Pegauer Feuerwehr: Noch nie hatten die Kameraden so viele Einsätze wie 2022
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ZA57E65A7JHVPM25TOSJI6IDS4.jpg)
Neun Mal mussten die Pegauer Kameraden im Jahr 2022 nach Unfällen ausrücken.
© Quelle: Feuerwehr Pegau
Pegau. Kaum ein Herbststurm, kein Hochwasser, keine großflächig umgestürzten Bäume, kein Waldbrand – und dennoch hat das vergangene Jahr die Feuerwehr Pegau mit allen Ortswehren an ihre Grenzen gebracht. Nie zuvor gab es so viele Einsätze wie 2022. Insgesamt 117 Mal mussten die Kameraden ausrücken – das entspricht einem Einsatz aller drei Tage. „Es war ein völlig verrücktes Jahr“, sagt Stadtwehrleiter Marco Becher rückblickend. Und das, obwohl es keinerlei herausragende Wetterlagen gegeben habe.
Dafür stechen zwei andere Ereignisse heraus: Brände und Verkehrsunfälle. Allein 23 Mal waren die Floriansjünger zu einem Feuer alarmiert worden. Einige davon waren weder ein Versehen noch ein Unfall, stattdessen hatte viele davon ein Brandstifter verursacht. „Ein Jugendlicher aus einem schwierigen Umfeld und mit häuslichen Problemen hat uns auf Trab gehalten“, erzählt Becher. Das sei allerdings aufgrund des Alters des Täters, der im Laufe der Monate hatte identifiziert werden können, nicht in die Öffentlichkeit gelangt. Dass sich eine solche Serie wiederholt, hält Becher derzeit für ausgeschlossen. „Der junge Mann hat sich dazu bekannt und bekommt nun Hilfe.“
Belastende Situation in der Sächsischen Schweiz für Feuerwehr Pegau
Wohingegen laut Becher die Zahl der Verkehrsunfälle, zu denen auch die Feuerwehren gerufen werden, wohl nicht sinken wird. Neun Unfälle stehen für die Pegauer Kameraden 2022 in der Bilanz. Tendenz steigend. „Einige Unfälle haben sich an der Kreuzung der B 2 zur Leipziger Vorstadt ereignet, darunter leider auch schwere“, sagt Becher. Er sieht ohnehin eine Unfallhäufung an eben dieser Kreuzung, rennt aber sprichwörtlich bei der Polizeidirektion Leipzig damit gegen verschlossene Türen.
Lesen Sie auch
- Kitzen droht Gefahr: Ortsfeuerwehr ist tagsüber nicht mehr einsatzfähig
- Unfallhäufung an der B2? Pegauer Feuerwehrchef bemängelt Kreuzungsbereich zur Leipziger Vorstadt
Als „spektakulär“ erachtet der Feuerwehrchef die Einsätze seiner Kameraden in der Sächsischen Schweiz im Sommer, wo sie geholfen haben, die schwerwiegenden Waldbrände zu löschen und einzudämmen. „Es war eine belastende Erfahrung für unsere Einsatzkräfte“, resümiert Becher. Darüber hinaus habe es zur gleichen Zeit einen sehr schweren Autounfall mit mehreren Verletzten in der Badstraße gegeben. „Das alles ist unglaublich kräftezehrend.“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/TXVKVR4HABA6NMM54UG7UR3UCQ.jpg)
Im vergangenen Sommer halfen viele Kameraden aus Pegau bei den Löscharbeiten in der Sächsischen Schweiz.
© Quelle: Feuerwehr Pegau
Einsatzbereitschaft der Feuerwehr Schkorlopp in Gefahr
Und noch etwas bringt die Feuerwehr Pegau an ihre Grenzen: Die Kitzener Ortswehr ist seit Monaten tagsüber nicht einsatzbereit, das gleiche Schicksal droht dem Pegauer Ortsteil Schkorlopp. Auch wenn die Kitzener Kameraden Zuwachs bekommen haben – und zwar sechs Floriansjünger –, „so ist die Kuh hier noch lange nicht vom Eis“, sagt Becher und begründet das mit der monatelangen Ausbildung, die noch absolviert werden müsse. Auch Schkorlopp habe Zuwachs bekommen, „aber über kurz oder lang müssen wir sie wohl auch abschalten, was die Einsatzbereitschaft tagsüber betrifft“.
Positive Entwicklung: Mehr Nachwuchs und ein hauptamtlicher Gerätewart
Dennoch: Pessimistisch will der Feuerwehrchef nicht in die Zukunft blicken. Zumal insgesamt 19 Neulinge in den vergangenen anderthalb Jahren in die Truppe gekommen sind. „Das ist eine positive Entwicklung, die wir sehr gerne sehen.“ Und noch etwas sorgt für einen Lichtblick bei dem Stadtwehrleiter: Die Stadt Pegau hat eine Stelle für einen hauptamtlichen Gerätewart bewilligt. Lange hatten das die Kameraden um Becher gefordert, „denn das ist im Ehrenamt nicht mehr zu leisten“.
Für dieses Jahr rechnet Becher noch mit einer weiteren Entwicklung, die für die Stadtwehr eine Erleichterung darstellt: mit dem Baubeginn für einen Anbau an die Fahrzeughalle. Der wird nötig für die Ausrüstung des Katastrophenschutzes: einen Rüstwagen, der schon da ist, einen Einsatzleitwagen, der bald geliefert werden soll, und Material wie Öl und Schläuche.