Diskussionsrunde

Richard Schröder spricht in Wurzen zur Flüchtlingspolitik

Der Theologe Richard Schröder spricht am Montag in Wurzen zur Flüchtlingspolitik.

Der Theologe Richard Schröder spricht am Montag in Wurzen zur Flüchtlingspolitik.

Wurzen. "Angst vor Fremden ist per se weder rassistisch noch faschistisch. Die Angst, fremd im eigenen Lande zu werden, geht sehr tief und erregt ungemein. Diese Angst ist auch nicht unanständig..." Am größten sei die Angst vor Fremden dort, wo man kaum Erfahrungen mit Fremden habe: "Viele sehen aber auch die sozialen Probleme von Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil und möchten diese Probleme nicht bei sich zu Hause haben." Mit ihren "10 Thesen für ein weltoffenes Deutschland" sorgen die Bürgerrechtler Eva Quistorp, Gunter Weißgerber und Richard Schröder derzeit für bundesweite Beachtung.

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Veranstaltung ist Beitrag zur Verständigung

Einer der drei Autoren, Theologieprofessor und SPD-Politiker Richard Schröder, kommt am Montag nach Wurzen. Auf Einladung von Pfarrer Alexander Wieckowski spricht er 19.30 Uhr zum Thema "Wir nehmen Flüchtlinge auf – Aber zu welchen Bedingungen?" Vermittelt wurde der prominente Gast von Christoph Mike Dietel, damals Mitbegründer der SDP, heute Kritiker der Flüchtlingspolitik und Vorsitzender des Neuen Forum Wurzen (NFW). "Er ist als Christenmensch mit dem Wunsch an mich herangetreten, so eine Diskussionsrunde in der Kirche stattfinden zu lassen – als Beitrag zur Sache und zur Verständigung, nicht zur Polarisierung", betont Wieckowski. In der Tradition des Herbstes '89 sei er bereit, als Einlader das Gotteshaus für alle zu öffnen, so der Pfarrer. Es gehe ihm nicht um eine Verbrüderung mit dem NFW, sondern "um Kommunikation und ein Signal der Gesprächsbereitschaft".

Pfarrer besteht auf Einhaltung von Regeln in der Kirche

Unumstritten sei der Abend in seiner Kirchgemeinde nicht, räumt der Geistliche ein: „Auch wenn einem die Meinung des anderen nicht immer gefällt, so sollte man sie doch gelten lassen und sie nicht gleich niederschreien.“ Wieckowski halte nichts von Einteilungen, etwa in Gutmensch und Rassist. Er wünscht sich eine muntere Debatte, jeder sei willkommen und könne mitdiskutieren. Der Pfarrer weist jedoch daraufhin, dass es in der Kirche ungeschriebene Gesetze gebe: „Ausdrücke für Flüchtlinge wie Pack, Dreck oder Mist werde ich nicht dulden. Es sind Menschen, denen ein nicht unbeträchtlicher Teil unserer Gemeinde engagiert hilft.“ Obwohl er selbst in der dramatischen Wendezeit noch ein Jugendlicher war, schätze er Richard Schröder doch sehr, so der Wurzener Pfarrer: „Es ist das Einfühlungsvermögen eines Willy Brandt, wie er sich mit Dingen auseinandersetzt, und es ist die Klarheit der Gedanken eines Helmut Schmidt, wie er sie wieder zusammenführt – Schröder könnte uns gerade jetzt in Wurzen helfen.“

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Schröder ist im Herzen Sachse geblieben

In der ersten freigewählten Volkskammer fungierte Schröder 1990 als SPD-Fraktionsvorsitzender. Zwar lebt der 74-jährige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Nationalstiftung im Süden von Berlin, und doch ist er im Innersten auch Sachse geblieben: „Ich wurde in Frohburg geboren, mein Vater Gideon war privater Apotheker. Meine Schwester lebte eine Zeit lang dort, noch immer habe ich Bekannte da und war auch zum Klassentreffen eingeladen.“ Wurzen sei ihm natürlich ein Begriff. Regelmäßig bekomme er Zeitungsausschnitte zugeschickt, die politisch motivierte Gewalt in der Stadt lasse ihn nicht kalt. Und: Er nehme die Einladung gern an. Die „10 Thesen“ werden bei seinem Vortrag sicher eine Rolle spielen. An einer Stelle heißt es etwa, dass gerade jetzt Weiterbildungen in allen Bereichen der Gesellschaft nötig seien: „Deutschland verträgt Zuwanderung gut – aber nicht übermäßig große Zuwanderung in kurzer Zeit. Das verträgt überhaupt kein Land dieser Erde gut.“

Von Haig Latchinian

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