Bennewitz diskutiert zentrales Wärmenetz
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Teil des Quartierskonzeptes: das Bennewitzer Rathaus.
© Quelle: Ines Alekowa
Bennewitz. Der Würstchenduft fehlt. Bernd Laqua, Bürgermeister in Bennewitz (parteilos), steht zu Beginn der Informationssitzung im Ratskeller am Rednerpult und stellt eine der Fragen des Abends: „Wo ist der Grillmeister?“. Gelächter im Saal. Man kennt sich in Bennewitz, nach der Veranstaltung steht noch gemeinsames Grillen auf dem Programm. Erst mal geht es jedoch um einen nachhaltigen und effizienteren Umgang mit Energie in Bennewitz und Mark Ottendorf.
„Ökonomischer und ökologischer“
Wie das erreicht werden kann, lässt die Gemeinde derzeit von dem Beratungsunternehmen Tilia GmbH Leipzig überprüfen, das auf der Sitzung auch den Zwischenstand der Analyse vorstellt. „Das Konzept, das wir am Ende vorschlagen, muss für alle Seiten ein Gewinn sein“, sagt Klaus-Joachim Pfeuffer von Tilia. Ökonomischer und ökologischer solle die Energieversorgung in Bennewitz werden. Dazu gehört sowohl die geplante Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED, wie auch die Suche nach sinnvollen Flächen für Photovoltaik und lokalen Energiequellen. Das größte Potential sehe man dabei bei dem Unternehmen Rath, das in Mark Ottendorf feuerfeste Materialien herstellt und dabei mehr Energie freisetzt, als es für den Produktionsprozess braucht. „Wir haben hier den großen Nutzen, dass wir mit dieser Energie Teile der Kommune mit Wärme versorgen können“, so Pfeuffer. Für Rath ist das von Vorteil, denn momentan bläst das Unternehmen seine überschüssige Energie buchstäblich in die Luft.
Nahwärmenetzwerk soll Rathaus und Grundschule versorgen
Geplant ist ein Nahwärmenetzwerk, an das erst kommunale, aber perspektivisch auch private Gebäude angeschlossen werden. Diese Möglichkeit betrifft vorerst nicht ganz Bennewitz. Als wirtschaftlich realistisch stuft das Quartierskonzept nach derzeitigem Stand die Anbindung des Rathauses, der Wohnblöcke bis zur Bahnhofsstraße 10, der Grundschule und des Horts ein. Außerdem sei denkbar, einige Blöcke um die Firma Rath in Mark Ottendorf zu versorgen. Der Anschluss von Schullandheim und Kita lohnten sich dagegen wahrscheinlich nicht, meint Paul Münzner von Tilia.
Haushalte sollen von günstiger Energie profitieren
„Für Privathaushalte ist das ein freiwilliges Angebot“, betont Bürgermeister Laqua. „Wir wollen die Bürger motivieren, mitzumachen –also müssen wir besser sein, als das, was sie im Moment haben“. Dazu gehöre auch, günstiger zu sein als der bisherige Wärmelieferant. Laut einer Beispielberechnung von Tilia kostet die Versorgung eines Einfamilienhauses mit Nahwärme etwas weniger bis genauso viel wie der Betrieb einer Erdgasheizung. Dazu falle der Aufwand für Wartungskosten weg und auch um schwankende Preise oder einen Kessel im Keller müsse man sich keine Gedanken mehr machen. Die ankommende Energie sei außerdem grüner, da für sie keine endlichen Ressourcen verwendet würden, erklärt Paul Münzner. So sei es etwa bei einer Sanierung oder einem Neubau einfacher, die Vorgaben der Bundesregierung zu erreichen.
Noch ist nichts beschlossen
Bernd Laque ist von dem Quartierskonzept überzeugt. Jetzt gelte es nur noch, auch die Einwohner in Bennewitz und Bad Ottendorf zu mitzunehmen. Immerhin – nachdem zu dem ersten Treffen im August nur vier Bürger erschienen waren, kamen diesmal zehn. Sie wollten vor allem wissen: Was passiert, wenn Rath als Energielieferant ausfällt? Dann trägt das Risiko der Investor, sagt Andreas Franke, Geschäftsführer der VNG ViertelEnergie GmbH und bringt sein Unternehmen als möglichen Kapitalgeber ins Spiel. Bis November soll das Quartierskonzept fertiggestellt sein und die Maßnahmen feststehen. Dann muss der Gemeinderat über die genaue Umsetzung entscheiden.
Von Hanna Gerwig