Hüpfburg oder Gummizelle? In der Aufblas-Bühne spiegelt sich die Ambivalenz, die Katja Brunners ambitionierten Gesellschaftsentwurf „Kunst der Wunde“ durchzieht – uraufgeführt am Schauspiel Leipzig.
Leipzig. Die Aufblas-Architektur der steril weißen Guckkastenbühne ist immer beides gleichzeitig: Hüpfburg und Gummizelle, Sprungbrett und Treibsand, sicherer Boden und bedrohliche Bodenlosigkeit. Von den Ritzen werden fünf Figuren geboren und wieder verschluckt, sie springen und purzeln, balancieren und straucheln, fallen und stehen wieder auf in „Die Kunst der Wunde“ von Katja Brunner, eine Auftragsarbeit des Schauspiel Leipzig. Am Samstagabend war Uraufführung in der Diskothek.
Anna Brandstätter hat diese Bühne eingerichtet, auf der man mit kindlicher Freude am liebsten mitturnen will. Was zwar nicht geht, aber im übertragenen Sinn sind alle dabei, weil der Abend in einem Stimmen-Kaleidoskop Positionen einer heterogenen Gesellschaft einfängt. Die Bühne, man kann sie in diesem Gesellschafts-Kontext vielleicht auch als Sozialstaatsmetapher verstehen. Ein in die Jahre gekommenes System, das abfedert und auffängt und zugleich durch implizite Erwartungen lähmt und erstickt.