Brot und Schokokuss an der Supermarkt-Rampe: Mit dem Tafel-Transporter im Muldental unterwegs
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Petra Tschurn und Steffen Tauchnitz sind ein Team: Die beiden sind regelmäßig mit einem Kleintransporter unterwegs und sammeln geschenkte Lebensmittel für die Tafel im Muldental.
© Quelle: Claudia Carell
Landkreis Leipzig/Grimma. Ein Kleintransporter mit dem Schriftzug „Tafel Muldental“ fährt am Montagmorgen kurz nach 8 Uhr auf der Landstraße von Grimma nach Nerchau. Am Steuer sitzt Steffen Tauchnitz. Der 58-Jährige ist gelernter Koch, nach mehreren Umschulungen arbeitet er seit 2017 für den Tafelverein Muldental.
Neben ihm packt Beifahrerin Petra Tschurn gerade einige Hustenbonbons und kleine Tüten Gummibärchen aus. „Nervennahrung für die Tour“, sagt die 69-Jährige gut gelaunt. Seit April ist sie im Ehrenamt bei der Tafel dabei.
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Mit der Spendenaktion „Ein Licht im Adent“ unterstützt die Leipziger Volkszeitung die Arbeit der Tafel-Vereine in der Region.
© Quelle: LVZ
Arbeitskraft verschenken und helfen
„Ich hatte eine schwere Zeit und da sagte mir jemand, ich könnte Unterstützung von der Tafel erhalten“, erzählt sie. „Da war ich dort und habe einen großen Beutel mit nach Hause genommen. Als ich den auspackte, hatte ich Tränen in den Augen.“ Unter anderem lagen Lachs, Champignons und ein wirklich teurer Käse auf ihrem Tisch, „das hätte ich mir damals nie geleistet“.
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Auf der Rampe am Supermarkt werden die Waren in die Tafel-Kisten sortiert.
© Quelle: Claudia Carell
Als es ihr wieder besser ging, wollte sie etwas zurückgeben, „ich war so dankbar“. Sie meldete sich beim Tafelverein in Grimma und sagte: „Ich möchte meine Arbeitskraft verschenken.“ Nach 42 Arbeitsjahren als Heilpädagogin im Kinderheim fährt sie nun mit auf Lebensmittel-Tour.
Viele Restposten in der Kiste
Der Kleintransporter stoppt auf dem Parkplatz vorm Supermarkt in Nerchau. Die Beifahrerin steigt flugs aus und betritt mit einem fröhlichen „Hallo!“ den Markt. Penny-Mitarbeiterin Annett Knobelsdorf hat schon alles vorbereitet.
Es gibt eine ganze Kiste abgepacktes Brot, viele Tüten Kartoffeln, Milch, zahlreiche Wurstpackungen, Joghurt und Käse. Oft steht darauf „Restposten“ oder „30 % billiger“. Auch Süßigkeiten wie Mandelgebäck sowie kleine Rosensträuße in verschiedenen Farben werden verschenkt.
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Katzenfutter in Tüten füllen
Einige Tüten Katzenfutter sind in dem Geschäft kaputt gegangen. „Wollt ihr das auch mitnehmen?“, fragt die Markt-Mitarbeiterin. „Klar, das packen wir in Extra-Tüten um, kein Problem“, meint die Ehrenamtlerin.
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Steffen Tauchnitz trägt in die Liste ein, welche Produkte es diesmal gab.
© Quelle: Claudia Carell
Entweder die Ware ist übrig oder nur noch teilweise zu gebrauchen oder das Mindesthaltbarkeitsdatum läuft bald ab, erklärt Steffen Tauchnitz. Er ist inzwischen an die Laderampe gefahren. Die Kisten mit den Waren werden vorab sortiert: Obst und Gemüse, Backwaren sowie alles für die Kühlung. Dann hieven die beiden ihre Ausbeute in den Transporter und rufen: „Vielen Dank und Tschüss bis zum nächsten Mal!“
Gute Zusammenarbeit mit Supermärkten
Schon viele Jahre klappt die Zusammenarbeit mit zahlreichen Supermärkten der Region prima, lobt der Tafel-Mitarbeiter. Vier Kleintransporter sind im gesamten Muldental für die Tafel unterwegs. Was es gibt, wisse man vorher nie. Es kann auch mal sein, dass es heißt: „Tut uns leid, wir haben heute nichts für euch.“
Das ist derzeit ein Problem der Tafeln deutschlandweit. Vielerorts wird es immer schwieriger, Lebensmittel einzusammeln, die Mengen schrumpfen deutlich. Günstige Produkte und Sparangebote sind gefragter denn je. Gleichzeitig steigt die Zahl der Bedürftigen.
Weniger Ware von Bäckereien
Montag, Mittwoch und Freitag fährt der Grimmaer Tafel-Mitarbeiter seine Tour. „Montag ist ein recht guter Tag, da ist oft vom Wochenende was übrig“, sagt er. Auch Großmärkte, eine Käserei und Bäckereien unterstützen den Verein.
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Sie sind für die Tafel Muldental unterwegs.
© Quelle: Claudia Carell
Allerdings haben es die Bäcker derzeit ganz schwer und können viel weniger als sonst abgeben, meint er. Ein Bäckermeister, der im vergangenen Jahr noch viele Stollen der Tafel schenkte, habe leider seinen Betrieb schließen müssen.
Acht Geschäfte auf einer Tour
Die nächste Station ist der Supermarkt in Trebsen. Weil an der Laderampe gebaut wird, gelangen die Lebensmittel in zwei Einkaufswagen zum Transporter. Diesmal gibt es auch viele Süßigkeiten, Schoko-Küsse sind hier übrig. Als alles im Fahrzeug ist, schaut Steffen Tauchnitz auf die Ware und meint zufrieden: „Zehn Kisten nach zwei Supermärkten ist gut.“
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Und weiter geht es. Heute stehen noch sechs Märkte auf dem Programm: vier in Wurzen, einer in Bennewitz und einer in Grimma. Bis gegen halb drei am Nachmittag wird die Tour dauern.
Jeden Montag und Freitag ist Petra Tschurn mit dabei. „Mir macht es Freude, auf diese Weise zu helfen“, meint sie. Nicht alle, aber viele Menschen, die zur Tafel kommen, seien dankbar. Man könne nie wissen, „welches Schicksal dahinter steht, wenn jemand Hartz-IV oder eine kleine Rente bekommt“.
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