Zynische Partygesellschaft im letzten Bühnenbild der großen Rosalie: Strauss’ „Salome“ feiert in der Regie Aron Stiehls Wiederaufnahme in der Oper Leipzig. Es dirigiert Christoph Gedschold.
Leipzig.Die Klarinette zündet die Lunte: Pianissimo, zwei Viertonfolgen, die die Tonalität aus den Angeln heben, zwischen cis- und gis-moll keinen Halt geben. Es dauert nicht lange, da changiert dieses gewaltige Tongemälde zwischen süffiger Scheinvertrautheit und unerhörter Neuigkeit. Und noch immer, gut 116 Jahre nach der Uraufführung in Dresden, fasst Richard Strauss’ „Salome“ die Zuhörerin, den Zuhörer an die Gurgel. Rund 100 Minuten lang, in Leipzig sind es am Samstag zur Wiederaufnahme gut 100, lässt sie nicht mehr los, rüttelt gewalttätig und schwül, überspannt und monströs, aber auch zart und sanft die Emotionen durch, die das Fin de siècle bereithielt. Und nie, wirklich niemals zuvor und hernach, hat die Kunst eine so breite Gefühlspalette genutzt wie zwischen Wagner und dem Ersten Weltkrieg. Selbst Strauss wurde es zuviel. Weswegen er nach „Salome“ mit „Elektra“ den Stachel noch ein wenig tiefer ins Fleisch bohrte – um dann im „Rosenkavalier“ das Licht anzuknipsen, heiter, abgeklärt, weise seine private Postmoderne einzuläuten.
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