Über vermeintlichen Unwillen und Lethargie von Jugendlichen wird viel gelästert. Aber längst nicht alle finden Freude daran, Löcher in die Luft zu starren, sondern bauen lieber ihr eigenes Baumhaus. Und lernen dabei Lebenswichtiges, was in der Schule viel zu kurz kommt, findet LVZ-Mitarbeiterin Maike Steuer.
Altenburg. Inmitten von Futterschrotern und Blumen- und Gemüsepflanzenständen, Althergebrachtem und sehr vielen Menschen 50plus fiel der Stand mit Zuckerwattemaschine und Slush-Eis beim Altenburger Bauernmarkt im April total aus dem Rahmen. Noch dazu, weil dahinter eine Schar Kinder und Jugendlicher stand, die ich irrtümlicherweise für eine Abordnung eines Schulprojekts hielt. So eine Art Kuchenbasar de luxe. Doch weit gefehlt, denn die Gruppe um die Schwestern Charlotte und Greta war komplett in Eigenregie unterwegs und mit klarem Ziel am Start: ihre Baumhauskasse am besten bis zum Anschlag füllen. Mich hatten sie damit direkt beeindruckt, denn jeder mit ausgewachsenem Schweinehund zu Hause weiß, wie schwer es manchmal fällt, sich aufzuraffen, Dinge anzustoßen und vorwärts zu bringen.
Doch die Göhrener Mädels und Jungs haben Bock – und entdeckten beim Machen nicht nur ihren Unternehmergeist, sondern auch, wie im Falle von Charlotte, ungeahnte Talente. Weil sie sich selbst an Neues herantrauten, ihnen von den Erwachsenen aber auch etwas zugetraut wurde. Eine sehr wirkungsvolle Kombi, die nach Aussage der Jugendlichen im Schulalltag leider viel zu kurz kommt. Dort lernen sie zwar rechnen und hochkomplizierte Formeln lösen, aber eben keine Wege, um auf kreative Weise Geld für ihr eigenes Projekt zu verdienen oder unternehmerisch zu denken.