Die Fichte – im Colditzer Forst ist sie Geschichte
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Jan Wolfram in dicker, dunkelgrüner Fleece-Jacke mit dem Sachsenforst-Logo auf der Brust neben einer der vielen toten Fichten im Colditzer Forst.
© Quelle: Vincent Ebneth
Colditz. Jan Wolfram schreitet zielgerichtet durch den tiefen Schnee. Er kennt sein Revier wie seine Westentasche. Vor einem Baum bleibt der Leiter des Forstreviers Colditz stehen. Mit einem Ruck reißt er ein Stück der vertrockneten Rinde ab. „Diese Fichte ist tot“, sagt der Förster kühl und zeigt mit seinem Finger auf die Rückseite der Rinde. Diese ist übersät mit Rinnen, eingefressen vom großen kleinen Feind des heimischen Nadelbaums: dem Borkenkäfer.
Im Colditzer Forst sind gesunde Fichten schwer zu finden
Im Revier, zu dem der östliche Teil des Colditzer Forstes zählt, steht es schlecht um den Fichtenbestand. Innerhalb der vergangenen vier Jahre sei dieser von rund 16 auf unter ein Prozent gesunken, berichtet der studierte Forst-Ingenieur. „Der Anfang vom Ende der Fichte“, wie Wolfram es nennt, begann auf den Tag genau am 18. Januar 2018. Da zog Orkantief Friederike mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde über den Landkreis hinweg. „So etwas habe ich in dieser Dimension noch nicht erlebt“, erinnert sich der 39-Jährige.
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Nahezu alle Fichten seien umgekippt oder stark beschädigt worden. „Die Fichte wächst nicht sehr tief, nur rund einen Meter“, begründet Wolfram die vielen Entwurzlungen. 2019 und 2020 folgten langanhaltende Dürreperioden, was die Ausbreitung des Borkenkäfers an den beschädigten Fichten extrem begünstigte. Durch die zusätzliche Wasserknappheit und das kurze Wurzelwerk der Fichte hatte die Baumart keine Chance, sich vom Sturm zu erholen.
Förster Jan Wolfram über die Fichte im Revier Colditz
Wie steht es um die Fichte im Landkreis Leipzig?
© Quelle: Vincent Ebneth
Innerhalb von drei Jahren ist die Fichte quasi ausgestorben
„Uns war aber schon vor dem Sturm völlig klar, dass die Fichte keine guten Überlebenschancen bei uns hat. Sie gehört aufgrund ihrer Beschaffenheit ins Gebirge“, erklärt Jan Wolfram. Das Ziel sei es gewesen, den Bestand innerhalb von rund 20 Jahren geordnet auf ein Minimum zu reduzieren. Nun sei der Baum innerhalb von rund drei Jahren quasi ausgestorben. „Das wollten wir eigentlich nicht“, konstatiert Wolfram. Die Fichte wurde zu DDR-Zeiten viel gepflanzt, da sie schnell wächst und gutes Bau- und Brennholz liefert. Nun, mehr als 30 Jahre nach der Wende, ist ihre Zeit endgültig vorbei.
LVZ