Hubwagen und Heizgerät: LVZ-Spendenaktion möchte Tafel-Ausgabestellen helfen
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Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Bärbel Kettler (li.) reicht in der Bornaer Ausgabestelle, die zur Leipziger Tafel gehört, einen gefüllten Beutel über die Theke.
© Quelle: Jens Paul Taubert
Landkreis Leipzig. Die LVZ-Spendenaktion „Licht im Advent“ möchte die Tafeln im Leipziger Land unterstützen. Dazu gehören die Tafel Muldental mit fünf Ausgabestellen in Grimma, Colditz, Trebsen, Wurzen und Bad Lausick sowie die Ausgabestelle Borna, die von der Leipziger Tafel betrieben wird.
Die Spenden sind für konkrete Projekte gedacht. Die Muldentaler wünschen sich einen Hubwagen, bekannt auch als Ameise, womit man Paletten anheben und verladen kann. „Das würde unsere Arbeit sehr erleichtern“, sagte der Vereinsvorsitzende Christian Kamprad.
Weniger Lebensmittel aus Supermärkten
Denn zwischen Lager und Ausgaberaum in Grimma liegen rund 300 Meter. Bisher werden die Waren für das kurze Stück in einen Transporter geladen. Außerdem soll der Hubwagen generell beim Entladen von Paletten helfen.
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Hier wird Gemüse sortiert. Ein Problem der Tafeln sind zu wenige Lebensmittel.
© Quelle: Jens Paul Taubert
Arbeit erleichtern: Das ist derzeit ein großer Wunsch von Tafeln in ganz Deutschland. Denn seit Monaten gilt eher das Gegenteil. So wird es immer schwieriger, in Supermärkten Lebensmittel einzusammeln, die Mengen gehen merklich zurück. Die Tafel Muldental erhält im Vergleich zum vorigen Herbst nur noch die Hälfte an Obst, Gemüse, Brot, Nudeln, Käse und Wurst.
Mehr Bedürftige melden sich
Auf der anderen Seite gibt es mehr Bedürftige. Versorgte das zumeist ehrenamtliche Team im Frühjahr noch etwa 900 Personen, sind es Kamprad zufolge jetzt schon rund 1400. Jeden Tag rufen rund fünf Leute in der Tafel-Zentrale in Grimma an, um sich zu informieren oder gleich anzumelden.
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Auch in Borna soll das Spendenprojekt die Arbeit erleichtern. Im ehemaligen Heizhaus in der Angerstraße, wo der Tafel-Laden jetzt jeden Dienstag untergebracht ist, wird schon lange nicht mehr geheizt. Selbst bei Außentemperaturen um die zehn Grad fühlt es sich drinnen deutlich kälter an. „Das wird noch viel schlimmer“, sagte Grit Schöbel-Anger, Teamleiterin dieser Ausgabestelle, wo außerdem sieben Ehrenamtlerinnen arbeiten. Sie versorgen derzeit jede Woche rund hundert Erwachsene und fünfzig Kinder.
Ein Heizgerät für die Bornaer Ausgabestelle
Mit Luftgebläse oder Ölradiator sei in der großen Halle nichts auszurichten. Im vergangenen Winter half die Leihgabe einer Firma mit einem Gasheizer, „da wurde es etwas wärmer“. Nun gibt es den Wunsch, ein professionelles Heizgerät anzuschaffen. Außerdem wird ein Kühlschrank benötigt, um bestimmte Waren besser lagern zu können.
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Eine Schlange vor der Tafel-Ausgabestelle in Borna in der Angerstraße, dem ehemaligen Heizwerk der Städtischen Werke.
© Quelle: Jens Paul Taubert
Die LVZ-Spendenaktion möchte damit die Arbeit der Tafeln vor Ort verbessern – und Bedürftigen helfen. Eine davon ist Petra Kirmse (Name geändert). Jeden Dienstag kauft sie in Borna zwei Tüten voller Lebensmittel für fünf Euro. Voraussetzung dafür ist der Hartz-IV-Nachweis.
Scham wegen Hartz IV
Die 65-Jährige möchte ihren richtigen Namen nicht öffentlich lesen, denn: „Borna ist nicht groß, da kennt man sich. Und es hat ja doch was mit Scham zu tun, wenn man zur Tafel gehen muss.“ Sie sei hier wegen einer Krankheit. „Ich bekam Brustkrebs, wurde operiert, das hat mich im Leben völlig zurückgeworfen. Danach war ich nicht mehr arbeitsfähig.“ Schließlich erhielt sie Hartz IV.
Seit fünf Jahren kommt sie zur Tafel. „Damit kann ich viel Geld sparen, besonders jetzt, wenn alles so teuer ist“, sagte die Bornaerin. „Aus dem, was ich hier kriege, koche ich mir zu Hause was und friere auch ein. Wenn es mal was nicht gibt, kaufe ich das zusätzlich, meistens bei den Sonderangeboten in den Supermärkten.“
„Hier sind wir alle gleich“
Sie fühle sich jeden Dienstag bei der Tafel „nett aufgehoben, das Team ist sehr freundlich, im Laufe der Zeit hat man sich kennengelernt“. Auch zu anderen Hartz-IV-Empfängern bestehe ein gutes Verhältnis: „Hier sind wir alle gleich, auf dem selben Level. Sonst werden ja die Hartz-IV-Leute doch irgendwie abgestempelt.“
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Zum Teil hilft man sich auch gegenseitig. So hatte eine ältere Frau mal einen Wirbelbruch und konnte nichts tragen, Petra Kirmse hat sie viele Wochen lang unterstützt. Froh ist sie über das Angebot in ihrer Heimatstadt. „Hierher kann ich mit dem Rad fahren, das ist gut, der Bus wäre viel zu teuer.“
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