Todesfall

Andreas Waldow: Der Schwiegersohn von Kurt Biedenkopf ist tot

Lockwitztalbrücke

Andreas Waldow ist tot. Die Staatsanwaltschaft geht von Selbstmord aus.

DResden. Kurt Biedenkopfs Schwiegersohn Andreas Waldow ist tot. Wanderer haben den Leichnam des 55-Jährigen am Mittwochmorgen in Dresden-Lockwitz auf einer Wiese unterhalb der Lockwitzgrundbrücke gefunden. Nach ersten Ermittlungen gehen Polizei und Staatsanwaltschaft von einem Selbstmord aus. „Es ist richtig, dass er tot aufgefunden wurde“, bestätigte Lorenz Haase, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden, wen die geschockten Wanderer entdeckt hatten. Da mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Suizid ausgegangen werden müsse, sei eine Obduktion des Leichnams nicht angedacht, so Haase.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Gründe für den Suizid liegen völlig im Dunkeln. Bekannte hatten Waldow erst kürzlich im Kreise seiner Familie gesehen. Er habe völlig entspannt und gut gelaunt gewirkt.

Anwohner hat Polizei beobachtet

Ein Anwohner hatte am Mittwochmorgen beobachtet, dass die Polizei auf der etwas unterhalb eines Wanderwegs gelegenen Wiese mit Einsatzwagen angerückt war, sich aber nichts weiter dabei gedacht, wie er den DNN berichtete.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Schillernde Figur

Andreas Waldow am 8

Andreas Waldow am 8. August 2005 im Untersuchungsausschuss des Landtages zu den Affären um die Landesbank. Zuletzt hatte der 55-Jährige als Unternehmensberater gearbeitet.

Waldow gilt in Dresden als schillernde Figur. Unvergessen ist die Rolle von Biedenkopfs Schwiegersohn als Pressesprecher des Tutzinger Geschäftsmanns Ludwig Hausbacher, der 2004/2005 über viele Monate die Negativschlagzeilen im Freistaat dominierte. Grund war die Mitteldeutsche Leasing (MDL), eine Tochterfirma der skandalträchtigen Landesbank Sachsen, an der Hausbacher Anteile in Höhe von 49 Prozent hielt. Das Problem dabei war, dass die mit falschen Zahlen aufgehübschte MDL faktisch pleite war, ein Schicksal, das die Landesbank wenige Jahre später ebenfalls ereilte.

Sächsischer Wirtschaftskrimi

Höhepunkt einer ganzen Reihe von Affären und Affärchen waren die von Hausbacher von der Landesbank geforderten 140 Millionen Euro Schadenersatz. Grund: Die SachsenLB habe ihn „mit verschwörerischem Handeln“ vom Chefposten verdrängt. Und auch parlamentarisch war das Tauziehen Dauerthema. Grund: Die Abgeordneten befassten sich in einem Untersuchungsausschuss damit.

Dort sagte Waldow 2005 aus, der damalige Finanzminister Horst Metz (CDU) habe ihm am Rande des Landespresseballs bei Zigarren und Cuba Libre eine Summe von 35 Millionen Euro genannt, die der Freistaat an Hausbacher zu zahlen bereit sei. Endgültig brisant aber wurde das Ganze aus einem anderen Grund. Schließlich ging es bei dem sächsischen Wirtschaftskrimi nicht nur um Millionen, sondern auch um beinharte Politik. So bildete letztlich das tiefe Zerwürfnis zwischen Biedenkopf und dessen ungeliebtem Nachfolger Georg Milbradt (CDU) den Polit-Hintergrund für den gesamten Theaterdonner rund um die SachsenLB-Pleite sowie die insolvente MDL.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Biedenkopf versus Milbradt

Folge dieser politisch aufgeladenen Gemengelage waren gegenseitige Vorwürfe in Serie. Biedenkopf zum Beispiel warf seinem CDU-internen Widersacher in einem Brandbrief vor, dieser trage für das Landesbank-Desaster die „politische Verantwortung“ – und legte ihm gar indirekt den Rücktritt nahe; das Milbradt-Umfeld wiederum konterte mit dem unschönen Hinweis, Biedenkopf kümmere sich mehr um seine Familie als ums Land. Vetternwirtschaft nennt man das gemeinhin. Bei all dem spielte Waldow zwar nicht die zentrale Rolle. Allerdings hatte es doch stets den Anschein, als hätte Bikos Schwiegersohn im Hintergrund ein wenig mitgemischt. In letzter Zeit aber war der 55-Jährige kaum noch in der Öffentlichkeit zu sehen. Er arbeitete zuletzt von Zuhause aus als Unternehmensberater in Dresden.

Die Familie selbst wollte sich zu dem Unglück auf Anfrage nicht äußern. Waldow hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.

Sollten Sie selbst von Suizidgedanken betroffen sein, können Sie sich an die Telefonseelsorge in Deutschland unter den Nummern (0800) 111 0 111 oder (0800) 111 0 222 oder im akuten Fall an einen Notarzt wenden.

Von Uwe Hofmann, Dirk Birgel und Jürgen Kochinke

Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken