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Glosse

Wasser-Hype im Bierzelt – Zeitenwende auf dem Münchner Oktoberfest?

Florian Silbereisen hätte fast den Fass-Anstich beim Münchner Oktoberfest verpennt.

Florian Silbereisen hätte fast den Fass-Anstich beim Münchner Oktoberfest verpennt.

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München. Den Deutschen wird viel nachgesagt, zum Beispiel, dass sie eine sehr enge Bindung zu Autos hätten. Das mag stimmen. Viel tiefgründiger aber wurzeln sie im Bier, das sie den Sumerern und Babyloniern verdanken. Früh hat sich hier die bräsige Brühe mit dem Übersinnlichen verbunden. Denn lange, sehr lange waren es Mönche, die das Zeug zusammenrührten.

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Mag sein, dass die Wahrheit im Wein liegt, wie die Lateiner behaupteten, im Bier liegt mehr: „Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisch Bier und das Reich Gottes kommt von ganz alleine“, soll Luther gesagt haben. Bisher war das Münchner Oktoberfest der beste Ort, um diesem Reich zu begegnen, das allerdings mindestens auch viel mit der Hölle gemein hat.

Auf dem Oktoberfest war Wasser ausverkauft. Wasser!

Doch blicken wir nüchtern auf die ersten Befunde der diesjährigen Ausgabe, so ergeben sich zarte Hinweise für eine Trendwende: Erst dreieinhalb Stunden nach dem Anstich am Samstag haben die Wiesn-Sanitäter den ersten „alkoholbedingten Totalausfall“ versorgt. Ein junger Mann aus den USA konnte nicht mehr gehen – das war um 15.38 Uhr. Für die Bierbrauer-Lobby ist das ein Alarmsignal: Wie die zuständige Aicher Ambulanz ausführte, sei das im Vergleich zu den Vorjahren extrem spät. 2022 musste die erste Bierleiche – eine junge Frau – schon um 14.07 Uhr behandelt werden. Was ist da los?

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Wie „Focus.de“ am Sonntag berichtete, war das Wasser im Hacker-Festzelt phasenweise ausverkauft, trotz Preisen von 11,60 Euro für den Liter. Das Wasser! Wiesn-Stammgast Günter Werner (80), seit 64 Jahren fast an jedem Tag im Schottenhamel-Zelt, will nach übereinstimmenden Medienberichten kürzertreten, vielleicht nur jeden zweiten Tag kommen und dann auch nur sieben bis acht Maß trinken, statt neun wie früher. Und, jetzt kommt’s: Florian Silbereisen hätte fast den Fass-Anstich verpasst, weil er „ein bisschen verschlafen“ habe, wie er einräumte.

Das war’s also mit Abendland und Leitkultur. Na denn ...

LVZ

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