„Simpel“ – Irgendwo im Norden
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Vom Glück, einen Bruder zu haben: Der geistig behinderte Barnabas (David Kross), den alle Simpel nennen, liebt den Fahrtwindauf dem Moped seines Bruders Ben (Frederick Lau).
© Quelle: Universum
Hannover. Da schlurft Barnabas alias Simpel (David Kross) in Unterhose mit einer Papierkrone auf dem Kopf durchs Watt. Zieht seinen Stoffhasen in einer Zinkwanne hinter sich her, so als wäre er eine lebendig gewordene Figur des Kinderbuchschreibers Janosch. Nicht ganz ungefährlich: Sein Bruder Ben (Frederick Lau), rettet ihn vor der Flut, dann tanzen sie ein bisschen wie Anthony Quinn und Alan Bates in „Alexis Sorbas“. Und werfen sich lachend rücklings in den Schlickn. Vollendetes Glück, dass es nicht gäbe ohne Simpels Behinderung und Bens großes Herz.
Eine bittersüße Reise zum Ernst des Lebens
Dann stirbt die Mutter, Simpel soll ins Heim, Ben entführt ihn, um den problemflüchtigen, kalten Vater (Devid Striesow) in Hamburg in die Verantwortung zu nehmen. Klar, dass eine Odyssee daraus wird, die alte, bittersüße Reise zum Ernst des Lebens.
„Simpel“ ist witzig, traurig, zart und randvoll mit Abenteuern - ein Lehrgang zum Herzen, den Regisseur Markus Goller dem Zuschauer nie mit Kitsch zustellt. Kross ist großartig als enthusiastischer, unschuldiger Kindmann, Lau nicht minder anrührend als bester Freund, den ein Bruder haben kann. Zwei Typen, die das Kino mit ihrer Geschichte der Inklusion durch Liebe bereichern, wie es damals Arnie (Leonardo Di Caprio) und Gilbert Grape (JohnnyDepp) taten, irgendwo in Iowa.
Von Matthias Halbig / RND