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Fachtagung

Europäisches Drohnenzentrum in Nobitz: Vision nimmt Gestalt an

Ralf Urlings und Holger Glur (v.l.) präsentieren ihre Drohnen in Nobitz.

Ralf Urlings und Holger Glur (v.l.) präsentieren ihre Drohnen in Nobitz.

Nobitz. In vielen Familien könnte eine Drohne unter dem Weihnachtsbaum liegen. Ein Fluggerät, das dank der Konstruktion beinahe kinderleicht zu steuern ist und mit dem sich tolle Fotos und Videos aus der Vogelperspektive aufnehmen lassen. Dass Drohnen nicht nur Spielzeuge sind, beweist das Militär, das zunehmend auf unbemanntes Fliegen setzt, aber auch die Industrie, denn unter anderem im Bereich der Sicherheit bergen Drohnen große Potenziale in weiten Einsatzfeldern. Darüber waren sich am Dienstag die fast 80 Teilnehmer bei den Drohnentagen auf dem Flugplatz Nobitz einig. Auch am Mittwoch sind die Experten auf dem Airport versammelt.

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Defibrillator-Transport via Drohne

Er erinnere sich an ein Hochwasser, referierte der erfahrene Drohnenpilot Axel Weckschmied. Eigentlich sei er mit seinem Equipment gebucht gewesen, um Seile von der einen zur anderen Uferseite zu fliegen. Standard in seinem Geschäft, zu dem das Verkabeln von Hochspannungsleitungen mittels Drohne in unzugänglichen Arealen zählt. Die Multicopter seien preiswerter als Hubschrauber, leiser und können auch dort arbeiten, wo Hubschrauber scheitern. "Dann gab es auf der anderen Uferseite einen Notfall, wo ein Defibrillator gebraucht wurde, der war aber auf unserer Uferseite." Er habe das medizinische Gerät angekoppelt und hinübergeflogen. Derlei Beispiele gab es am Dienstag zuhauf zu hören.

Drohnenflug zum Tower
Drohnenflug zum Tower

Drohnenpilot Axel Weckschmied zeigt auf dem Flugplatz Nobitz, was mit den Fluggeräten möglich ist.

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Doch die Anwendung der Drohnentechnik steckt noch in den Kinderschuhen, auch wenn die Entwicklung rasant Fahrt aufnimmt. Feuerwehren, die Polizei, das Technische Hilfswerk, die Johanniter und andere schickten Vertreter zum Drohnentag nach Nobitz, weil sie bereits diese Geräte nutzen oder kurz vor deren Einführung stehen. Doch allein mit dem Kauf einer Drohne ist es nicht getan. Die Einsatzkräfte müssen im Fliegen geschult werden, Hersteller müssen Neuentwicklungen testen und nicht zuletzt müssen bemannte und unbemannte Luftfahrt miteinander in Einklang gebracht werden, damit die Geräte sicher in der Luft unterwegs sind, ohne einander zu gefährden. Die Gefahr, die von Drohnen ausgehen kann, erschöpft sich nicht allein in der Möglichkeit von Zusammenstößen. Drohnen, selbst die Billigerzeugnisse aus dem Internet, können als Waffen missbraucht werden oder sind zum Spionieren genauso geeignet wie zum illegalen Beliefern von Häftlingen mit Drogen. Somit ist es auch nötig, eine Drohnenabwehr zu entwickeln und zu testen. Und für all das eignet sich der Flugplatz Nobitz.

Drohnenabwehrübung
Drohnenabwehrübung

Christian Gauer (r.) lässt eine Mitarbeiter der Johanniter seine Drohnenabwehrpistole ausprobieren. Sie schießt ein Netz auf das Fluggerät.

Eine Chance für die ganze Region

Deshalb soll dort ein Europäisches Drohnenzentrum (EDZ) aufgebaut werden, so die Vision und der Anlass hinter Veranstaltungen wie der am Dienstag. "Der Airport eignet sich wegen seiner Alleinstellungsmerkmale besonders, er ist 24 Stunden anfliegbar, wegen seiner langen Landebahn auch mit großen Jets, und noch dazu ist die unmittelbare Umgebung wenig besiedelt", schilderte Luftfahrtexperte Horst Schmittdiel, der seit über 20 Jahren auch Berater des Flugplatzes ist. Der Aufbau eines EDZ sei eine riesige Chance für den Airport und die Region. Um diese zu nutzen, sei es lediglich nötig, ein Management zu installieren, das Pakete schnürt – von der Nutzung der Flugplatzinfrastruktur über Hotelbetten bis hin zu Freizeitangeboten.

So groß wie die Potenziale sind, so groß ist auch der Zeitdruck, betont Schmittdiel mit Blick nach Bayern oder Sachsen, wo derlei Vorhaben schon weiter gediehen seien. Ein anderes Beispiel liefert der Flugplatz Cochstedt, den das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erwerben möchte, nachdem es sich auch den in Nobitz angesehen hatte. „Unsere Entscheidung für Cochstedt bedeutet nicht, dass wir uns nicht für Altenburg interessieren“, erklärte Christian Eschmann, Programmstratege Luftfahrt beim DLR. Genauso wenig wie das DLR seine zwei bisherigen Flugplätze nun wegen Cochstedt aufgebe. Außerdem sei das Thema Cochstedt noch nicht in trockenen Tüchern, so Eschmann zur OVZ am Rande des Drohnentags.

Fördermittel für Fachtagungen

Für diese und weitere Veranstaltungen stehen übrigens fast 40 000 Euro Bundesfördermittel zur Verfügung. „Der Tag heute ist nur eine von insgesamt vier Veranstaltungen, die damit finanziert werden konnten“, betonte der Wirtschaftsförderer der Gemeinde Nobitz, Hartmut Brühl. Wie er erläuterte, sei das Geld vor allem in die Honorare der Experten geflossen, die als Referenten Vorträge hielten.

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Von Jörg Reuter

LVZ

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