Schlechte Aussichten fürs Baden im Bockwitzer See bei Borna
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Der Bockwitzer See am Rande von Borna. Ob hier künftig offiziell gebadet werden darf, ist unklar.
© Quelle: Jens Paul Taubert
Borna. Der Tagesordnungspunkt klingt logisch. Wenn der Bornaer Stadtrat am 1. Juni, 18 Uhr, im „Goldenen Stern“ zusammenkommt, befasst er sich auch mit der Satzung über die Benutzung des Erholungsgebietes Bockwitzer See. Eine Formalie, schließlich soll der Strand am einstigen Tagebau offiziell zum Badegelände werden.
Im Behördendeutsch ist in diesem Fall vom Gemeingebrauch die Rede. In der Satzung wird beschrieben, was an einem „Freibad Bockwitz“ alles erlaubt ist – und was auch nicht. Erlaubt sein sollen etwa Schwimmen und Wasserschöpfen. Verboten sind hingegen Schwimmwettkämpfe sowie die Benutzung von Motorbooten.
Dass die Vorgaben am Ende eingehalten werden, dafür muss die Stadt Borna, die wie Nachbar Kitzscher Anrainerkommune des Gewässers ist, sorgen. So müssen Toiletten vorhanden sein. Zudem sind der Bau einer Treppe sowie einer Zufahrt und die Aufschüttung von Sand vorgesehen. Und mehr noch: „Wir werden auch einen Steg fürs Boot der Wasserpolizei errichten“, kündigt Oberbürgermeister Oliver Urban (SPD) an.
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Hinweisschilder am Bockwitzer See. Ob hier künftig offiziell gebadet werden darf, ist unklar.
© Quelle: Paul Taubert
Heftiger Widerstand aus Dresden
Allerdings steht die Frage, ob der am Ende tatsächlich gebraucht wird, damit die Ordnungshüter Badegäste kontrollieren können. Denn es gibt heftigen Widerstand aus Dresden gegen die Nutzung des Tagebaus, der von 1982 bis 1992 betrieben und in den Jahren 1993 bis 2005 geflutet worden war, als Badegewässer.
Dabei steht genau das schon seit 1996 als konkretes Ziel im Raum. Das Gelände aber befindet sich im Besitz der Sächsischen Landesstiftung für Natur und Umwelt (Lanu), deren Vorsitzender Sachsens Umweltminister ist, derzeit also Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen). Seine Stellvertreter sind der Finanz- und der Kultusminister, Hartmut Vorjohann und Christian Piwarz (CDU). Und die Stiftung hat durchblicken lassen, was sie vom Badebetrieb in Bockwitz hält: nämlich gar nichts.
Die Stiftung mit Sitz in Dresden verweist gegenüber den Behörden darauf, dass sich in der Bergbaufolgelandschaft Bockwitz über die letzten Jahrzehnte ein Lebensraum für besonders gefährdete und streng geschützte Tierarten entwickelt hat, die andernorts in Sachsen verschwunden sind. Auch in den Bereichen im Norden des Bockwitzer Sees, der als „Vorranggebiet Erholung“ ausgewiesen ist, habe sich eine reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt herausgebildet.
Dabei geht es etwa um Zauneidechsen und bestimmte Vogelarten. Die Stiftung fordert, sanitäre Anlagen vor Beginn der Nutzung als Badegewässer zu errichten. Das sei auch eine Folge der Erfahrungen vom Cospudener See, an dessen Nordufer geschützte Auenbiotope wegen fehlender sanitärer Anlagen aufgrund von Fäkalien über Jahre degradiert worden seien, wie es in einem Schreiben heißt.
Landesstiftung verlangt Besucherlenkung
Als Problem sehen die Fachleute der Landesstiftung auch das Röhricht, eine Pflanzengesellschaft am Rande des Sees. Demnach siedeln sich dort im Frühjahr geschützte Tierarten an, weshalb es während der Badesaison einen sensiblen Brutbereich darstelle.
Zudem verlangt die Lanu eine Besucherlenkung. Bei Verstößen gegen Vorgaben müsse interveniert werden. Eine künftige Kontrolldichte solle bereits im Voraus verbindlich festgelegt werden.
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Seit Jahren inoffizieller Badebetrieb in Bockwitz
Um die Erteilung des Gemeingebrauchs und damit die Zulassung des Badebetriebs, den es in Bockwitz bereits seit Jahren inoffiziell gibt, geht es bei einer Beratung am 25. Mai im Landratsamt des Landkreises Leipzig. Was immer dabei herauskommt: Dass in Bockwitz in den bevorstehenden Sommermonaten erlaubtermaßen gebadet werden darf, ist nicht allzu wahrscheinlich.
Abgrenzung von Badebereich und Naturschutzgebiet nötig
Dabei sah es für Wasserratten schon einmal besser aus, was den gestatteten Sprung in den Bockwitzer See anbelangt. So hatte die damalige Bornaer Oberbürgermeisterin Simone Luedtke (Linke) vor Jahresfrist im Rahmen einer Stellungnahme der Stadt dem Bauausschuss erklärt, dass sie noch für Sommer 2022 mit der Erteilung des Gemeingebrauchs rechnet.
Im August wurde dann klar, dass es damit nichts werden wird. Aus dem Landratsamt hieß es seinerzeit dazu, dass eine klare Abgrenzung zwischen Badebereich und Naturschutzgebiet nötig sei. Dafür seien Informationstafeln an Land und Bojen im Wasser die Voraussetzung. Die Bojen gibt es mittlerweile.
LVZ