Kirche strafft Strukturen in und um Brandis
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Mit Unterschrift und Siegel: Im Gemeindesaal wurde der Vertrag von Vertretern aller Kirchgemeinden und den Pfarrern unterzeichnet.
© Quelle: Ines Alekowa
Brandis.Sieben Kirchgemeinden (KG) im Nordwesten des Muldentals rücken enger zusammen. Ihr Zusammenschluss zu vier Schwesternkirchen wurde am Mittwochabend feierlich besiegelt. Der Vertragsunterzeichnung durch die Kirchvorstände im Brandiser Gemeindesaal war eine gemeinsame Andacht in der Stadtkirche vorausgegangen. Der Vertrag tritt – nach Genehmigung durch die Landeskirche – am 1. Januar 2020 in Kraft.
Er sieht vor, dass Brandis-Polenz und Beucha-Albrechtshain unter Leitung von Pfarrer Steinert als jeweils eine Kirchgemeinde bestehen bleiben. Machern, Leulitz mit Zeititz und Altenbach gehen mit der von Pfarrer Martin Handschuh betreuten KG Bennewitz-Püchau zusammen. Die drei KG Borsdorf-Zweenfurth, Panitzsch sowie Gerichshain-Althen sind bereits seit 2014 Schwestern und bilden künftig eine von Thomas Enge geleitete Kirchgemeinde.
Kirche reagiert auf rückläufige Mitgliederzahlen
Der regionale Zusammenschluss ist Teil großer Strukturveränderungen in der sächsischen Landeskirche
in diesem und im kommenden Jahr und Ergebnis einer dreijährigen Diskussion. „Überall werden sich Gemeinden zusammenschließen“, sagt der Brandiser Pfarrer Christoph Steinert, der im Strukturausschuss des Kirchenbezirkes Leipziger Land mitgewirkt hat. Grund ist vor allem die rückläufige Anzahl der Gemeindemitglieder. Im neuen Verbund sind es zur Zeit rund 4200. „Aber schaut man auf die demografische Entwicklung, werden es im Jahr 2040 wahrscheinlich nur noch 2200 sein“, rechnet Steinert vor. Die Vorgaben der Landeskirche seien deshalb auch deutlich. „Es müssen Verbindungen mit mindestens 4000 Gemeindemitgliedern entstehen, damit nicht nur kurzfristig, sondern auf Jahrzehnte in Strukturfragen Ruhe einkehrt.“
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Pfarrer in Brandis: Christoph Steinert.
© Quelle: Thomas Kube
Größte anstellende Kirchgemeinde ist Borsdorf
Für größere Einheiten spreche zudem, dass sich die Pfarrer besser gegenseitig vertreten können. Und die Kirche könne qualifizierten Mitarbeitern wie Kantoren und Gemeindepädagogen, die bisher vielleicht nur eine halbe Stelle mit entsprechendem Gehalt hatten, nun bessere Konditionen anbieten. „Es soll also keinesfalls gekürzt werden“, betont Steinert. Für Machern sei sogar eine Verbesserung in Sicht. Hatte Pfarrerin Barbara Lötzsch, die seit 2018 eine deutsche Gemeinde in Budapest betreut, nur eine halbe Stelle, so soll diese jetzt auf 100 Prozent erhöht werden, vorausgesetzt, Machern und Püchau-Bennewitz vereinen sich. „Die Stelle ist im Moment vakant, aber ausgeschrieben“, weiß Steinert. Anstellende Kirchgemeinde wird als größte übrigens die Borsdorfer sein.
Kirche stärkt mit neuer Struktur Ehrenamt
Ansonsten sind die Kirchgemeinden gleichberechtigt. „Deshalb haben wir uns auch für ein Schwesternkirchverhältnis entschieden, weil in diesem jede Kirchgemeinde relativ selbstständig bleibt. Mit eigenem Kirchenvorstand und Haushaltrecht kann sie so unter anderem bestimmen, welche Baumaßnahme als nächste in Angriff genommen werden soll“, erklärt Steinert. Ein Kirchspiel dagegen habe nur einen gemeinsamen Vorstand, vor Ort könne nichts beschlossen werden. „Das Ehrenamt, das wir stärken wollen und ohne das bei uns nichts ginge, würde bei einer Zentralisierung verlieren“, zeigt sich Steinert deshalb mit der jetzigen Lösung zufrieden.
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In der Brandiser Stadtkirche fand vor der Vertragsunterzeichnung eine Andacht statt.
© Quelle: Ines Alekowa
Regionalgottesdienst und Weltgebetstag gemeinsam gefeiert
Die Zusammenarbeit beginne im Übrigen nicht bei Null, verweist der Pfarrer auf den Regionalgottesdienst, für den in diesem Jahr Brandis der Gastgeber war. Der Weltgebetstag wird zusammen gefeiert, vergangene Woche besuchten die Konfirmanden im Rahmen einer gemeinsamen Freizeit den Bundestag. Und das „Kirchenfenster“ ist jetzt schon ein Gemeindeblatt für alle außer Borsdorf. „Und es soll auch nicht erweitert werden, weil es sonst zu unübersichtlich wird“, sagt Steinert. Was noch denkbar ist, darüber wird monatlich einmal ein Verbundausschuss mit Vertretern aus jedem Kirchenvorstand beraten.
„Für die Gemeindemitglieder selbst halten sich Veränderungen in Grenzen“, versichert Steinert. Die Pfarrämter bleiben bestehen. Und es gelte weiter der Anspruch, „die Kirchen so weit wie möglich zu nutzen und Gottesdienste und Konzerte anzubieten“. Das unterstrichen auch Kirchensanierungen wie in Albrechtshain, aktuell in Altenbach und demnächst in Brandis.
Von Ines Alekowa