Sechs Stunden Hits, Hits, Hits

Studie über DJ-Gagen: In Leipzig wird angeblich am wenigsten gezahlt

Gute Stimmung im Club, auf der Hochzeit oder auf der Firmenparty? Wenn ein guter DJ dabei ist: Kein Problem (Archivfoto)

Gute Stimmung im Club, auf der Hochzeit oder auf der Firmenparty? Wenn ein guter DJ dabei ist: Kein Problem (Archivfoto)

Leipzig. Gott ist ein DJ – wussten Faithless schon anno 1998 zu berichten und besangen den quasi-religiösen Charakter dieser Berufsgruppe. Offen ließen Faithless allerdings noch: Was verdient man als Predigerin oder Prediger in der Kirche für Bassverständnis eigentlich so? Sehr sehr viel, behaupten zumindest jene, die regelmäßig Listen zu den Bestbezahlten im Handwerk veröffentlichen. Calvin Harris, Skrillex, Tiësto und David Guetta stehen nachmittags ja überhaupt erst auf, wenn mindestens sechsstellige Summen ausgehandelt wurden. Doch ein Tiësto legt eben selten auch auf Hochzeitsfeiern in Eutritzsch auf und ist noch seltener am DJ-Pult in Connewitz anzutreffen. Insofern bleibt die Frage: Was wird hinter den Decks der Messestadt verdient, was sollte ein Partyveranstalter als Gage für gute Musiksachverständige einplanen?

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Antworten liefert jetzt „Check24“. Auf der gleichnamigen Webseite kann von Heizöl über Kleinwagen und Rasenmähern bis hin zum DJ alles verglichen und bestellt werden. Dabei fallen natürlich Kundendaten an, welche die Betreiber regelmäßig für eigene Studien auswerten. Aktuell wurden feilgebotene DJ-Jobs in den Fokus genommen, Datensätze von Dezember 2017 bis Mai 2018 extrahiert und dabei zehn Großstädte miteinander verglichen. Am Dienstag wurde die Top-Ten der DJ-Gagen nach Partyort veröffentlicht und ganz am Ende der Liste steht: Leipzig.

München Top – kein Berghain-Bonus

Durchschnittlich 394 Euro werden laut Studie in der Messestadt für einen vier- bis sechsstündigen DJ-Job bezahlt. Das sind genau 77 Euro weniger als im angeblichen DJ-Spitzenort München (471 €). Hinter der Heimat von „Bob Beaman Club“, „Roter Sonne“ und Co. an der Isar folgen das Elektronica-Mekka Köln (458 €) und die Stadt in Sichtweite des berühmten „Robert Johnson“ – auch bekannt als Frankfurt/Main (455 €).

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Am Ende der Auflistung von Check24 – nur ganz knapp über Leipzig – steht übrigens auch das German DJ-Mekka schlechthin: Berlin. In der Hauptstadt werden für eine Nacht mit feinster Musikunterhaltung laut der Studie im Durchschnitt nur 13 Euro mehr als an der Pleiße bezahlt. Auf sechs Stunden gerechnet, in denen wohl mindestens 72 Songs/Tracks durch die Boxen düsen, sind das lediglich 18 Cent pro aufgelegter Scheibe mehr. Kein echter Berghain-Bonus also, könnte man denken. Und als Leipziger DJ dann auch gleich lieber zu Hause bleiben.

Ein Lächeln in Leipzig

Und was sagen die Messestädter zur Studie? „Ich wurde ja bisher noch nie über Check24 gebucht, in der Regel läuft das auch eher über Mund-zu-Mund-Propaganda“, erklärt Miss Pepstein, die seit vielen Jahren in Leipzig als DJ aktiv ist und sowohl in Clubs, als auch auf Privat- und Firmenpartys auflegt. In etwa sei eine Preisspanne zwischen 300 und 500 Euro zwar realistisch. „Ich denke, in den meisten Clubs in Leipzig wird fürs ein- bis zweistündige Auflegen zwischen 100 und 150 Euro gezahlt – je nachdem, wie bekannt der DJ und wie groß der Club ist. Ich kenne aber auch einige Läden, die noch viel geringere Gagen als das bezahlen oder die überhaupt nichts geben“, sagt Pepstein.

Ähnliches berichtet auch Donis, der seit Langem nicht nur in den Subkulturen der Messestadt als Musik-Selektor zu Hause ist. „Ich hätte dafür gar keine Studie gebraucht. Wenn ich mit Kollegen in München, Hamburg, Köln oder Frankfurt/Main über die in Leipzig gezahlten Gagen rede, bekommen die so heftige Lachanfälle, dass man überlegt, den Arzt zu rufen.“ Sein Kollege Booga schmunzelt die Zahlen des Vergleichsportals auch weg und sagt am Ende nur: „Seitdem ich mein Label Defrostatica subventioniere, ruf ich natürlich Metropolentarife auf, Messestadt hin oder her.“

Die Studie im Netz: https://www.presseportal.de/pm/73164/3980534

Von Matthias Puppe

LVZ

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