Schwerpunkt hatten.

... und der hat das Potenzial, ausgebaut zu werden.

Das sagen Sie, weil Sie Übersetzerin sind.

Zum Beispiel der Abend mit Clemens Meyer als Moderator mit seinen Übersetzerinnen Roberta Gado und Katy Derbyshire im UT Connewitz: Der Saal war voll. Es gab spannende Geschichten zu erfahren, das Publikum hat sich gut unterhalten gefühlt. Das Experiment ist gelungen.

Von Janina Fleischer

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