Medizin

Grimmaer Arzt versorgt Hollywood-Stars mit Anti-Aging-Wundercremes

Der Grimmaer Arzt Augustinus Bader (l.) hat eine Anti-Aging-Creme entwickelt, auf die Hollywood-Stars wie Kim Kardashian schwören.

Der Grimmaer Arzt Augustinus Bader (l.) hat eine Anti-Aging-Creme entwickelt, auf die Hollywood-Stars wie Kim Kardashian schwören.

Grimma/Klinga. Die Begegnung mit Augustinus Bader in der Villa hoch über Klinga im Muldental ist für den Reporter ziemlich aufregend. Er hängt sie gar so hoch, dass er Shirts und Shorts ausnahmsweise gegen Schlips und Kragen eintauscht. Ja, es ist ein besonderer, sehr persönlicher Moment für den Schreiber der Lokalzeitung. Vor genau 50 Jahren hat er monatelang mit einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung in der Außenstelle der Kinderklinik der Karl-Marx-Universität Leipzig in Klinga gelegen.

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Viel hatten ihm die Eltern von jener Zeit auf dem Senfberg berichtet. Er selbst kann sich an nichts erinnern. Er war damals ein Jahr alt. Nun erwartet ihn an jenem Ort seiner Rettung ausgerechnet der weltweit führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der Stammzellforschung, der Bahnbrechendes in der regenerativen Medizin geleistet haben soll und – fast wie nebenbei – eine Anti-Aging-Creme entwickelt hat, von der die Stars in Hollywood schwärmen.

„Ach, wären sie doch in kurzen Hosen gekommen“, winkt der Leipziger Universitätsprofessor ab. Der 59-Jährige macht so überhaupt keinen zugeknöpften Eindruck. Bei der Hitze gehe er auch lieber etwas luftiger. „Ich schwimme regelmäßig in den Naunhofer Seen, fahre – so oft es geht – mit dem Fahrrad zur Uni.“ Seit 2003 leitet Augustinus Bader den dortigen Lehrstuhl für Stammzellbiologie, den ersten seiner Art in Deutschland. Genauso lange sei er nun schon Eigentümer der Klingaer Villa – Wohnsitz, Forschungsstätte und von seiner Gattin Susanne geleitete Privat-Klinik zugleich.

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Koryphäe bei der Behandlung von Brandopfern

Als er hört, dass sein Gegenüber als kleiner Junge in dem Haus gesund wurde, berichtet er, dass er auch schon einigen Kindern geholfen habe: Zuletzt einem Mädchen in Thailand, das von ihrem Stiefvater mit kochendem Wasser übergossen wurde. Bader gilt weltweit als Koryphäe bei der alternativen Behandlung von Brandopfern. Schon als Student reiste er nach China, wo über offenem Feuer gekocht wurde und Verbrennungen an der Tagesordnung waren: „Seitdem wollte ich ein Verfahren entwickeln, wie große Wunden heilen – ohne Narben.“

Redakteur Haig Latchinian war als einjähriges Kind wegen einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung in der Außenstelle der Kinderklinik der Karl-Marx-Universität Leipzig in Klinga, in jener Villa, in der heute Augustinus Bader wohnt.

Redakteur Haig Latchinian war als einjähriges Kind wegen einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung in der Außenstelle der Kinderklinik der Karl-Marx-Universität Leipzig in Klinga, in jener Villa, in der heute Augustinus Bader wohnt.

Sein Ansatz: Die Reparatur im Gewebe selbst auszulösen, also im Körper, nicht im Reagenzglas. Nicht er sei der Wunderheiler, sagt Bader, sondern der menschliche Organismus selbst. Dieser wisse ganz genau, wie viele Zellen wie und wo nötig sind. „Wenn ich mich an der linken Hand schneide, wächst mir ja nicht an der rechten Hand mehr Haut nach.“ Im Reagenzglas funktioniere das nicht. Es müsse eine Kommunikation der Zellen untereinander geben, so die Ausgangsthese des Wissenschaftlers.

Die Creme der Stars

Von der Vogue über die Vanity Fair bis zur New York Times: Die internationale Presse feiert die laut Melanie Griffith „beste Gesichtscreme der Welt“. The Cream (Die Creme) und The Rich Cream heimsen aktuell etliche Preise ein. Von bis zu 18 hoch lukrativen Auszeichnungen ist die Rede. Die Leser der Instyle katapultierten The Cream auf den ersten Platz bei den Reader’s Choice Beauty Awards. Die Cosmopolitan kürte deren reichhaltiger formulierte Schwester The Rich Cream zur „besten Anti-Aging-Creme 2018“. Für das Männermagazin GQ ist sie die „beste neue Feuchtigkeitspflege“. Zahlreiche Promis wie Brad Pitt, Kim Kardashian, Demi Moore, Diane Kruger, Kris Jenner, Dakota Johnson oder Carla Bruni lieben die spezielle Creme made in Germany. Zehn Prozent des Erlöses aus dem Verkauf der Produkte (50 ml kosten deutlich über 200 Euro) kommen der Augustinus-Bader-Stiftung zugute. Diese möchte die Innovationen auch bedürftigen Menschen zugänglich machen.

Selbstheilung des Körpers wird aktiviert

Er habe die Sprache der Zellen inzwischen entschlüsselt, sagt der Professor, der im Laufe seiner 30-jährigen wissenschaftlichen Karriere mehr als 200 patentierte Schlüsseltechnologien erdachte. Alles dreht sich bei ihm um die Stammzellen. Diese vergleicht er mit einem Monteur, der zu seinem Kunden kommt, um dessen Waschmaschine zu reparieren. „Der Monteur weiß, was zu tun ist. Aber ohne Werkzeug keine Reparatur.“ Weil im Alter immer weniger Werkzeug zur Verfügung steht, müsse man die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren.

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Und genau hier setzt Baders Methode an. Er stattet den Waschmaschinen-Monteur, sprich die Stammzellen, mit Werkzeug aus. Der Therapiemix besteht aus Wachstumsfaktoren fürs Blut und körpereigenen Stammzellen, die aus dem Blut oder Knochenmark gewonnen werden. Botenstoffe des Immunsystems gehören ebenfalls dazu. Außerdem werde ein lokaler Sauerstoffmangel simuliert, damit der Organismus seine selbstheilende Maschinerie anwirft.

Das Wirkprinzip

Das Geheimnis der Cremes aus dem Hause Augustinus Bader besteht nach Herstellerangaben auf dem urheberrechtlich geschützten Trigger Factor Complex. TFC8 ist komponiert aus natürlichen Aminosäuren, wertvollen Vitaminen und synthetisierten Molekülen, wie sie auch in der Haut vorkommen. Der Komplex basiere auf einer Stimulation körpereigener Reparatur- und Kommunikationsprozesse. Die von Bader entwickelte Technologie gilt als die weltweit erste, die Regenerationsfähigkeiten über körpereigene Stammzellen aktiviert. Seine revolutionäre Wissenschaft gründet auf einer schlichten Erkenntnis: Der Körper selbst ist sein bester Therapeut. Ex-Leichtathlet Edwin Moses (USA), zweifacher Olympiasieger und Weltmeister, besuchte 2009 die Bio City in Leipzig. Professor Augustinus Bader informierte ihn über den neuesten Stand der Stammzelltherapie: Bader und sein Team sind in der Lage, zerstörtes Knorpelgewebe aus Stammzellen zu regenerieren.

Los Angeles, Paris, London, Klinga

Wenn es einem Forscher gelingt, schwer gezeichneten Brandopfern zu helfen, müsse es für ihn doch ein Klacks sein, etwas gegen altersbedingte Hautalterung zu erfinden. Und tatsächlich: Bader kreierte eine Creme oder – wie er es sagt – die Creme: The Cream beziehungsweise The Rich Cream. Die Stars aus Hollywood stehen inzwischen Schlange bei ihm. Auf seiner Visitenkarte sind nicht umsonst vier Orte vermerkt: Los Angeles, Paris, London und – Klinga.

Er ist ein viel gefragter Mann. Während des Gesprächs schaut er mehrfach aufs Handy. Plötzlich verlässt er das Zimmer. Nach einer Viertelstunde kommt er zurück, entschuldigt sich vielmals: „In 15 Minuten muss ich zum Flughafen.“ Ja, es stimme, Don Johnson sei schon in Klinga gewesen, gibt sich Bader geschlagen. Ach, es kämen so viele bekannte Leute, die er gar nicht alle aufzählen könne und – wolle. Einer seiner Patienten sei Richard Lugner, eine feste Größe der österreichischen High-Society, ohne den der Wiener Hofball undenkbar wäre.

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Wissenschaftler stammt aus Bayern

Als Kind und Klosterschüler habe er Waldhorn gespielt – bis zu sieben Stunden am Tag, erinnert sich der Professor. Ursprünglich wollte er Musiker werden. Noch lieber aber wollte er etwas wirklich Wichtiges tun. Also studierte er Medizin, in Deutschland, Italien, China, der Schweiz und den USA. Seine erste Station als Arzt war in einem kleinen Ort bei Augsburg. Ja, ja Augsburg. Das Licht der Welt erblickte der Tausendsassa in Augsburg. Im August. In jener Stadt, dessen römisch-antiker Name Augusta Vindelicorum war. „Da hatte mein Vater, Maurermeister Augustin, gar keine andere Wahl, als mich Augustinus zu nennen.“

Als Chirurg stieg er ein. Doch bald schon merkte er, dass dies nicht seine Profession sein würde: „Ein guter Chirurg ist erst dann richtig gut, wenn er die Handgriffe möglichst oft wiederholt. Aber genau das war nicht mein Ding. Ich wollte etwas Neues hervorbringen. Also ging ich in die Forschung.“ Seine erste Erfindung: Eine Maschine, die die Leber viel wirksamer entgiftete als Vorgängermodelle. In Niedersachsen leitete er Deutschlands erste Nachwuchsfördergruppe für Stammzellbiologie, bekam in Baden-Württemberg die erste Professur für Tissue Engineering (Gewebezüchtung) und ging schließlich nach Klinga.

Augustinus Bader lebt heute in der Villa des einstigen Großindustriellen Bleichert.

Augustinus Bader lebt heute in der Villa des einstigen Großindustriellen Bleichert.

Viel Geld in die Sanierung der Villa gesteckt

Der Reporter lustwandelt durch den blühenden Garten des herrschaftlichen Anwesens. Löwen aus Stein, dazu ein Halbgott der griechischen Sagenwelt und viele, viele Blumen. Der Schreiber stellt sich vor, in welchem Zimmer er selbst vor 50 Jahren wohl gelegen haben könnte.

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Nur seine Mutter durfte damals zu dem Kleinen. Vater und Geschwister mussten unten warten. Er habe viel Geld in die Sanierung des lange leerstehenden Hauses gesteckt, sagt der Professor. Es sei das einstige Wohnhaus Paul von Bleicherts.

Der Großindustrielle habe den väterlichen Betrieb in Leipzig zur weltweit größten Seilbahnfabrik entwickelt. Auf dem Senfberg bei Klinga ließ sich von Bleichert 1923 ein Landhaus mit großzügigem Park errichten. Nach dem tragischen Unfalltod seiner Frau verkaufte der Familienvater das Anwesen 1929 an die Stadt Leipzig. "So, nun muss ich aber wirklich los", sagt Augustinus Bader. Die Welt rufe. Und so schließt sich der Bogen – hier in Klinga, das nach Bleichert nun einen zweiten international geachteten Mann vorweisen kann.

Von Haig Latchinian

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