Mobile Häuser aus Altem Kranwerk Naunhof
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Nur drei Meter breit: Mario Huke in seinem Bauhaus, das er nun einrichten will.
© Quelle: Thomas Kube
Naunhof. Ästhetik soll ausschließlich von der Funktion eines Produktes geprägt sein, postulierte das staatliche Bauhaus, das am 12. April 1919 in Weimar gegründet wurde. 100 Jahres später schickt sich das Alte Kranwerk Naunhof an, dieses Prinzip mit neuen Impulsen weiterzuentwickeln. Es kreierte Wohngebäude, die durch ihre Konzentration auf das Wesentliche auffallen und trotzdem mehr können, als an einem festen Platz herumzustehen.
„Wie kann ich mich reduziert mit voller Funktionalität umgeben“, fragte sich Kranwerk-Inhaber Heiko Guter und begann mit seinem Tischlermeister Mario Huke zu experimentieren. Abwenden wollten sie sich von dem Prinzip, Flächen zu versiegeln und auf ihnen Häuser mit mehr als 100 Quadratmetern Wohnfläche zu errichten. „Dafür gehen mehr Ressourcen drauf, als ich für nötig halte“, begründet Guter. „Der ökologische Fußabdruck durch Materialeinsatz, späteren Unterhalt und Energieverbrauch ist größer, als ihn die Erde vertragen kann, wenn alle Menschen so viel Platz in Anspruch nehmen würden.“
Trends aus USA und Deutschland fließen ein
Neu ist dieser Gedanke nicht. So stießen die Kranwerker auf Trends, die sie in ihre eigenen Pläne einfließen lassen konnten. Aus den USA, wo es dazu gehört, häufig den Arbeitsort zu wechseln, schwappte die Idee der Tiny Houses nach Europa herüber, mittlerweile vertreibt sogar Tchibo bundesweit derartige Minihäuser auf Rädern. "In Bayern entsteht schon eine ganze Siedlung aus solchen Gebäuden", weiß Huke zu berichten.
Der 40-Jährige kennt genauso die deutschen Wagenburgen. "In ihnen wohnen Menschen, die sich entschieden haben, auf kleinstem Raum zu leben", schildert er. "Diese Tradition und jene der Tiny Houses nahmen wir auf, setzten uns mit einem Architekten zusammen und schufen unsere eigenen Bauhäuser, die der Gesetzgebung genügen."
Rechtliche Vorgaben beachtet
Laut deutschem Recht darf – allein schon aus hygienischen Gründen – niemand à la Peter Lustig in einem Zirkuswagen oder in einer Gartenlaube dauerhaft sein Dasein fristen. „Ein Wohnhaus muss mindestens 25 Quadratmeter groß und beheizbar sein sowie über Sanitäranlagen und eine Abwasserentsorgung verfügen“, nennt Huke einige Aspekte. „Wir unterliegen der Bauordnung und Energiesparverordnung.“
Wert auf Ökologie gelegt
Hinzu kamen eigene ökologische Ansprüche. „Wir haben viel geforscht und recherchiert, um Kunststoffe weitestgehend zu vermeiden“, führt der Tischlermeister aus. Bei der Elektroinstallation ergab sich keine Alternative, ebenso bei unverzichtbaren Stahl-Verbindungselementen. Zu 85 Prozent bestehen die Häuser aber aus Holz der Region und zu zehn Prozent Lehm, mit dem die Innenwände verputzt sind.
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Das Bauhaus von außen: Es besteht zu 85 Prozent aus Holz und kann wie ein Container verladen werden.
© Quelle: Thomas Kube
Es handelt sich nach Hukes Worten um Mobilhäuser in Modulbauweise. Sie lassen sich einzeln nutzen oder zu größeren Einheiten zusammensetzen und benötigen keinen TÜV wie Tiny Houses, weil sie nicht selbst fahren, sondern wie Container verladen werden. Das Material kostet pro drei Meter breitem Modul 25 000 bis 30 000 Euro, hinzu kommt die Eigenleistung“, rechnet Mario Huke vor, der sich momentan sein Heim in der Freizeit selber zimmert.
Zum Nachahmen empfohlen
Bestimmt sind die Häuser fürs eigene Personal und nicht für den gewerblichen Verkauf. "Wir sind eine Veranstaltungsfirma und keine Hausbaufirma", stellt Heiko Guter klar. Dem 56-Jährigen liegt aber daran, dass Andere die Idee nachahmen. "Im Sommer wollen wir deshalb zu einem Vortrag einladen, in dem wir die Häuser empfehlen."
Ihm geht es darum, die wahrhaftige Bedeutung von Nachhaltigkeit zurückzuholen und in seiner ursprünglichen Intention zu leben. „Das Marketing für Produkte hat sich des Begriffs längst bemächtigt, um dem Kunden ein unbedarftes Kaufen zu suggerieren“, kritisiert er. „Vielfach steckt nach unserem Dafürhalten aber nur ein Greenwashing dahinter.“
Von Frank Pfeifer
LVZ