Bahnhof-Baustelle

Brückenstufen zum Bahnsteig: Stadträte bezeichnen Altenburger Hürdenlauf als Skandal

Ab 11. Juni ist am Bahnhof Altenburg auf dem Weg zur S-Bahn zwingend Stufen steigen angesagt.

Ab 11. Juni ist am Bahnhof Altenburg auf dem Weg zur S-Bahn zwingend Stufen steigen angesagt.

Altenburg. Der sich abzeichnende Hürdenlauf am Altenburger Bahnhof stößt auf Reaktionen im politischen Altenburg. „Am Beispiel der jüngsten Berichte über den Behelfsbahnsteig am Altenburger Bahnhof zeigt sich wieder eindeutig: Inklusion und Barrierefreiheit bleibt oft nur ein schöner Traum in den Köpfen der Menschen und schlussendlich stehen dann nur Absichtserklärungen zu Buche“, beklagt Roger Schmidt von der SPD Altenburg. Auch die Stadtratsfraktion von Pro Altenburg reagiert in einer Presseerklärung konsterniert: „Wer regelmäßig Bahn fährt, ist bereits leidgeprüft und auch Gelegenheitsfahrer haben schon genug erleben müssen. Aber mit der Erreichbarkeit des Altenburger Bahnhofs legt die Deutsche Bahn AG die Messlatte für Leidensfähigkeit wieder ein Stück höher“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Tom Hornig.

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Brückensteigen ab 11. Juni

Wie berichtet, wird am 11. Juni ein Behelfsbahnsteig in Betrieb genommen, von dem dann zwei Jahre lang alle Züge abfahren, der allerdings nur über Treppenstufen erreichbar sein wird. Ein Problem unter anderem für Gehbehinderte, Radfahrer und Eltern mit Kinderwagen.

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„Ein Skandal“, findet Pro Altenburg. Und reibt sich vor allem an der Begründung für die Brückenlösung, die die Deutsche Bahn auf Nachfrage der OVZ gab: „... dass eine für alle Betroffenengruppen sinnvolle Alternative aus wirtschaftlichen Erwägungen durch die Deutsche Bahn AG nicht umgesetzt wurde“. Da werde dem externen Betrachter sofort klar, dass die „kleine“ Gruppe der Betroffenen wirtschaftlich keine großen Auswirkungen auf das Geschäft der Bahn habe. „Denn es geht nicht um die Wirtschaftlichkeit einer Rampe oder einer anderen Querungsmöglichkeit, sondern um den Fakt, dass die Betroffenengruppe zu wenig Einnahmen generiert, um Investitionen anscheinend überhaupt zu rechtfertigen.“

SPD Altenburg: „Schlag ins Gesicht“

Roger Schmidt und Torsten Rist von der SPD Altenburg vergleichen mit einem Schlag ins Gesicht, „dass sich der Projektleiter der Bahn mit den Worten zitieren lässt, es gebe keine wirtschaftliche Lösung. „Das postuliert einen Interessenkonflikt, der hier nichts zu suchen hat. Man muss an dieser Stelle in aller Deutlichkeit klarstellen, dass nicht der Rollstuhl oder Rollator behindert – im Gegenteil: Diese Hilfsmittel ermöglichen die Teilhabe –, sondern die Treppe.“

Die Kommunalpolitiker wollen die Bahn hier nicht aus der Pflicht entlassen. Die Stadtverwaltung müsse jetzt Betroffenen-Vertreter und die Entscheidungsträger der Bahn zusammenführen, „um als starker Partner ihrer Bürger an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten“, macht die SPD in ihrer Presseerklärung deutlich. „Die Deutsche Bahn mag der Bauherr sein, aber der Behelfsbahnsteig steht in unserer Stadt und unsere Bürger sollen von dort abfahren, aber eben dies können nicht alle. Dieser Zustand ist, auch mit Hinblick auf die Dauer von zwei Jahren, schlicht und ergreifend nicht tolerierbar und ein Musterbeispiel für Exklusion.“

Pro Altenburg: „Bahn hat gesellschaftlichen Auftrag“

Die Stadtratsfraktion von Pro Altenburg betont: „Die Deutsche Bahn AG als faktischer Monopolist hat den gesellschaftlichen Auftrag, die Mobilität der Bevölkerung sicherzustellen. Hierbei sind alle Teile der Bevölkerung gleichberechtigt eingeschlossen. Umfangreiche Regelwerke und Vorgaben zum Schutz von Behinderten und anderen beeinträchtigten Fahrgästen sind vorhanden und auch bindend für die Deutsche Bahn AG.“

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Pro Altenburg fordere daher die Stadtverwaltung und den Oberbürgermeister auf, die Zustände am Bahnhof mit der Bahn kritisch zu besprechen und eine Alternative zeitnah zu organisieren sowie hierbei wirtschaftliche Interessen als Ausschlusskriterium für eine Umsetzung nicht zu akzeptieren. OB André Neumann (CDU) hatte auf Anfrage der OVZ bereits angekündigt, das Gespräch mit der Bahn suchen zu wollen.

„Des Weiteren fordern wir die Deutsche Bahn AG auf, ihrer Verantwortung nachzukommen und zeitnah einen Alternativzugang zum neuen Gleis für Behinderte und andere in der Mobilität eingeschränkte Personen sowie für Fahrgäste mit Kinderwagen, schwerem Gepäck oder Fahrrädern einzurichten. Es kann nicht angehen, dass in unserer heutigen Zeit ein solches Vorgehen noch möglich ist und ohne Scham umgesetzt wird“, beklagt Tom Hornig.

Von LVZ

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